Die Skulpturen des Bildhauers Aristide Maillol galten bislang meist als Paradefall einer gelungenen Verbindung klassischer und moderner Formlösungen, als Sinnbilder eines überzeitlichen Körperideals. Maillols Inszenierung des weiblichen Körpers führt jedoch in ein anderes, politisches Bezugsfeld visueller Kultur der Moderne: Die Entstehungsgeschichte der Ethnographie. Deren Methoden der Beschreibung, psychologischen Einordnung und musealen Inszenierung von Artefakten etablierten sich im engen Austausch mit Künstlern, Kunstkritik und Kunstwissenschaft. Die detaillierte Analyse der Skulpturen…mehr
Die Skulpturen des Bildhauers Aristide Maillol galten bislang meist als Paradefall einer gelungenen Verbindung klassischer und moderner Formlösungen, als Sinnbilder eines überzeitlichen Körperideals. Maillols Inszenierung des weiblichen Körpers führt jedoch in ein anderes, politisches Bezugsfeld visueller Kultur der Moderne: Die Entstehungsgeschichte der Ethnographie. Deren Methoden der Beschreibung, psychologischen Einordnung und musealen Inszenierung von Artefakten etablierten sich im engen Austausch mit Künstlern, Kunstkritik und Kunstwissenschaft. Die detaillierte Analyse der Skulpturen Maillols und ihrer Rezeption in Deutschland und Frankreich zwischen 1890 und 1937 lässt erkennen, wie weitgehend sein Werk Teil des modernen ästhetischen Diskurses um das Fremde war. Zwischen Artefakt, Fetisch und Denkmal lieferten Maillols weibliche Akte fassbare Vorgaben für ein universal gedachtes französisches Identitätsmodell.
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Autorenporträt
PD Dr. Gabriele Genge, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Psychologie in München, Graduiertenkolleg Freiburg im Breisgau, Promotion 1996 mit einer Arbeit zur französischen Salonmalerei des 19. Jahrhunderts, 1997-2005 Assistentin am Seminar für Kunstgeschichte der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Habilitation 2005, seitdem Privatdozentin, tätig an den Universitäten Düsseldorf und Trier. Forschungsschwerpunkte sind u. a. Wahrnehmungsgeschichte der Skulptur, transdisziplinärer Körperdiskurs der Moderne, postkoloniale Kunst und Kunstwissenschaft, Konzeptkunst der 1960er Jahre.
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