Giacomo Casanova (1725 - 1798) gilt zahlreichen Schriftstellern der Frühen Moderne als Inbegriff des 'Abenteurers', der ein gelungenes 'gesteigertes Leben' repräsentiert. In der Gestalt Casanovas wird jener Lebenskünstler erkannt, der die Intensität der Gefühle verkörpert sowie ein Leben im Augenblick. Autoren wie Rilke und Hofmannsthal sehen in Casanova die 'vitalistische' Gestalt. Dabei entfaltet sich die Ideologie des Vitalismus als Sinnstiftungsangebot, um der empfundenen Krise - der bürgerlichen Norm und Alltagswelt - das 'Leben' entgegenzuhalten. In der Bestimmung der Epochenideologie läßt sich Arthur Schnitzlers Werk einordnen. Im Besonderen seine Novelle Casanovas Heimfahrt (1918) zeigt Schnitzlers Auseinandersetzung mit der Abenteurerfigur Giacomo Casanova. In der Darstellung des gealterten Lebemannes Casanova reagiert Schnitzler auf diesen Vitalismusdiskurs der Epoche und das durch Zeitgenossen stilisierte Bild Casanovas. Der Frage, inwiefern Schnitzlers Casanovafigur der Epochenideologie, dem Idealbild des 'Lebenssteigerers' entspricht oder aber vielmehr zur Figur des 'gescheiterten Lebens' demontiert wird, will dieses Buch nachgehen.