Arzthaftung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Mit den Ausweitungen der richterlichen Spruchpraxis und einer intensivierten rechtswissenschaftlichen Diskussion bildet sich ein eigenständiger Haftungskomplex heraus. Christian Katzenmeier unternimmt eine Gesamtschau der Grundlagen und Grundfragen des Arzthaftpflichtrechts. Er beleuchtet den demographischen Hintergrund, spezifiziert die Rechtsgrundlagen, die Haftungsgründe und die vielfältigen verfahrensrechtlichen Fragen, verdeutlicht das Ineinandergreifen und Zusammenwirken der Vorschriften unterschiedlicher Rechtsgebiete, diskutiert alternative Lösungsmodelle und unterbreitet eine Fülle an Vorschlägen zur Fortentwicklung des geltenden Rechts. Der vorliegende Band bietet eine umgreifende Dogmatik des gewachsenen deutschen Arzthaftungsrechts, unter Einbeziehung der Ideengeschichte und der wichtigsten ausländischen Rechtssysteme. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Verschuldensprinzip. Ausgehend von der grundsätzlichen Entscheidung der Väter des Bürgerlichen Gesetzbuches werden die fortwährenden Abschwächungen der Culpa-Doktrin im sozialen Rechtsstaat infolge der Normierung immer strengerer Pflichtenprogramme und immer weiter gehender Beweiserleichterungen betrachtet, sowie die in der 'Risikogesellschaft' zunehmend erhobenen Forderungen nach einem Übergang zu einer Gefährdungshaftung oder einer Versicherungslösung diskutiert. Christian Katzenmeier erhellt die Bedeutung des Verschuldensgrundsatzes für eine freie, verantwortungsbewußte, wagnisbereite, sorgfältige Berufsausübung des Arztes. Er zeigt, daß das Haftungssystem des BGB ausbaufähig und flexibel genug ist, um auch in einer Zeit, in der sich technischer Fortschritt, gesellschaftliche Veränderungen sowie neu artikulierte Vorstellungen und Bedürfnisse in einem dynamischen Prozeß wechselseitig beschleunigen, medizinische Behandlungsschäden angemessen zu verarbeiten und diese jeweils interessengerechten Lösungen zuzuführen.