Die junge Ash hat den plötzlichen Tod ihrer Mutter noch nicht verwunden, als ihr Vater erneut heiratet und kurz darauf ebenfalls stirbt. Zu allem Übel hat er ihrer Stiefmutter einen Haufen Schulden hinterlassen, die Ash nun abarbeiten muss. Das behauptet zumindest die Stiefmutter. Und so wird aus
Ash - der einst behüteten Tochter eines Kaufmanns und einer Kräuterfrau - eine Dienstmagd, während…mehrDie junge Ash hat den plötzlichen Tod ihrer Mutter noch nicht verwunden, als ihr Vater erneut heiratet und kurz darauf ebenfalls stirbt. Zu allem Übel hat er ihrer Stiefmutter einen Haufen Schulden hinterlassen, die Ash nun abarbeiten muss. Das behauptet zumindest die Stiefmutter. Und so wird aus Ash - der einst behüteten Tochter eines Kaufmanns und einer Kräuterfrau - eine Dienstmagd, während ihre beiden Stiefschwestern die schönsten und teuersten Kleider tragen, um sich möglichst bald einen passenden Bräutigam angeln zu können.
Das kommt Euch bekannt vor? Kein Wunder. Ashs Name erinnert schließlich nicht zufällig an Aschenputtel. Ihre Geschichte ist ganz bewusst an das Märchen angelehnt. Auch der weitere Verlauf der Handlung (Besuche am Grab der Mutter, der rauschende Ball im Schloss inklusive Tanz mit dem Königssohn) orientiert sich stark an der Vorlage der Gebrüder Grimm. Mit dem Unterschied, dass Ash ihr Glück nicht in den Armen eines Prinzen findet, sondern in denen einer Frau. Hinzu kommen die fantastischen Elemente, die Malinda Lo in ihre Version des Märchens eingebaut hat.
So flüchtet sich Ash in ihrer Verzweiflung immer wieder in Aberglaube und Fabelgeschichten, die ihre Mutter, die noch fest an Feen glaubte, ihr als Kind erzählte. Auf einem ihrer Streifzüge durch den Wald trifft Ash dann tatsächlich auf einen Feenmann, den mysteriösen Sidhean. Obwohl er sich weigert, sie ins Feenreich zu überführen und so von ihrer trostlosen, irdischen Existenz zu erlösen, freunden sich die beiden an. Als Ash die königliche Hofjägerin Kaisa kennen lernt und Sidheans magische Hilfe in Anspruch nimmt, um Kaisa auf eine Jagd begleiten zu können, muss sie jedoch erfahren, wie gefährlich es ist, mit einem Feenmann Geschäfte zu machen…
Die Idee, das Märchen einmal neu zu erzählen und aus dem armen Aschenputtel eine starke junge Frau zu machen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt statt auf ihren Prinzen zu warten, hat definitiv ihren Reiz. Problematisch ist allerdings, dass den allermeisten Lesern die Handlung in den Grundzügen bekannt ist und so zieht sich gerade der Anfang ziemlich in die Länge, weil man ja genau weiß, dass zunächst einmal beide Elternteile sterben müssen, bevor es mehr oder weniger losgehen kann. Interessanter wird die Geschichte mit dem Auftreten von Kaisa im zweiten Teil, wirkliche Spannung kommt aber auch hier nicht auf. Ständig werden kurze Feensagen eingeschoben, die Ash liest oder erzählt bekommt. Diese zeugen zwar von der Fantasie der Autorin und sind durchaus nett zu lesen, gleichzeitig bremsen sie den Leser aber auch immer wieder aus.
Lange Zeit ist darüber hinaus unklar, welche Rolle Sidhean und die Feen eigentlich spielen. Dass Sidhean und Ash sich anfreunden, wird zwar erzählt, so richtig mitverfolgen darf man ihre Annäherung allerdings nicht. Ohnehin bleibt über die gesamten 268 Seiten stets eine gewisse Distanz zwischen dem Leser und den Figuren bestehen. Ich kann mir aber vorstellen, dass Malinda Lo dies beabsichtigt hat, da Märchenfiguren ja auch eher schablonenhaft angelegt sind, sodass ich ihr die etwas blassen Figuren nicht so recht übel nehmen mag, zumal sie nicht nur eine wunderbar düstere, märchenhafte Atmosphäre schafft, sondern auch die Liebesgeschichte zwischen Ash und Kaisa sehr feinfühlig und in absolut richtigem Maß erzählt. Am Ende griffen dann auch die beiden Handlungsstränge besser ineinander als ich anfangs erwartet hatte, sodass ich in diesem Punkt wieder versöhnt war, wenngleich ich mir eine etwas weniger simple Auflösung gewünscht hätte.
FAZIT: Malinda Los Debüt lediglich als »Märchen vom lesbischen Aschenputtel« zu bezeichnen, wird der Geschichte keinesfalls gerecht. Trotzdem fehlen insgesamt betrachtet einfach ein paar Höhen und Tiefen.