Die vorliegende Studie untersucht "Geschichte im Gedicht" (Walter Hinck) am Paradigma des Nationalsozialismus. Gegenstand der Untersuchung sind Gedichtbände, die 1980 publiziert wurden. Die Texte, die sich mit dem historischen Thema beschäftigen, sind zum Teil Jahre vor dem ausgewählten Untersuchungsjahr entstanden, publi¬ziert wurden sie aber zu einem Zeitpunkt, als sich der gesellschaftliche Diskurs über den Nationalsozialismus wandelte: Schweigen und Verdrängung allmählich abge¬löst wurden von einer rigoroseren Wahrnehmung des so¬genannten "Dritten Reiches". Erinnert sei an die Fernsehserie "Holocaust", die im Winter 1979/80 ausgestrahlt wurde und deren Wirkung die "Die Zeit" mit den Worten kommentierte: "Eine Nation ist betroffen."Die Untersuchungsergebnisse zeigen, daß sich einige Autoren sehr intensiv mit dem historischen Thema be¬schäftigen, für andere die Erinnerung an den Nationalsozialismus aber nur mehr eine flüchtige Reminiszenz ist. Im Zentrum der Arbeit und der literaturwissenschaftlichen Analyse steht die Frage: Wie erinnern wir uns, wenn wir uns erinnern?Grundlage der Arbeit bildet ein Textbestand von 143 Gedichtbänden, die 1980 in der Bundesrepublik Deutschland, der DDR, der Schweiz und Österreich erschienen sind.
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