Vor 500 Jahren erschütterte eine Kulturrevolution die westliche Welt, vergleichbar mit dem Siegeszug des Internets im 21. Jahrhundert: Martin Luthers Bibelübersetzung, massenhaft reproduziert via Buchdruck-Technologie. Tausende verkaufter Exemplare allein in den ersten Wochen, Stückpreis anderthalb Gulden, wofür Bauern ein ganzes Kalb hergeben musste.Wurden religiöse Schriften bis dato von Mönchen mühselig mit Tinte und Feder auf Pergament gekritzelt, Kostbarkeiten auf Latein, so war dem einfachen Pöbel nun auf Deutsch zugänglich, was bis dato nur der Latein entziffernde Klerus verstand. Religiöse Schriften für jedermann, mit beweglichen Lettern auf billigem Papier verbreitet.Parallel zur ersten gedruckten Bibel brachte man Neuauflagen alter griechischer und arabischer Lehrbücher der Astronomie und Astrologie unters Volk , bislang kirchlicher Zensur unterworfen und in klösterlichen Giftschränken verwahrt - in Auflagen, die Luthers Bibelübersetzung beinahe übertrumpften. Die »Astronomia Teutsch«, eine Sammlung altrömischer Schriften, 1.400 Jahre zuvor erstmals erschienen, war im 16. Jahrhundert das, was man heutzutage »Bestseller« nennt.