Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.2016Weltumspannende Herzhaftigkeit
Wirklich viel weiß man nicht über unseren fünften Geschmackssinn. Was soll das sein, dieses Umami? Ist unsere Zunge wirklich dafür gebaut? Und dann heißt es auch noch so japanisch. Übersetzen kann man Umami mit "herzhafte Köstlichkeit", und diese kommt in aller Welt vor, auch außerhalb des Verbreitungsgebietes der Sojasauce. Die alten Römer schätzten es in Form ihrer Fischpaste, dem Garum, Sardinen sind eine Umami-Bombe sondergleichen, ebenso Blauschimmelkäse und grüner Tee. Nun hat Laura Santtini vom alteingesessenen Londoner Restaurant "Santini" diesem Geschmack ein Kochbuch gewidmet. Und das ist untertrieben, denn eigentlich widmet sie Umami schon viele Jahre ihres Lebens. Santtini ist mittlerweile eine Umami-Autorität, sie vertreibt eigene Würzpasten und möchte uns Normalsterblichen zeigen, dass dahinter kein geheimnisvolles biochemisches Mysterientheater steht, sondern ein im Alltag leicht anzuwendendes Konzept. Man merkt dem Buch Santtinis britisch-italienische Herkunft allerdings deutlich an: Sie gibt unerschrocken Minze ans Lamm und Marmite an alles mögliche - ja, das Buch erschien zuerst in Großbritannien -, kann uns aber in Sachen simpler, wenngleich genialer Spaghettikunst noch etwas beibringen. Es wird getrüffelt und gratiniert, was das Zeug hält. Dazwischen gibt es Abstecher nach Indien oder Japan und Experimente mit Laksa-Paste und Tamarinde. Hauptsache, es rummst geschmacklich. Ab und zu sorgen Früchte und Joghurtsaucen für frische Noten. Wenn man also zu den Menschen gehört, die Pizza mit Sardellen nicht nur in Sonderfällen essen, wie einst die Rodgau Monotones so schön sangen, dann kann man sich mit diesem Buch an der Herzhaftigkeit entlanghangeln, guten Gewissens alles mit Käse überbacken und muss nie wieder fades Zeug essen, von dem andere behaupten, es entschlacke irgendetwas.
dien.
"Umami - Die Entdeckung des perfekten Geschmacks" von Laura Santtini. Edition Fackelträger, Köln 2016. 176 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wirklich viel weiß man nicht über unseren fünften Geschmackssinn. Was soll das sein, dieses Umami? Ist unsere Zunge wirklich dafür gebaut? Und dann heißt es auch noch so japanisch. Übersetzen kann man Umami mit "herzhafte Köstlichkeit", und diese kommt in aller Welt vor, auch außerhalb des Verbreitungsgebietes der Sojasauce. Die alten Römer schätzten es in Form ihrer Fischpaste, dem Garum, Sardinen sind eine Umami-Bombe sondergleichen, ebenso Blauschimmelkäse und grüner Tee. Nun hat Laura Santtini vom alteingesessenen Londoner Restaurant "Santini" diesem Geschmack ein Kochbuch gewidmet. Und das ist untertrieben, denn eigentlich widmet sie Umami schon viele Jahre ihres Lebens. Santtini ist mittlerweile eine Umami-Autorität, sie vertreibt eigene Würzpasten und möchte uns Normalsterblichen zeigen, dass dahinter kein geheimnisvolles biochemisches Mysterientheater steht, sondern ein im Alltag leicht anzuwendendes Konzept. Man merkt dem Buch Santtinis britisch-italienische Herkunft allerdings deutlich an: Sie gibt unerschrocken Minze ans Lamm und Marmite an alles mögliche - ja, das Buch erschien zuerst in Großbritannien -, kann uns aber in Sachen simpler, wenngleich genialer Spaghettikunst noch etwas beibringen. Es wird getrüffelt und gratiniert, was das Zeug hält. Dazwischen gibt es Abstecher nach Indien oder Japan und Experimente mit Laksa-Paste und Tamarinde. Hauptsache, es rummst geschmacklich. Ab und zu sorgen Früchte und Joghurtsaucen für frische Noten. Wenn man also zu den Menschen gehört, die Pizza mit Sardellen nicht nur in Sonderfällen essen, wie einst die Rodgau Monotones so schön sangen, dann kann man sich mit diesem Buch an der Herzhaftigkeit entlanghangeln, guten Gewissens alles mit Käse überbacken und muss nie wieder fades Zeug essen, von dem andere behaupten, es entschlacke irgendetwas.
dien.
"Umami - Die Entdeckung des perfekten Geschmacks" von Laura Santtini. Edition Fackelträger, Köln 2016. 176 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main