Nachdem er mit liebevoll-kritischen und unglaublich amüsant geschriebenen Betrachtungen über seine beiden Heimatländer, die USA und England, bekannt wurde, stürzte sich Bill Bryson sowohl auf andere Ländern als auch anderen Themengebiete. Ähnlich wie in "A Short History of Nearly Everything" widmet sich Bryson hier wieder dem Allgemeinwissen: den Dingen des alltäglichen Lebens und wie sie geworden sind, was sie sind. Von keinem lassen wir uns lieber die Welt erklären!
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.10.2011Viele schöne Sachen
Pudding und Ratten im Bett: In seiner „kurzen Geschichte
der alltäglichen Dinge“ lässt Bill Bryson nichts aus
Gäbe es heutzutage noch Universalgelehrte, Bill Bryson wäre wohl einer. Der amerikanische Sachbuchautor schreibt über Australien, Afrika und Amerika. Über Shakespeare und darüber, wie die englische Sprache zu dem wurde, was sie ist. Kein Thema ist ihm zu nah oder zu fern, nicht einmal das Weltall. Auch darüber hat er ein Buch geschrieben, und über die Entstehung der Erde und die Gene und die Evolution und das Klima und sämtliche Wissenschaften gleich mit. „Eine kurze Geschichte über fast alles“ heißt das erfolgreiche Buch, und das trifft den Punkt ziemlich genau. Dieser Autor schreibt über alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
In seinem neuen Buch geht es um die gesamte Alltagskultur. Von Tisch bis Bett, von Europa bis Amerika, von der Geburt bis zum Tod. Herausgekommen ist „Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge“, wobei Bücher, die mit „eine kurze Geschichte“ überschrieben sind, meistens ziemlich lang sind. So auch dieses, 638 Seiten, was nicht verwunderlich ist bei dem Pensum, das Bryson abarbeiten muss. Um nur einige Themen zu nennen: Architektur, Möbel, Kunst, Gewürzhandel, Eisenbahnbau, Ratten, Pest, Mode, Familie, die Industrialisierung, der Eiffelturm, Frisuren, Sex im viktorianischen Zeitalter, die Unterdrückung der Frau.
Als Gerüst hat Bryson die Struktur des ehemaligen Pfarrhauses in England gewählt, in dem der Amerikaner seit vielen Jahren mit seiner Familie lebt. Von der Eingangshalle arbeitet er sich bis hoch zum Dachboden vor und versucht in jedem Raum, den Dingen auf den Grund zu gehen. Den Kulturtechniken des Essens und Wohnens, der Geschichte der Kindheit. Oder solchen Fragen: Woher kommen die Anzugknöpfe an den Ärmeln? Und warum hat die Gabel vier Zinken? „Daraus besteht Geschichte schließlich“, schreibt Bryson im Vorwort. „Daraus, dass viele Menschen normale Dinge tun!“
Nun ist der Ansatz, Geschichte zu erzählen aus der Sicht derer, die sie erleben, und nicht derer, die sie machen, nicht ganz neu. Bryson listet am Ende auch brav Philippe Ariès’ Pionierwerke über Kindheit, Tod und die privaten Dinge auf. Ansonsten gibt er einem das Gefühl, er sei der erste Autor, der sich mit Alltäglichkeiten wie Kochen oder Körperhygiene beschäftigt. Sein Buch ist mit der atemlosen Euphorie desjenigen geschrieben, der in alten Schränken gekramt hat und jetzt der ganzen Welt davon berichten will. Kein Detail, das Bryson nicht erwähnenswert findet! Die Zahl öffentlicher Toiletten 1851 im British Museum (zwei) oder die der Holzarten in der Ausrüstung des Gletschermannes Ötzi (18). Eine Liste über die zehn beliebtesten Matratzentypen des 19. Jahrhunderts (Platz 1: Daune, Platz 10: Stroh) oder die Tatsache, dass es sechs Bezeichnungen für das Spinnen von Flachsfasern gibt (Raufen, Riffeln, Brechen, Rotten, Schwingen, Hecheln).
Nicht, dass das uninteressant wäre. Bryson hat in den Archiven und Bibliotheken, in denen er war, schöne Sachen ausgegraben. Die Kochbücher einer Amerikanerin namens Mrs. Beeton, die im 19. Jahrhundert einen Kreuzzug gegen Tomaten und Pfeffer führte. Oder die Speisenfolge, die damals bei einer Abendessenseinladung für sechs Personen üblich war: falsche Schildkrötensuppe, zwei Arten Fisch, Kaninchen, Kalbfleisch, Geflügel, eine Platte mit gebratenen Tauben oder Lerchen und danach Törtchen, Baiser, Götterspeise, Sahne, Eispudding und Soufflee. Interessant auch die Geschichte der Engländerin Hannah Cullwick, die Dienstmädchen bei einem Dichter war. Die beiden waren heimlich verheiratet, was aber niemand wissen durfte. Erst wenn alle aus dem Haus waren, musste sie nicht mehr putzen und in der Küche schlafen, sondern durfte zum Hausherrn ins Bett.
Überhaupt Betten: Sie waren lange der wertvollste Gegenstand in einem Haus und kosteten einen Schulmeister ein halbes Jahresgehalt. Deswegen stand eines auch mitten im Wohnzimmer und wurde Gästen gezeigt. Anders als einige seiner Biographen meinen, kann Shakespeare also nichts Böses im Sinn gehabt haben, als er seiner Frau Anne das zweitbeste Bett vermachte. Das zweitbeste war nämlich das Ehebett.
In Gasthäusern war es bis ins 19. Jahrhundert üblich, einem Gast einen zweiten ins Bett zu legen, und die Bediensteten schliefen, der Herrschaft zu Füßen, in Ausziehbetten. Betten waren ein Ort schlimmsten Ungeziefers. Die Tochter von James Fenimore Cooper, dem Autor der „Lederstrumpf“-Romane, berichtete etwa, dass sie nie vergessen könne, wie ihr als Kind nachts immer die Ratten übers Gesicht liefen. Vieles andere, was im Bett stattfand, war auch nicht schön. Sex zur Zeiten der Syphilis. Geburten, wenn man einen Arzt erwischte, der sich weigerte, bei Komplikationen eine Geburtszange zu verwenden. Und Operationen. Bis es Narkosemittel gab, hieß Operieren: möglichst schnell irgend etwas aus dem Körper schneiden. Von Samuel Pepys wissen wir, dass sein Arzt 1658 gerade mal fünfzig Sekunden brauchte, um einen Blasenstein zu entfernen. Sehr viel länger brauchte der Patient, um sich von den Schmerzen zu erholen. Ein amerikanischer Gouverneur brachte sich da lieber um, als sich am Harnleiter operieren zu lassen.
Bryson schafft es, selbst mit trockensten Fakten zu unterhalten. In bester amerikanischer Tradition vermittelt er Wissen ohne Wissenschaftsdünkel. Jede Quelle ist für ihn interessant, Londons Sterberegister genauso wie pseudowissenschaftliche Abhandlungen, Zeitzeugenberichte, Statistiken über Treppenstürze und Shakespeare-Zitate. Bryson erzählt einfach drauf los. Beim Lesen hat man da manchmal das Gefühl, neben einem dieser Sitznachbarn im Flugzeug gelandet zu sein, die einen ohne Punkt und Komma zutexten. Oft ist das interessant, aber man kann auch mal auf Durchzug schalten, ohne etwas zu verpassen. Ist das der Grund, warum Brysons Bücher immer auf Flughäfen verkauft werden?
Der Preis der guten Unterhaltung ist, dass man nicht so recht weiß, worum es Bill Bryson geht. Er stellt alles nebeneinander, was dazu führt, dass der Autor sich bei der Fülle seiner Geschichten irgendwann auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts beschränken muss. Und er hat keine These, Bryson schreibt einfach auf, wie die Leute wuschen, kochten, heizten, wie sie Kinder waren, Krankheiten ertrugen, starben. Das, was am Ende dieser langen, amüsanten „Kurzen Geschichte“ hängen bleibt, hätte man vielleicht auch vorher gewusst: dass früher alles ganz schön krass war. VERENA MAYER
Bill Bryson
Eine kurze Geschichte der
alltäglichen Dinge
Aus dem Englischen von Sigrid
Ruschmeier. Goldmann,
München 2011. 638 Seiten, 24,99 Euro.
Woher kommen die Knöpfe am
Ärmel des Anzugs? Und warum
hat die Gabel vier Zinken?
Das ist beste amerikanische
Tradition: Wissen erzählen,
ohne Wissenschaftsdünkel
In jedem Raum unserer Häuser versucht Bill Bryson, den Dingen und ihrer Geschichte auf den Grund zu gehen: hölzerne Toilette, USA, 1899.
Foto: Getty Images
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Pudding und Ratten im Bett: In seiner „kurzen Geschichte
der alltäglichen Dinge“ lässt Bill Bryson nichts aus
Gäbe es heutzutage noch Universalgelehrte, Bill Bryson wäre wohl einer. Der amerikanische Sachbuchautor schreibt über Australien, Afrika und Amerika. Über Shakespeare und darüber, wie die englische Sprache zu dem wurde, was sie ist. Kein Thema ist ihm zu nah oder zu fern, nicht einmal das Weltall. Auch darüber hat er ein Buch geschrieben, und über die Entstehung der Erde und die Gene und die Evolution und das Klima und sämtliche Wissenschaften gleich mit. „Eine kurze Geschichte über fast alles“ heißt das erfolgreiche Buch, und das trifft den Punkt ziemlich genau. Dieser Autor schreibt über alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
In seinem neuen Buch geht es um die gesamte Alltagskultur. Von Tisch bis Bett, von Europa bis Amerika, von der Geburt bis zum Tod. Herausgekommen ist „Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge“, wobei Bücher, die mit „eine kurze Geschichte“ überschrieben sind, meistens ziemlich lang sind. So auch dieses, 638 Seiten, was nicht verwunderlich ist bei dem Pensum, das Bryson abarbeiten muss. Um nur einige Themen zu nennen: Architektur, Möbel, Kunst, Gewürzhandel, Eisenbahnbau, Ratten, Pest, Mode, Familie, die Industrialisierung, der Eiffelturm, Frisuren, Sex im viktorianischen Zeitalter, die Unterdrückung der Frau.
Als Gerüst hat Bryson die Struktur des ehemaligen Pfarrhauses in England gewählt, in dem der Amerikaner seit vielen Jahren mit seiner Familie lebt. Von der Eingangshalle arbeitet er sich bis hoch zum Dachboden vor und versucht in jedem Raum, den Dingen auf den Grund zu gehen. Den Kulturtechniken des Essens und Wohnens, der Geschichte der Kindheit. Oder solchen Fragen: Woher kommen die Anzugknöpfe an den Ärmeln? Und warum hat die Gabel vier Zinken? „Daraus besteht Geschichte schließlich“, schreibt Bryson im Vorwort. „Daraus, dass viele Menschen normale Dinge tun!“
Nun ist der Ansatz, Geschichte zu erzählen aus der Sicht derer, die sie erleben, und nicht derer, die sie machen, nicht ganz neu. Bryson listet am Ende auch brav Philippe Ariès’ Pionierwerke über Kindheit, Tod und die privaten Dinge auf. Ansonsten gibt er einem das Gefühl, er sei der erste Autor, der sich mit Alltäglichkeiten wie Kochen oder Körperhygiene beschäftigt. Sein Buch ist mit der atemlosen Euphorie desjenigen geschrieben, der in alten Schränken gekramt hat und jetzt der ganzen Welt davon berichten will. Kein Detail, das Bryson nicht erwähnenswert findet! Die Zahl öffentlicher Toiletten 1851 im British Museum (zwei) oder die der Holzarten in der Ausrüstung des Gletschermannes Ötzi (18). Eine Liste über die zehn beliebtesten Matratzentypen des 19. Jahrhunderts (Platz 1: Daune, Platz 10: Stroh) oder die Tatsache, dass es sechs Bezeichnungen für das Spinnen von Flachsfasern gibt (Raufen, Riffeln, Brechen, Rotten, Schwingen, Hecheln).
Nicht, dass das uninteressant wäre. Bryson hat in den Archiven und Bibliotheken, in denen er war, schöne Sachen ausgegraben. Die Kochbücher einer Amerikanerin namens Mrs. Beeton, die im 19. Jahrhundert einen Kreuzzug gegen Tomaten und Pfeffer führte. Oder die Speisenfolge, die damals bei einer Abendessenseinladung für sechs Personen üblich war: falsche Schildkrötensuppe, zwei Arten Fisch, Kaninchen, Kalbfleisch, Geflügel, eine Platte mit gebratenen Tauben oder Lerchen und danach Törtchen, Baiser, Götterspeise, Sahne, Eispudding und Soufflee. Interessant auch die Geschichte der Engländerin Hannah Cullwick, die Dienstmädchen bei einem Dichter war. Die beiden waren heimlich verheiratet, was aber niemand wissen durfte. Erst wenn alle aus dem Haus waren, musste sie nicht mehr putzen und in der Küche schlafen, sondern durfte zum Hausherrn ins Bett.
Überhaupt Betten: Sie waren lange der wertvollste Gegenstand in einem Haus und kosteten einen Schulmeister ein halbes Jahresgehalt. Deswegen stand eines auch mitten im Wohnzimmer und wurde Gästen gezeigt. Anders als einige seiner Biographen meinen, kann Shakespeare also nichts Böses im Sinn gehabt haben, als er seiner Frau Anne das zweitbeste Bett vermachte. Das zweitbeste war nämlich das Ehebett.
In Gasthäusern war es bis ins 19. Jahrhundert üblich, einem Gast einen zweiten ins Bett zu legen, und die Bediensteten schliefen, der Herrschaft zu Füßen, in Ausziehbetten. Betten waren ein Ort schlimmsten Ungeziefers. Die Tochter von James Fenimore Cooper, dem Autor der „Lederstrumpf“-Romane, berichtete etwa, dass sie nie vergessen könne, wie ihr als Kind nachts immer die Ratten übers Gesicht liefen. Vieles andere, was im Bett stattfand, war auch nicht schön. Sex zur Zeiten der Syphilis. Geburten, wenn man einen Arzt erwischte, der sich weigerte, bei Komplikationen eine Geburtszange zu verwenden. Und Operationen. Bis es Narkosemittel gab, hieß Operieren: möglichst schnell irgend etwas aus dem Körper schneiden. Von Samuel Pepys wissen wir, dass sein Arzt 1658 gerade mal fünfzig Sekunden brauchte, um einen Blasenstein zu entfernen. Sehr viel länger brauchte der Patient, um sich von den Schmerzen zu erholen. Ein amerikanischer Gouverneur brachte sich da lieber um, als sich am Harnleiter operieren zu lassen.
Bryson schafft es, selbst mit trockensten Fakten zu unterhalten. In bester amerikanischer Tradition vermittelt er Wissen ohne Wissenschaftsdünkel. Jede Quelle ist für ihn interessant, Londons Sterberegister genauso wie pseudowissenschaftliche Abhandlungen, Zeitzeugenberichte, Statistiken über Treppenstürze und Shakespeare-Zitate. Bryson erzählt einfach drauf los. Beim Lesen hat man da manchmal das Gefühl, neben einem dieser Sitznachbarn im Flugzeug gelandet zu sein, die einen ohne Punkt und Komma zutexten. Oft ist das interessant, aber man kann auch mal auf Durchzug schalten, ohne etwas zu verpassen. Ist das der Grund, warum Brysons Bücher immer auf Flughäfen verkauft werden?
Der Preis der guten Unterhaltung ist, dass man nicht so recht weiß, worum es Bill Bryson geht. Er stellt alles nebeneinander, was dazu führt, dass der Autor sich bei der Fülle seiner Geschichten irgendwann auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts beschränken muss. Und er hat keine These, Bryson schreibt einfach auf, wie die Leute wuschen, kochten, heizten, wie sie Kinder waren, Krankheiten ertrugen, starben. Das, was am Ende dieser langen, amüsanten „Kurzen Geschichte“ hängen bleibt, hätte man vielleicht auch vorher gewusst: dass früher alles ganz schön krass war. VERENA MAYER
Bill Bryson
Eine kurze Geschichte der
alltäglichen Dinge
Aus dem Englischen von Sigrid
Ruschmeier. Goldmann,
München 2011. 638 Seiten, 24,99 Euro.
Woher kommen die Knöpfe am
Ärmel des Anzugs? Und warum
hat die Gabel vier Zinken?
Das ist beste amerikanische
Tradition: Wissen erzählen,
ohne Wissenschaftsdünkel
In jedem Raum unserer Häuser versucht Bill Bryson, den Dingen und ihrer Geschichte auf den Grund zu gehen: hölzerne Toilette, USA, 1899.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.10.2011Häuslich
"Eine kurze Geschichte von fast allem" gibt es von ihm bereits. Und weil sie viele Leser fand, präsentiert sich die deutsche Ausgabe von Bill Brysons jüngstem Buch als "Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge". Das ist gar nicht falsch, aber der englische Titel "At Home. A Short History of Private Life" lässt etwas leichter erkennen, worüber dieser moderne Polyhistor und exzellente Erzähler diesmal schreibt. Oder besser vielleicht: was die Ausgangspunkte für seine historischen Exkursionen sind, denn die Kunst der Übergänge von einem Gegenstand zum nächsten beherrscht Bryson wie kaum ein anderer. Der Grundriss des Buchs ist diesmal aber wirklich ein Grundriss, nämlich der von Brysons altem Pfarrhaus in der englischen Grafschaft Norfolk. An jeden seiner Räume - ob nun Küche, Bad, Keller, Schlaf- oder Pflaumenzimmer, aber auch Treppe, Garten und Dachboden - knüpft Bryson seine Rückblicke auf die Kommoditäten und Praktiken des häuslichen Lebens. Genauer besehen, und man kann dem Autor da gar nicht widersprechen, spielt ohnehin fast alles in diesen Bereich hinein. Womit Bryson ganz bei sich ist und seiner beeindruckenden Belesenheit freien Lauf lassen kann. Sehr zum Vorteil des Lesers, der dabei unzählige Dinge erfährt, nach denen zu fragen ihm kaum in den Sinn gekommen sein dürfte; und auch nicht ohne Sinn für Merkwürdigkeiten vieler Art, mit leichter und verständlicher Vorliebe für viktorianische Besonderheiten. (Bill Bryson: "Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge". Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Goldmann Verlag, München 2011. 638 S., geb., 24,99 [Euro].) hmay
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"Eine kurze Geschichte von fast allem" gibt es von ihm bereits. Und weil sie viele Leser fand, präsentiert sich die deutsche Ausgabe von Bill Brysons jüngstem Buch als "Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge". Das ist gar nicht falsch, aber der englische Titel "At Home. A Short History of Private Life" lässt etwas leichter erkennen, worüber dieser moderne Polyhistor und exzellente Erzähler diesmal schreibt. Oder besser vielleicht: was die Ausgangspunkte für seine historischen Exkursionen sind, denn die Kunst der Übergänge von einem Gegenstand zum nächsten beherrscht Bryson wie kaum ein anderer. Der Grundriss des Buchs ist diesmal aber wirklich ein Grundriss, nämlich der von Brysons altem Pfarrhaus in der englischen Grafschaft Norfolk. An jeden seiner Räume - ob nun Küche, Bad, Keller, Schlaf- oder Pflaumenzimmer, aber auch Treppe, Garten und Dachboden - knüpft Bryson seine Rückblicke auf die Kommoditäten und Praktiken des häuslichen Lebens. Genauer besehen, und man kann dem Autor da gar nicht widersprechen, spielt ohnehin fast alles in diesen Bereich hinein. Womit Bryson ganz bei sich ist und seiner beeindruckenden Belesenheit freien Lauf lassen kann. Sehr zum Vorteil des Lesers, der dabei unzählige Dinge erfährt, nach denen zu fragen ihm kaum in den Sinn gekommen sein dürfte; und auch nicht ohne Sinn für Merkwürdigkeiten vieler Art, mit leichter und verständlicher Vorliebe für viktorianische Besonderheiten. (Bill Bryson: "Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge". Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Goldmann Verlag, München 2011. 638 S., geb., 24,99 [Euro].) hmay
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"A work of constant delight and discovery...His great skill is to make daily life simultaneously strange and familiar, and in so doing, help us to recognise ourselves. A treasure: don't leave home without it" Judith Flanders Sunday Telegraph