Aus der Erinnerung betrachtet erscheint die Liebe oft wie Lug und Trug. Man hat sich selbst etwas vorgemacht, man wurde vorgeführt und hat das alles noch überhöht. Wie soll man da seiner eigenen Wahrheit trauen dürfen? Für Morrow, den Kunstexperten, stellt sich das Ganze weitaus schwieriger dar. Er
muss zertifizieren, eine Entscheidung fällen, ob ein Gemälde echt oder falsch ist. Und weil er bei…mehrAus der Erinnerung betrachtet erscheint die Liebe oft wie Lug und Trug. Man hat sich selbst etwas vorgemacht, man wurde vorgeführt und hat das alles noch überhöht. Wie soll man da seiner eigenen Wahrheit trauen dürfen? Für Morrow, den Kunstexperten, stellt sich das Ganze weitaus schwieriger dar. Er muss zertifizieren, eine Entscheidung fällen, ob ein Gemälde echt oder falsch ist. Und weil er bei der Untersuchung von acht niederländischen Barockbildern sich in A. verliebt, schreibt er nun alles auf, weil er versprochen hat, ihr zu schreiben. Wobei wir Leser wieder bei der Einschätzung von wahr oder unwahr sind. So wie Bilder aus dem eigenen Blickwinkel betrachtet, Geschichten angenommen oder als Lüge dargestellt werden, die Liebe einem gut oder schlecht bekommen kann, liegt alles immer auf der Waage, um austariert zu werden, um für uns zu entscheiden, ob wir einem Anblick trauen dürfen oder nicht. John Banville versteht es geschickt, das Unklare durch den Mythos der Athena zu untermauern, in der Realität eine Tante einzubauen, bei der sich herausstellt, dass sie gar keine Tante ist. Alles wird in Zweifel gezogen. Morrow darf seiner eigenen Wahrnehmung nicht sicher sein. John Banville ist ein Spiel zwischen echt und unecht gelungen, wobei seine Sprache einen Sog entwickelt, dass wir gerne mit Morrow der Versuchung von Lug oder Trug verfallen.