Einerseits geleitet von der Ästhetik einer futuristisch anmutenden Zweckarchitektur, andererseits von einer kontroversen politischen und ökologischen Diskussion, begann Thorsten Klapsch 2005 durch Deutschland zu reisen, um ein bis dato streng gehütetes Geheimnis des Landes zu dokumentieren. Ziel war, alle am Netz befindlichen deutschen Kernkraftwerke fotografisch zu dokumentieren, um ein genaues Bild von einer Industrie zu erhalten, die seit Mitte des letzten Jahrhunderts als große Verheißung galt. Dieses Vorhaben wollte Klapsch ab 2010 auch hinter den Sperrzäunen fortsetzen und erhielt 2011 noch vor der Nuklearkatastrophe in Fukushima und der darauf folgenden Energiewende in Deutschland die ersten Genehmigungen zum Betreten der kerntechnischen Einrichtungen und ihrer Kontrollbereiche. Seitdem hat er unabhängig, umfangreich und systematisch fast alle Aspekte der Kernenergie von der Forschung über Verwaltung bis zur Zwischen- und Endlagerung und dem Rückbau in einer, in ihrem Umfang wohl einzigartigen Arbeit beleuchtet. Dabei hat er alle deutschen Standorte, aber auch skurril wirkende Orte wie das nie in Betrieb gegangene Kraftwerk und nun zu einem Vergnügungs- und Freizeitpark umgestaltete "Wunderland Kalkar" oder das Simulatorzentrum Essen besucht, um mit einem sachlich dokumentarischen Blick Raum zum Nachdenken zu schaffen.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.05.2012Was die organisierte Atomkraft im Kern zusammenhält
Das Ende des Atomzeitalters ist längst noch nicht ausgemacht. Gut fünfhundert Meiler sind weltweit in Betrieb, ein Achtel davon noch im Bau. Deutschland allerdings, das zumindest gefühlsmäßig in seiner Mehrheit seit jeher skeptisch eingestellt ist, hat sich nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima vor einem Jahr für den Ausstieg entschieden - und damit die Utopie der bequemen nuklearen Energieversorgung mit einer Gegenutopie der unbequemen regenerativen Energiegewinnung ausgetauscht. Am Ende, wenn alle deutschen Meiler rückgebaut sind, wird vielleicht nur dies bleiben: das "Wunderland Kalkar" mit Karussell im Kühlturm und Erinnerungen wie die Aufnahmen des Darmstädter Fotografen Thorsten Klapsch. Er hat zwischen 2005 und 2011 alle deutschen Atomkraftwerke besucht, ihr Innerstes betreten und aufgezeichnet, dazu noch Forschungsstätten wie das Simulatorzentrum in Essen oder das Karlsruher Institut für Technologie, das in seinem Kern einst als Kernforschungszentrum betrieben worden war. Klapsch hat sich für die Ästhetik und die Architektur einer Industrie interessiert, die seit Mitte des vorigen Jahrhunderts die politische Energiedebatte beherrschte und bis heute umstritten ist. Die großformatigen Aufnahmen, in der Mehrzahl ausgesprochen nüchterne, fast unterkühlte und geschickt inszenierte Bilder, wirken wie eine melancholischer Abschiedsgruß dieser Großtechnik. Sie mögen aus der Skepsis gegenüber der Nukleartechnik geboren sein, am Ende sind sie Dokumente sterbender Riesen, die mit dem längst eingeleiteten Rückbau der Anlagen in Greifswald und Rheinsberg schließen. (Der Bildband "Atomkraft" von Thorsten Klapsch ist in der Edition Panorama, Darmstadt 2012, erschienen. Der Band hat 320 Seiten und kostet 65 Euro.)
jom
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Ende des Atomzeitalters ist längst noch nicht ausgemacht. Gut fünfhundert Meiler sind weltweit in Betrieb, ein Achtel davon noch im Bau. Deutschland allerdings, das zumindest gefühlsmäßig in seiner Mehrheit seit jeher skeptisch eingestellt ist, hat sich nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima vor einem Jahr für den Ausstieg entschieden - und damit die Utopie der bequemen nuklearen Energieversorgung mit einer Gegenutopie der unbequemen regenerativen Energiegewinnung ausgetauscht. Am Ende, wenn alle deutschen Meiler rückgebaut sind, wird vielleicht nur dies bleiben: das "Wunderland Kalkar" mit Karussell im Kühlturm und Erinnerungen wie die Aufnahmen des Darmstädter Fotografen Thorsten Klapsch. Er hat zwischen 2005 und 2011 alle deutschen Atomkraftwerke besucht, ihr Innerstes betreten und aufgezeichnet, dazu noch Forschungsstätten wie das Simulatorzentrum in Essen oder das Karlsruher Institut für Technologie, das in seinem Kern einst als Kernforschungszentrum betrieben worden war. Klapsch hat sich für die Ästhetik und die Architektur einer Industrie interessiert, die seit Mitte des vorigen Jahrhunderts die politische Energiedebatte beherrschte und bis heute umstritten ist. Die großformatigen Aufnahmen, in der Mehrzahl ausgesprochen nüchterne, fast unterkühlte und geschickt inszenierte Bilder, wirken wie eine melancholischer Abschiedsgruß dieser Großtechnik. Sie mögen aus der Skepsis gegenüber der Nukleartechnik geboren sein, am Ende sind sie Dokumente sterbender Riesen, die mit dem längst eingeleiteten Rückbau der Anlagen in Greifswald und Rheinsberg schließen. (Der Bildband "Atomkraft" von Thorsten Klapsch ist in der Edition Panorama, Darmstadt 2012, erschienen. Der Band hat 320 Seiten und kostet 65 Euro.)
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"Die technisch brillanten Innen- und Außenansichten in "Atomkraft" wirken heute wie ein ästhetischer Abgesang auf eine lebensfeindliche Industrie ohne Zukunft" (Stern) "Ein sehr fesselndes Stück westdeutscher Zeitgeschichte." (Bayern2) "Die Bilder sind Dokumente sterbender Riesen." (FAZ) "Intelligent fotografiert und mit technischer Perfektion umgesetzt. ein beispielloses Buch." ( dpa) "Es ist eine Reise von außen nach innen, vom Kühlturm zum Brennstab, von der fernen, diffusen Bedrohung zum strahlenden Kern der Atomenergie. Ein bestechender Bildband" (arte) "Das Dokument einer sterbenden und zugleich bedrohlichen Industrie." (WDR) "Klapsch Blick ist streng dokumentarisch. Er dramatisiert nicht, er inszeniert nicht, er wertet nicht; er verzichtet auf Pathos wie auf Ironie und verweigert sich einer Dämonisierung ebenso wie einer Idealisierung." (Natur)