In wundervollen Episoden erzählt Mona Ameziane klug und sympathisch von einem Marokko, das uns weder der Reiseführer noch das »Auslandsjournal« zeigen können.
Als Mona ihren Vater fragt, wie oft sie wohl schon in Marokko war, denkt er nur kurz nach und antwortet: »Nimm einfach dein Alter mal eineinhalb, das müsste passen.«
Wie genau er auf diese Formel kommt, weiß sie nicht, aber sie ist fest entschlossen, noch mehr Fragen zu stellen. Nicht nur ihrem Vater, sondern auch sich selbst und dem Land, das für sie schon immer mehr war als für die meisten Menschen in Deutschland. Mehr als Urlaubsziel oder »Herkunftsland« in der Zeitung nach einem Terroranschlag - mehr als oberflächliche Orientromantik und rassistische Stereotypen. Ihre Suche führt sie nach Fès zum Haus ihrer Großeltern, nach Agadir, wo sie die reichste Seite des Landes kennengelernt hat, und in abgelegene Dörfer, in denen Menschen beim Wort »Europa« nur verständnislos mit den Achseln zucken.
Als Mona ihren Vater fragt, wie oft sie wohl schon in Marokko war, denkt er nur kurz nach und antwortet: »Nimm einfach dein Alter mal eineinhalb, das müsste passen.«
Wie genau er auf diese Formel kommt, weiß sie nicht, aber sie ist fest entschlossen, noch mehr Fragen zu stellen. Nicht nur ihrem Vater, sondern auch sich selbst und dem Land, das für sie schon immer mehr war als für die meisten Menschen in Deutschland. Mehr als Urlaubsziel oder »Herkunftsland« in der Zeitung nach einem Terroranschlag - mehr als oberflächliche Orientromantik und rassistische Stereotypen. Ihre Suche führt sie nach Fès zum Haus ihrer Großeltern, nach Agadir, wo sie die reichste Seite des Landes kennengelernt hat, und in abgelegene Dörfer, in denen Menschen beim Wort »Europa« nur verständnislos mit den Achseln zucken.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.12.2022Heimatkunden für Neugierige
Die Journalistin Mona Ameziane, geboren 1994, ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Ihr Vater kommt aus Marokko, ihre Mutter aus Deutschland. In "Auf Basidis Dach" erzählt sie viel von ihrer doppelten Heimat, vom Leben in Deutschland und von der Suche nach ihren marokkanischen Wurzeln. Das Buch ist wohltuend gut geschrieben, die Autorin verpackt im Plauderton Erkenntnisse in Erlebnisse. Es geht um die Frage, wie sehr der Umstand, irgendwo aufgewachsen zu sein, die eigene Persönlichkeit formt. Zudem kann man sich eine bessere Reiseführerin durch Marokko kaum wünschen. Ameziane ist keine Einheimische, weiß aber doch viel mehr als ein normaler Urlauber. Sie kann genauer hinschauen, und das Beobachten klug beschreiben. Sie reflektiert auch über den Hang dazu, in der anderen Heimat, in diesem Fall Fès, einer Sehnsucht nach Bestand nachzugehen. Die kleinen Läden, die Hanouts, sollen bitte unbedingt bestehen bleiben. Auch wenn die ganze Welt sich verändert. Sie kennt die Stereotype, auch die positiven können zu einem Problem werden. Wenn etwa so viele perfekte Fotos von Marrakesch kursieren, dass die Realität damit nicht Schritt halten kann. Basidi war der Name ihres Großvaters, und auf dessen Dach, das dem Buch den Titel gab, laufen die Fäden der Erinnerung zusammen. Gern kommt man mit der Autorin dorthin mit. bär
"Auf Basidis Dach. Über Herkunft, Marokko und meine halbe Familie" von Mona Ameziane. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022. 222 Seiten. Broschiert, 15 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Journalistin Mona Ameziane, geboren 1994, ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Ihr Vater kommt aus Marokko, ihre Mutter aus Deutschland. In "Auf Basidis Dach" erzählt sie viel von ihrer doppelten Heimat, vom Leben in Deutschland und von der Suche nach ihren marokkanischen Wurzeln. Das Buch ist wohltuend gut geschrieben, die Autorin verpackt im Plauderton Erkenntnisse in Erlebnisse. Es geht um die Frage, wie sehr der Umstand, irgendwo aufgewachsen zu sein, die eigene Persönlichkeit formt. Zudem kann man sich eine bessere Reiseführerin durch Marokko kaum wünschen. Ameziane ist keine Einheimische, weiß aber doch viel mehr als ein normaler Urlauber. Sie kann genauer hinschauen, und das Beobachten klug beschreiben. Sie reflektiert auch über den Hang dazu, in der anderen Heimat, in diesem Fall Fès, einer Sehnsucht nach Bestand nachzugehen. Die kleinen Läden, die Hanouts, sollen bitte unbedingt bestehen bleiben. Auch wenn die ganze Welt sich verändert. Sie kennt die Stereotype, auch die positiven können zu einem Problem werden. Wenn etwa so viele perfekte Fotos von Marrakesch kursieren, dass die Realität damit nicht Schritt halten kann. Basidi war der Name ihres Großvaters, und auf dessen Dach, das dem Buch den Titel gab, laufen die Fäden der Erinnerung zusammen. Gern kommt man mit der Autorin dorthin mit. bär
"Auf Basidis Dach. Über Herkunft, Marokko und meine halbe Familie" von Mona Ameziane. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2022. 222 Seiten. Broschiert, 15 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Stefan Fischer folgt gern Mona Amezianes Einladung, sich mit ihr auf die Terrasse der Altstadt in Fès zu setzen, "Auf Basidis Dach". Die in Deutschland aufgewachsene Journalistin mit marokkanischem Vater hat mit ihrem Text einen "spannenden Hybriden" erschaffen, der sich mit Identitätsfragen beschäftigt und zugleich wissenswerte Einblicke in ein Land bietet, das vielen nur als Urlaubsziel bekannt ist, lobt Fischer. Besonders überzeugend findet er, wie Ameziane aus ihrer zwiespältigen Position, mehr zu sein als nur Touristin und doch nicht einheimisch, wertschöpft. Sie sei eine "genaue Beobachterin", die immer wieder ihre eigene Haltung hinterfrage und es so vermag vielfältige Aspekte Marokkos zu skizzieren, die Differenzen, Ambiguitäten und Gleichzeitigkeit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»In wundervollen Episoden erzählt Mona Ameziane klug und sympathisch von einem Marokko, das uns weder der Reiseführer noch das 'Auslandsjournal' zeigen können.« Buch-Magazin 20220205
Rezensent Stefan Fischer folgt gern Mona Amezianes Einladung, sich mit ihr auf die Terrasse der Altstadt in Fès zu setzen, "Auf Basidis Dach". Die in Deutschland aufgewachsene Journalistin mit marokkanischem Vater hat mit ihrem Text einen "spannenden Hybriden" erschaffen, der sich mit Identitätsfragen beschäftigt und zugleich wissenswerte Einblicke in ein Land bietet, das vielen nur als Urlaubsziel bekannt ist, lobt Fischer. Besonders überzeugend findet er, wie Ameziane aus ihrer zwiespältigen Position, mehr zu sein als nur Touristin und doch nicht einheimisch, wertschöpft. Sie sei eine "genaue Beobachterin", die immer wieder ihre eigene Haltung hinterfrage und es so vermag vielfältige Aspekte Marokkos zu skizzieren, die Differenzen, Ambiguitäten und Gleichzeitigkeit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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