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Das deutsche Gesundheitswesen gehört zu den kompliziertesten der Welt. Undurchschaubare Abrechnungssysteme, komplexe Verwaltungsabläufe und enorme Geldtransfers machen es den Lobbyisten leicht, Patienten und Versicherte über den Tisch zu ziehen. Die Gesundheitsreform hat es nicht geschafft, das Übel grundsätzlich anzugehen. Die Autorinnen zeigen, wie unser Gesundheitssystem funktioniert und wer davon letztlich profitiert. Es wird verständlich, wer mit wem abrechnet und wie die mächtigen Gremien des Systems an der Politik vorbei funktionieren. Zu zentralen Fragen haben sie die Experten der…mehr

Produktbeschreibung
Das deutsche Gesundheitswesen gehört zu den kompliziertesten der Welt. Undurchschaubare Abrechnungssysteme, komplexe Verwaltungsabläufe und enorme Geldtransfers machen es den Lobbyisten leicht, Patienten und Versicherte über den Tisch zu ziehen. Die Gesundheitsreform hat es nicht geschafft, das Übel grundsätzlich anzugehen. Die Autorinnen zeigen, wie unser Gesundheitssystem funktioniert und wer davon letztlich profitiert. Es wird verständlich, wer mit wem abrechnet und wie die mächtigen Gremien des Systems an der Politik vorbei funktionieren. Zu zentralen Fragen haben sie die Experten der beiden großen Parteien befragt: Der ehemalige Gesundheitsminister Horst Seehofer sowie der Regierungsberater Prof. Dr. Karl Lauterbach nehmen Stellung zum systembedingten Reformstau. Sie machen Vorschläge für einen Umbau und fordern eine neue Verantwortungsethik. Die Autorinnen geben zugleich Tipps, wie man sich vor einer allzu dreisten Abzocke schützen kann und wo man Hilfe bekommt.
Autorenporträt
Dana Nowak; Jahrgang 1978; Studium der Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und Geschichte in Münster; seit 2004 Trainee beim ZDF in der Redaktion von »Frontal21«, u.a. mit dem Themenschwerpunkt Gesundheitspolitik
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.04.2005

Gesundes Eigenlob

Horst Seehofer und Karl Lauterbach stellen ein Buch zu Reformen im Gesundheitssystem vor. Es liest sich so, als hätten die beiden Väter der Bürgerversicherung es selbst geschrieben.

VON CARSTEN GERMIS

Horst Seehofer, der frühere CSU-Gesundheitsminister, und Karl Lauterbach, der Chefberater seiner sozialdemokratischen Nach-Nachfolgerin Ulla Schmidt, freuen sich schon. In der kommenden Woche stellen die beiden in Berlin gemeinsam ein Buch über das deutsche Gesundheitssystem vor, das ihnen die Chance gibt, Seite an Seite noch einmal kräftig für ihr Lieblingsprojekt zu werben: die Einführung einer Bürgerversicherung, die auch die Beamten, die Freiberufler und die Besserverdienenden in die gesetzliche Krankenversicherung zwingt.

"Auf dem Rücken der Patienten" heißt das Buch, in dem der "Selbstbedienungsladen Gesundheitssystem" gegeißelt wird. "Es gibt kaum ein System, das so kompliziert und undurchschaubar ist wie das deutsche Gesundheitswesen", schreiben die beiden Autorinnen, Ulrike Hinrichs und Dana Nowak. "Zudem ist es dem Zugriff der Öffentlichkeit weitgehend entzogen, denn die daran Beteiligten verwalten sich selbst."

Hinrichs und Nowak, die in der Redaktion des ZDF-Magazins "Frontal 21" arbeiten, legen in ihrem Buch die Finger tief in die Wunden der gesetzlichen Krankenversicherung, in der Kassen und organisierte Ärzteschaft die Aufgaben, die sie für den Staat übernehmen, in der Selbstverwaltung immer wieder mit eigenen wirtschaftlichen Interessen mischen. Ob die Verschuldung der Kassen, die Finanzierung der Krankenhäuser und das Krankenhaussterben, die Monopole der Kassenärztlichen Vereinigung, die jeden Schritt zu mehr Wettbewerb auf der Anbieterseite abblocken - überall entdecken die Autorinnen mangelnde Transparenz, zuwenig Wahlfreiheit. Sie beklagen, daß im verkrusteten deutschen Gesundheitssystem vor allem der Wettbewerb fehlt.

Vielleicht liegt es daran, daß beide in einem Politikmagazin des Fernsehens arbeiten, daß manches Beispiel etwas reißerisch daherkommt. Aber das Bild vom Abkassieren, das sie bei der Analyse der Rolle der Ärzte erwecken, ist nun wirklich nicht die Wirklichkeit in der Arztpraxis. Daß Hinrichs und Nowak viele ihrer Erkenntnisse und Beispiele Seehofer und Lauterbach verdanken, verbergen sie nicht. Im Gegenteil: Seehofer und Lauterbach kommen mit "Expertenstandpunkten" zu den "kranken" Kassen, den interessengeleiteten Ärzten oder der Pharmabranche ausführlich zu Wort. Man fragt sich allerdings, warum die Autorinnen in epischer Breite das alte Positionspapier Seehofers gegen die Gesundheitsprämie der CDU noch einmal abdrucken, während die Reformbeiträge vollständig ausgeblendet werden, die zum Beispiel der Sachverständigenrat vorgelegt hat.

Neben durchaus lehrreichen Hintergrundinformationen über die "Organisation der Apotheken", oder praktischen Tips, was der Versicherte beachten muß, wenn er seine Krankenkasse wechseln will, gibt es lange Interviews mit Lauterbach und Seehofer über die "Arbeit der Lobbyisten", die "strukturellen Krankheiten des Gesundheitssystems" und die "konsequente Fortsetzung der Reformen".

"Man kann ein Gesundheitssystem über den Staat steuern oder über den Wettbewerb", sagt auch Lauterbach. Warum er glaubt, daß mehr Wettbewerb ins deutsche System ausgerechnet über die Bürgerversicherung kommen kann, sagt er nicht.

Auch Seehofer muß sich die Frage gefallen lassen, warum er es als ungerecht empfindet, wenn der Sozialausgleich bei der Gesundheitsprämie aus Steuern finanziert wird, in den alle nach ihrer Leistungsfähigkeit einzahlen. Ist es gerechter, wenn - wie bei der Bürgerversicherung - nur die Versicherten bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 3525 Euro zahlen? Und sollen wirklich alle in die Einheitskasse? Einheitskasse und Wettbewerb, das ist ein Widerspruch in sich.

Das Kapitel "Die notwendigen Reformen" ist Seehofer und Lauterbach pur. Wenn die beiden das Buch jetzt in Berlin vorstellen, werden sie es loben. Bei Lichte besehen, feiern sie sich damit selbst.

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"Hinrichs und Nowak, die in der Redaktion des ZDF-Magazins"Frontal 21"arbeiten, legen in ihrem Buch die Finger tief in die Wunden der gesetzlichen Krankenversicherung, in der Kassen und organisierte Ärzteschaft die Aufgaben, die sie für den Staat übernehmen, in der Selbstverwaltung immer wieder mit eigenen wirtschaftlichen Interessen mischen." (Carsten Germis, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.4.05) "Absolut lesenswert!" (Eßlinger Zeitung, 20.4.05) "Die beiden ZDF-Redakteurinnen Ulrike Hinrichs und Dana Nowak beleuchten in ihrem Buch detailliert die Funktionsweise des deutschen Gesundheitssystems. Aus Sicht der Patienten zeigen sie, wie mächtigeVerbände an der Politik vorbei agieren. Alle bekommen ihr Fett weg. Die Kassen, die Ärzte, die deutsche Pharmabranche." (dpa, 25.4.05) "Eine knallharte, gnadenlose Abrechnung mit allen am Missbrauch Beteiligten. Schonungslos legen die Autorinnen Fakten offen und zeigen, dass jede Reform immer zur reinen Notoperation verkommen muss, wenn stets nur an der Einnahmenseite geschraubt wird, anstatt das System strukturell zu entrümpeln. (...) Das Buch ist ein kleines Meisterstück. Gut leserlich und flott geschrieben, macht es mehr als deutlich: Jeder ist gefragt. Denn nur der mündige Patient - der den Ist-Zustand kennt - kann selbstbewusst auftreten, das Recht auf Mitsprache einfordern und Licht ins Dunkel bringen. Und das macht das Buch im Grunde zu einer Pflichtlektüre für jeden von uns." (Kim Kindermann, Deutschlandradio Kultur, 25.4.05)…mehr