Friedrich Ganse war immer ein Mann mit Prinzipien. Pflichten haben ihn sein ganzes Leben lang angetrieben. Nie war er mit sich und seinen Leistungen zufrieden, immer verzweifelt über seine vergeblichen Versuche den Menschen in Tanganjika das Evangelium nahezubringen. Er versteht diese Menschen, ihre Sprache und ihr Verhalten einfach nicht. Doch nun, in einer verzweifelten Situation, ist der Missionar gerade auf diese Menschen angewiesen ...
Eine erzählerische Kostbarkeit. (DIE ZEIT)
Eine seltene Mischung aus Abenteuergeschichte und nüchternem Bericht, spannend bis zuletzt, voller Weisheit und existentieller Erfahrung. 'Auf dem Strom' ist ein wunderbares Buch. (FAZ)
Eine seltene Mischung aus Abenteuergeschichte und nüchternem Bericht, spannend bis zuletzt, voller Weisheit und existentieller Erfahrung. 'Auf dem Strom' ist ein wunderbares Buch. (FAZ)
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.05.2006Band 35
Ein afrikanisches Abenteuer
Hermann Schulz: „Auf dem Strom”
In diesem Buch wuschelt nichts, es ist eines ohne Skurrilitäten; es ist ein wunderbar zartes, ernstes, sinnliches und poetisches Buch, ein Buch, das von Heilung handelt und heilen kann: Es ist ein Buch über die heilende Kraft des Erzählens. Es spielt in Afrika, an und auf einem Fluss, auf dem ein Vater mit seiner Tochter fünf Tage lang um deren Leben paddelt und ihr dabei Geschichten erzählt, die seine Geschichte sind. Zuerst sind es Selbstgespräche, er hält seine Tochter für bewusstlos. Später erst merkt er, dass sie ihm zuhört; sie lernt ihn dabei wohl verstehen. Am Ziel angekommen gibt es das Hospital, das sie suchen, gar nicht mehr; aber das ist auch nicht wichtig: Die Tochter ist gesund.
Auf dieser Reise und deren Abenteuern, durch die der Vater seine Tochter manövriert, hat sich das Verhältnis zwischen dem Vater und seiner Tochter geändert - sein Verhältnis zu den Afrikanern im übrigen auch. Der Mann ist nämlich Missionar, ein sehr frommer Mann, der seinem Beruf stets mit Verbissenheit nachgegangen war. Nach einer Überlandfahrt zu seiner Missionsstation zurückgekehrt, fand er seine Frau tot und seine Tochter lebensgefährlich erkrankt. Das ist der Beginn des Buches. Er muss seinen Schmerz zurückdrängen, nur die Fahrt zum Hospital kann der Tochter das Leben retten; die Dorfbewohner helfen ihm. Und dem Missionar Friedrich Ganse kommen auf dieser Reise Zweifel an seinem Beruf, er legt sein Sendungsbewusstsein und seine europäische Arroganz ab. Nun, da er Hilfe braucht, Hilfe erfährt und die Tochter rettet, kommt er Afrika näher als in all den Jahren zuvor.
Man muss sich nicht sorgen: Es handelt sich nicht um Erbauungs- oder Erweckungsliteratur, nicht um ein Traktat über ein afrikanisches Saulus-Paulus-Erlebnis, nicht um tropische Melancholie. Dafür schreibt Hermann Schulz, der als Sohn eines deutschen Missionars in Tansania geboren wurde, zu gerade heraus. Und wenn auch der Autor mit seinem Missionar Friedrich Ganse nicht bloß durch allerlei Gefahren, sondern auch durch die Probleme Afrikas reist - Stammesstrukturen, Kolonialvergangenheit, das schwierige Verhältnis christlicher Missionare zur traditionellen Zauberwelt - ist das Buch nicht belehrend.
Eigentlich hatte Johannes Rau dieses Buch hier vorstellen wollen. Der Leser mag schmunzeln und im Angedenken an den verstorbenen Bundespräsidenten a. D. sagen: Ja, ja, der selige Bruder Johannes - das Missions-Sujet passt zu ihm. Das stimmt: Aber nicht nur, weil Johannes Rau der Sohn eines Predigers war; sondern auch deswegen, weil der Autor, Hermann Schulz, Johannes Raus Kollege und Freund war; mit ihm zusammen hat einst Rau den Peter Hammer Verlag gegründet; und 1967 wurde Schulz als Nachfolger von Rau Verlagsleiter.
Wichtiger ist etwas anderes: Von „Auf dem Strom”, das Jugend- und Väterbuch ist, geht eine stille Kraft aus. Deshalb ist es ein Zauberbuch.
HERIBERT PRANTL
Fünf Tage auf dem Fluss
Illustration: Enno Kleinert
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Ein afrikanisches Abenteuer
Hermann Schulz: „Auf dem Strom”
In diesem Buch wuschelt nichts, es ist eines ohne Skurrilitäten; es ist ein wunderbar zartes, ernstes, sinnliches und poetisches Buch, ein Buch, das von Heilung handelt und heilen kann: Es ist ein Buch über die heilende Kraft des Erzählens. Es spielt in Afrika, an und auf einem Fluss, auf dem ein Vater mit seiner Tochter fünf Tage lang um deren Leben paddelt und ihr dabei Geschichten erzählt, die seine Geschichte sind. Zuerst sind es Selbstgespräche, er hält seine Tochter für bewusstlos. Später erst merkt er, dass sie ihm zuhört; sie lernt ihn dabei wohl verstehen. Am Ziel angekommen gibt es das Hospital, das sie suchen, gar nicht mehr; aber das ist auch nicht wichtig: Die Tochter ist gesund.
Auf dieser Reise und deren Abenteuern, durch die der Vater seine Tochter manövriert, hat sich das Verhältnis zwischen dem Vater und seiner Tochter geändert - sein Verhältnis zu den Afrikanern im übrigen auch. Der Mann ist nämlich Missionar, ein sehr frommer Mann, der seinem Beruf stets mit Verbissenheit nachgegangen war. Nach einer Überlandfahrt zu seiner Missionsstation zurückgekehrt, fand er seine Frau tot und seine Tochter lebensgefährlich erkrankt. Das ist der Beginn des Buches. Er muss seinen Schmerz zurückdrängen, nur die Fahrt zum Hospital kann der Tochter das Leben retten; die Dorfbewohner helfen ihm. Und dem Missionar Friedrich Ganse kommen auf dieser Reise Zweifel an seinem Beruf, er legt sein Sendungsbewusstsein und seine europäische Arroganz ab. Nun, da er Hilfe braucht, Hilfe erfährt und die Tochter rettet, kommt er Afrika näher als in all den Jahren zuvor.
Man muss sich nicht sorgen: Es handelt sich nicht um Erbauungs- oder Erweckungsliteratur, nicht um ein Traktat über ein afrikanisches Saulus-Paulus-Erlebnis, nicht um tropische Melancholie. Dafür schreibt Hermann Schulz, der als Sohn eines deutschen Missionars in Tansania geboren wurde, zu gerade heraus. Und wenn auch der Autor mit seinem Missionar Friedrich Ganse nicht bloß durch allerlei Gefahren, sondern auch durch die Probleme Afrikas reist - Stammesstrukturen, Kolonialvergangenheit, das schwierige Verhältnis christlicher Missionare zur traditionellen Zauberwelt - ist das Buch nicht belehrend.
Eigentlich hatte Johannes Rau dieses Buch hier vorstellen wollen. Der Leser mag schmunzeln und im Angedenken an den verstorbenen Bundespräsidenten a. D. sagen: Ja, ja, der selige Bruder Johannes - das Missions-Sujet passt zu ihm. Das stimmt: Aber nicht nur, weil Johannes Rau der Sohn eines Predigers war; sondern auch deswegen, weil der Autor, Hermann Schulz, Johannes Raus Kollege und Freund war; mit ihm zusammen hat einst Rau den Peter Hammer Verlag gegründet; und 1967 wurde Schulz als Nachfolger von Rau Verlagsleiter.
Wichtiger ist etwas anderes: Von „Auf dem Strom”, das Jugend- und Väterbuch ist, geht eine stille Kraft aus. Deshalb ist es ein Zauberbuch.
HERIBERT PRANTL
Fünf Tage auf dem Fluss
Illustration: Enno Kleinert
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Eine unter die Haut gehende Geschichte erzählt Hermann Schulz in 'Auf dem Strom'. Passauer Neue Presse 20200508