EIN WINTERABEND - mit Blick auf die Migrationsgeschichte wird das bekannte Gedicht von Georg Trakl neu gelesen. Exemplarisch wird dabei die Beziehung von Poesie und Religion, Dichtung und Glaube dargestellt, wie sie namentlich für den früh verstorbenen Georg Trakl charakteristisch ist, doch zugleich über das Persönliche weit hinausreicht. Bereits in Trakls Lyrik vor dem 1. Weltkrieg wird wie durch ein Brennglas erkennbar, in wie starkem Maße die 'Klassische Moderne' Dichtung aus tiefer "Sprachnot" heraus ist, radikalisiert durch die politischen Katastrophen und die organisierte Inhumanität im 20. Jh. (vgl. Paul Celan). Haben - bis heute und in Zukunft - religiöser Glaube und Theologie Teil an dieser "Sprachnot"? Wird diese durch den Neo-Nationalismus und Rechtspopulismus am Beginn des 21. Jh.s noch einmal verschärft und auf Dauer gestellt? Außerdem führt der Vf. theologische und poetologische Überlegungen weiter, die er 2015 in seinem Buch "'Der Werdendste, der wird' - Rilkes religiöse Poesie am Rand des Christentums" begonnen hat.