Aus der Fülle dessen, was uns im Lauf der Jahrzehnte eines Lebens in der Klinik erfahrbar begegnet, was sich uns dort zuspricht, vernehmen wir nur einen kleinen Teil. Das meiste aber zieht an uns vorüber, ohne in uns eine Spur zu hinterlassen. Wir vernehmen zunächst das, worauf wir von unseren Lehrern und der übernommenen Lehre verwiesen werden, was unseren zeit bedingten, theoretischen Vorstellungen entspricht. Es zeugt schon von einer guten empirischen Begabung, wenn einer sieht, was ihm keiner gezeigt hat. Gerade dem guten Empiriker drängt sich die Erkenntnis auf, wie vieles, was uns an sich offenbar sein könnte, gleichwohl verborgen, daß unser Wissen immer zur Bescheidenheit mahnendes Stückwerk bleibt, immer im Hinblick auf das Ganze des erfahrbar Begegnenden ein Torso. Schließlich kann es uns drängen, das Geschaute und Gedachte zur Sprache zu bringen, es niederzuschreiben. In dieser freudvoll-mühevollen Arbeit ent steht aber ein neues Problem: Nicht jedem ist es gegeben, im Ganzen, in einem ausgewogenen überblick, ohne sich in Einzelheiten zu verlieren und ohne über Problematisches oberflächlich hinwegzugehen, das zu sagen, was er sagen sollte und möchte. So kommt es dann zu kasuistischen Beiträgen mit Fallinterpretationen, Stellungnahmen zu Einzelfragen, zusammenfassenden Darstellungen größerer Zusammenhänge, die aber alle über sich hinausweisen, insofern sie transparent bleiben, auch für eine im Ganzen individuelle Weise das Begegnende zu erfahren, das Erfahrene zu ordnen und darzustellen. Dem Mißverhältnis von Erfahrbarem und wirklich Erfahrenem entspricht das Mißverhältnis von Sagbarem und wirklich Gesagtem.