Die vielfältigen historischen Begegnungen deutscher Kultur mit dem Buddhismus und dessen Aneignung und Interpretation in Philosophie, Kunst und Politik sind Belege für ein Interesse, das weit mehr ist als modische Attitüde. Volker Zotz geht der wechselvollen Geschichte dieser Beziehung nach, ausgehend von den Interpretationen christlicher Missionarsberichte durch Leibniz, Kant, Hegel; der Besitzergreifung durch die Romantiker; der ersten Welle der Buddhismuseuphorie, ausgelöst durch Schopenhauer, Nietzsche und Wagner; der Rezeption durch Literaten, Philosophen, Psychologen des 20. Jahrhunderts wie Stefan Zweig, Hermann Hesse, Bertold Brecht, Rudolf Steiner, Sigmund Freud, C. G. Jung bis hin zu nationalsozialistischen Affinitäten zum Buddhismus. Ihm geht es sowohl um spezifische (deutsche) Weisen des Verstehens und Missverstehens buddhistischer Lehren, als auch darum, was sich über deutsche Kultur im Spiegel des Buddhismus erfahren lässt.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Der Warnung, die Ludger Lütkehaus uns mit auf den Weg gibt, muss man wohl Glauben schenken, zu vertraut scheint der Rezensent mit dem Stoff des Buches. Wenn Lütkehaus erklärt, es handle sich um ein desillusionierendes Buch, so ist das allerdings als Lob zu verstehen. Mit einer wohltuenden Portion Rezeptions- und Selbstkritik, schreibt Lütkehaus, lokalisiert der Religionskomparatist Volker Zotz die verschiedenen Stationen der deutsch-buddhistischen Begegnung und rückt mitunter sakrosankteste Namen ins Zwielicht - so, wenn er die Mesalliance von Swastika und Hakenkreuz beleuchte. Weniger gelungen findet Lütkehaus einige Kapitel über die philosophiehistorischen Schlüsselfiguren der deutsch-buddhistischen Begegnung. Auf Leibniz, Kant und Schopenhauer hätte er sich einen differenzierteren Blick gewünscht. Was der Autor an Dunkelmännerei in der Welt der Erleuchteten so alles zutage fördert, meint Lütkehaus, reicht aber auch so.
© Perlentaucher Medien GmbH
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