Vier Monate im Haus von Thomas Mann in Pacific Palisades - das verändert den Blick auf Amerika und Deutschland gleichermaßen. Von hier aus begibt sich Andreas Platthaus ins weite Land, auf die Spuren des deutschen Exils, während er gleichzeitig den aktuellen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten auf den Grund geht: An der West- wie der Ostküste, von der mexikanischen Grenze tief in der Wüste bis zu den Millionärsvillen hoch über dem Pazifik, in Disneyland genauso wie auf den Straßen zwischen Obdachlosen sucht ein Alteuropäer nach dem Code der Neuen Welt. Er wählt eigene Wege durch das globale gesellschaftliche Versuchslabor, das Los Angeles darstellt, und zieht die Werke von Gewährsleuten wie Thomas Mann und Quentin Tarantino heran, die ein Amerika imaginiert haben, wie wir es nie für möglich gehalten hätten, aber nun erleben.
Vor dem Horizont der Präsidentschaftswahl im Herbst 2020 fühlt Andreas Platthaus unserem transatlantischen Gegenüber den Puls. In seinem Amerikanischen Tagebuch, entstanden «auf den Palisaden», begegnet uns ein tief gespaltenes Land - mit dem wir, mehr als sieben Jahrzehnte nach der Zeit des deutschen Exils, noch immer untrennbar verbunden sind.
Vor dem Horizont der Präsidentschaftswahl im Herbst 2020 fühlt Andreas Platthaus unserem transatlantischen Gegenüber den Puls. In seinem Amerikanischen Tagebuch, entstanden «auf den Palisaden», begegnet uns ein tief gespaltenes Land - mit dem wir, mehr als sieben Jahrzehnte nach der Zeit des deutschen Exils, noch immer untrennbar verbunden sind.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Tabea Grzeszyk hat keinen Zweifel an der Beobachtungs- und Erzählgabe von Andreas Platthaus. Dass Platthaus, der als Fellow in Thomas Manns Schlafzimmer in Los Angeles residieren durfte, jeden der 124 Tage dort des Kommentars für würdig befindet und das dann auch noch veröffentlicht, erscheint ihr allerdings der Güte zu viel. Wenn der Autor von seinem Fenster aus die Parallelwelt mexikanischer Immigranten erkundet, kann Grzeszyk noch was lernen, sobald Platthaus jedoch langatmig seinen Frühsport thematisiert oder sich über störende Gerüche in der Idylle echauffiert, vermutet die Rezensentin Lagerkoller.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.04.2020[kein Titel]
ANDREAS PLATTHAUS, verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben dieser Zeitung, war im vergangenen Jahr einer der ersten Fellows des Thomas Mann House in Pacific Palisades, dem ehemaligen Exil-Wohnsitz des Literaturnobelpreisträgers am Rande von Los Angeles. Vier Monate lang hat Platthaus jeden Tag eine ihn faszinierende Beobachtung aus dem amerikanischen Leben aufgeschrieben: über Begegnungen, Museumsbesuche, politische Ereignisse, Reisen, Konzerte und Recherchen auf den Spuren des deutschen Exils. Dabei entsteht nicht nur ein vielschichtiges Porträt der Stadt Los Angeles, sondern auch eines der Vereinigten Staaten vor den diesjährigen Präsidentenwahlen: als Land im Zustand der wachsenden gesellschaftlichen Spaltung. (Andreas Platthaus: "Auf den Palisaden". Amerikanisches Tagebuch. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2020. 409 S., 5 Abb., geb., 24,- [Euro].)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
ANDREAS PLATTHAUS, verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben dieser Zeitung, war im vergangenen Jahr einer der ersten Fellows des Thomas Mann House in Pacific Palisades, dem ehemaligen Exil-Wohnsitz des Literaturnobelpreisträgers am Rande von Los Angeles. Vier Monate lang hat Platthaus jeden Tag eine ihn faszinierende Beobachtung aus dem amerikanischen Leben aufgeschrieben: über Begegnungen, Museumsbesuche, politische Ereignisse, Reisen, Konzerte und Recherchen auf den Spuren des deutschen Exils. Dabei entsteht nicht nur ein vielschichtiges Porträt der Stadt Los Angeles, sondern auch eines der Vereinigten Staaten vor den diesjährigen Präsidentenwahlen: als Land im Zustand der wachsenden gesellschaftlichen Spaltung. (Andreas Platthaus: "Auf den Palisaden". Amerikanisches Tagebuch. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2020. 409 S., 5 Abb., geb., 24,- [Euro].)
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.06.2020Töne, Steine, Scherben
Seit fast vier Jahren regiert der Lautsprecher Donald Trump die USA – Zeit für ein vorläufiges Fazit.
Drei Autoren geben kluge und überraschende Antworten, einer fällt durch finstere Thesen auf
VON VIOLA SCHENZ
Ein Volk leidet – an Depression, Schlaflosigkeit, Angstzuständen – vor allem aber an sich selbst, genauer: unter seiner Politik. Das ergab eine Umfrage unter amerikanischen Psychiatern und Psychotherapeuten im vorigen Jahr. Demnach nannten immer mehr Patienten als Grund ihres Unwohlseins die Politik in ihrem Land – wohlgemerkt bevor Corona es lahmlegte und bevor die alte Rassismusdebatte mit aller Macht wieder losbrach. Allein das Nachdenken über Politik löse bei vierzig Prozent der Amerikaner „großen Stress“ aus. Liegt das am Präsidenten, macht Donald Trump seine Nation krank? Muss man sich um die älteste Demokratie sorgen? Sind Amerikaner überempfindlich, verlieren sie ihren bewährten Common Sense? Oder hat Politik stets nervös gemacht, war jedoch selten Gegenstand derartiger Studien? Vier Beobachter gehen solchen Fragen nach – aus unterschiedlichsten Perspektiven: von innen, von außen, mit wissenschaftlicher Expertise, mit Schaum vor dem Mund, aus persönlicher oder distanzierter Warte, alle indes, das sei berücksichtigt, vor der Corona-Krise und dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd.
Der Göttinger Politikwissenschaftler Torben Lütjen übernahm kurz nach Trumps Amtsantritt im Januar 2017 eine Gastprofessur für European Studies and Political Science an der Vanderbilt University in Tennessee. Wie viele Politologen versucht auch Lütjen, das Mysterium vom Aufstieg und Sieg des umstrittenen Präsidenten zu ergründen und die Gereiztheit einer Nation, die doch in Sachen demokratische Stabilität globales Vorbild ist, es jedenfalls lange Zeit war. Sein Buch, in dessen Titel der Name Trump erstaunlicherweise nicht auftaucht, obwohl es sich hauptsächlich um ihn dreht, soll allerdings kein weiterer Bericht „aus dem Inneren“ sein, verspricht Lütjen, „keine Exkursion in die Lebenswelt des Trump-Wählers, der „vor und nach der Wahl gefühlte 100 000-mal interviewt wurde“.
Sein Versprechen hält er: Lütjen nimmt sich Zeit für eine kluge, klare und kenntnisreiche Analyse der Amerikaner, verständlich, flüssig und kurzweilig geschrieben. Er bricht mit denkfaulen Erklärungsmustern, ersetzt sie vielmehr mit unbequemen Thesen: Schon lange vor Trump war etwas faul in den Staaten Amerikas. Trump, so Lütjen, ist Symptom von politisch-kulturellen Verschiebungen in westlichen Demokratien, und nicht deren Ursache. Am frühen Morgen des 9. November 2016, also der Nacht seiner Wahl, sei nicht er in unserer Welt aufgewacht; vielmehr wachten wir „seitdem jeden Morgen in seiner auf“. Nicht erst mit Trump also leben Amerikaner in zwei Kosmen, der aber versteht es instinktiv, diese gegeneinander und zu seinem Vorteil auszuspielen.
Wie konnte es zu dieser Entzweiung kommen? Lütjen startet gleich mit einem Widerspruch und nennt als eine Ursache für die parteipolitische Polarisierung, die „paradoxe Individualisierung“: Eine immer größere individuelle Freiheit, in den USA seit jeher ein elementares Gut, führe dazu, dass sich Amerikaner mit Gleichgesinnten in ihren „ideologischen Echokammern eingerichtet und die Zugbrücken zur Gegenseite hochgezogen“ hätten. Klingt plausibel: Man wählt seine Mitmenschen danach aus, ob sie einem gefallen; und meist gefallen die am besten, die einem am ähnlichsten sind. Republikaner und Demokraten stünden sich nicht nur deshalb unversöhnlich gegenüber, weil sie anders denken, sondern weil sie mittlerweile auch anders sind. Sie hätten sich eigene Milieus gezimmert, mit eigenen Realitätswahrnehmungen und Lebensstilen, die längst zu politischen Statements ausarten und sogar die Wahl von Jeans, Autos, TV-Sendungen oder Restaurants bestimmen. Die „gegnerische“ Welt betreten sie kaum noch, weder mental noch physisch: Republikaner wohnen mehrheitlich auf dem Land und in Kleinstädten, Demokraten in Metropolen. „Sie wählen, nicht ständig die Wahl haben zu müssen“, schreibt Lütjen mit Verweis auf die Philosophin Hannah Arendt und ihre „Tyrannei der Möglichkeiten“.
Doch was so einleuchtend klingt, stellt Lütjen, und das ist eine Stärke seiner Analyse, gleich wieder infrage. Ideologische Gegensätze traten auch früher mal schärfer, mal milder auf. Kontraste und Konflikte zwischen den Anhängern politischer Parteien gehören seit jeher zu Demokratien. Im Europa der 1920 und 1930er Jahre, im Amerika des späten 19. Jahrhunderts waren Sozialisten, Konservative, Liberale in ihren Ideologien verbohrt, hatten ihre eigenen Clubs, Zeitungen, Sportstätten – und separierten sich bewusst voneinander. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg brachen solche Polarisierungen auf. Wir hätten uns an die vergleichsweise ruhige Nachkriegszeit gewöhnt, folgert Lütjen, und verlernt, „fundamentale Differenzen auszuhalten“. Die freie Wahl des Lebensstils heutzutage setze dem freilich nichts entgegen. Sie führe nicht zu mehr Toleranz, sondern generiere die „paradoxe Individualisierung“ in Form neuer geschlossener Gemeinschaften. Früher wurde man in diese eher hineingeboren, heute entscheide man sich freiwillig für eine Ideologie und sein Milieu.
Doch Lütjen warnt zugleich vor falschen Analogien und trotzt angenehm besonnen dem Alarmismus mancher Kommentatoren: Polarisierung muss nicht automatisch ein Problem sein, gar eine Katastrophe. Sinn und Zweck von Demokratien sei es schließlich, dass in ihnen gestritten werde. Die US-Demokratie sei weder gefährdet, noch führe Trump sie in einen Faschismus, wie Wichtigtuer unken, Washington sei nicht Weimar. Es sei sogar stabil genug, weitere vier Jahre Trump zu ertragen. Komplizierte Zeiten wecken den Wunsch nach simplen Erklärungen, aber auch sie zwingen zu komplexen, manchmal gar widersprüchlichen Antworten. Torben Lütjen erweist sich als kluger Antwortgeber.
Umso einfacher macht es sich Daniele Ganser. In seinem jüngsten Werk knüpft sich der Schweizer Historiker und selbsternannte „Friedensforscher“ die USA vor, die er für „die größte Gefahr für den Weltfrieden“ hält. „Imperium USA“ ist ein umfassendes Register großer und kleiner Sünden: Sklaverei, Indianerverfolgung, Ku-Klux-Klan, Kuba 1898, Opiumkrieg, Vertrag von Versailles, Vietnam-Krieg, die Umtriebe der CIA, die Iran-Contra-Affäre, Nato-Osterweiterung, Wikipedia. Amerikas Geschichte: eine Verkettung von Aggression, Gewalt, Tragödien, und er, Daniele Ganser, legt das endlich offen. Ganser „entdeckt“ Themen, die in den USA dauerdebattiert wurden und werden, die Gerichte, Hochschulseminare, Medien und Bürgerinitiativen beschäftigen, die Bibliotheken, Talkshows, Museen, Gedenkstätten füllen – was Ganser freilich verschweigt.
Amerikaner sind ihm zufolge zu reich, aber auch zu arm, sie unterdrücken Minderheiten, haben Adolf Hitler mit Erdöl versorgt und in den Krieg getrieben, Präsident Kennedy in einem Plot ermordet und die Anschläge vom 11. September selbst inszeniert, außerdem das Internet erfunden, mit dem sie nun den Rest der Menschheit kontrollieren. Knapp 400 Seiten lang reihen sich Verschwörungstheorien, Halbwahrheiten und finstere Machenschaften aneinander, die Ganser teils bereits in früheren Büchern verbreitet hat, etwa über Geheimarmeen der Nato. Zwischen all den Anklagen mutiert er zum Esoteriker, zu einer Art religiösem Führer: „Ich als Autor gehöre auch zur Menschheitsfamilie, ebenso wie alle Personen, die in diesem Buch erwähnt werden, Opfer wie Täter. Zusammen sollten wir lernen, uns nicht zu töten, weil alles Leben heilig ist.“ Und in seinem Fazit heißt es: „Jeder kann für den Frieden etwas tun, indem er sich täglich in Achtsamkeit und friedlicher Kommunikation übt. Durch Achtsamkeit wird der innere Frieden gestärkt.“
Ganser hatte bis 2017 einen Lehrauftrag an den Universität St. Gallen. Ob er ihm entzogen oder lediglich gestrichen wurde, bleibt unklar. Seine Habilitationsschrift lehnten Schweizer Hochschulen ab, angeblich wegen mangelnden wissenschaftlichen Standards. Inzwischen leitet er SIPER (Swiss Institute for Peace and Energy Research, Schweizer Institut für Friedensforschung und Energie), das aus ihm, zwei Büromitarbeitern und einem „Senior Adviser“ besteht. Er tourt mit Vorträgen durch Europa. Kritiker halten ihm das Verbreiten von Verschwörungstheorien vor, außerdem fehlende Distanz zu rechtsradikalen und antisemitischen Kreisen. Erstaunlich ist, dass seine Abrechnung mit dem „Imperium“ zu einer Zeit erscheint, da den USA geringes militärisches Engagement, etwa in Syrien, vorgehalten wird, und da alle Welt fürchtet, das autoritäre China könne Amerika als Weltmacht ablösen.
Zurück auf den Boden der Tatsachen führt Daniel Schmidt. Seit 2016 arbeitet er als freier Reporter aus den USA für namhafte deutschsprachige Zeitungen und Magazine. Hinter dem bündigen Titel „This is America“ reihen sich Reportagen, Porträts, Interviews. Die Geschichten sind temporeich, angenehm floskelarm und sprachschöpfend („Vorurteilsbeschleuniger“, „Gnadenschuss für jedes Gespräch“). Schmidt tut das, was ein guter Reporter tun sollte: Menschen sehr nahe kommen, hartnäckig sein, auch mal lästig – die Leser danken es ihm. Er trifft alteingesessene und neuzugezogene Amerikaner, Menschen, „die ihre Probleme, Sorgen und Nöte im Kleinen bewältigen und mir davon erzählen, damit wir im Großen vielleicht ein paar Schlüsse ziehen“. Trump-Wählern tritt er vorurteilsfrei gegenüber, Bürgern, die „sich nicht für Politik interessieren oder die ihren Glauben an die Politik schon lange aufgegeben haben“, die „weder Zeit noch Lust haben, das eigene Land zu verstehen“. Er erklärt deren Entscheidung, ohne sie zu verteufeln oder sie mit geheucheltem Verständnis zu umgarnen. Über die Betreiberin eines Waffengeschäfts in Wyoming schreibt er: „Trump hatte Misty alle möglichen Dinge versprochen, es war schließlich Wahlkampf gewesen, vor allem hatte er ihnen aufgezeigt, wer ihnen, diesen freiheitsliebenden Amerikanern, ihr Leben einschränken wollte.“ Schmidt hat aus den Fehlern vieler Journalisten und Politiker im Präsidentschaftswahlkampf 2016 gelernt. Hillary Clinton nannte gegnerische Wähler verächtlich „Deplorables“ (Bedauernswerte), was sie damals mit die Wahl kostete. Die Demokraten und ihre Kandidatin, so Schmidt, scheiterten 2016 vor allem wegen eines „Verständnisliberalismus“, der sich „um Umwelt, Gesundheitswesen, faule Studenten und Transgender-Toilettenschilder gesorgt, aber nicht um die Staublungen der Kohl-Kumpel gekümmert hatte“.
In einigen Geschichten nimmt sich Schmidt zu wichtig, ständig bringt er sich als Akteur ein, wo er entbehrlich wäre, wo im Gegenteil Zurückhaltung geboten wäre. Über den angehenden Obersten Richter Brett Kavanaugh etwa heißt es: „So hätte ich es wahrscheinlich auch gemacht an seiner Stelle, mal ausweichende, mal butterweiche Antworten gegeben, wenn es um einen Job auf Lebzeiten am obersten Gericht der USA ginge.“ Und weiter: „Die sich über Stunden hinziehende Anhörung verlangte mir wahnsinnig viel Konzentration und Aufmerksamkeit ab. Vielleicht fielen mir sogar ein- oder zweimal die Augen zu.“ Nun denn.
Das große Los als Amerikaner-Beobachter hat Andreas Platthaus gezogen. Der Redakteur für Literatur und literarisches Leben bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gehörte vergangenes Jahr zu den ersten Fellows des Thomas Mann House in Pacific Palisades, dem ehemaligen Exil-Wohnsitz des Literaturnobelpreisträgers am Rande beziehungsweise in den Hügeln von Los Angeles. Vier Monate lang führte Platthaus ein „Amerikanisches Tagebuch“, das inzwischen als Buch erschienen ist („Auf den Palisaden“). Auf den „Spuren des deutschen Exils“, wie es im Klappentext heißt, bietet er weitschweifige Einblicke in eine beneidenswerte Auszeit. Platthaus begegnet Menschen beim Joggen, besucht Ausstellungen und Museen, Konferenzen, Vorträge, Disneyland, fährt an die mexikanische Grenze. Es sind Alltagsbeobachtungen, zufällige Begebenheiten, die lakonisch vor sich hinplätschern und mit feinsinnigen Gedankenspielen oder dem Urteil des Architekturkenners zu markanten Gebäuden ergänzt wurden. Wie bei einem Tagebuch üblich ist es rein chronologisch strukturiert. Ein Personen- oder Sachregister hätte Orientierung geboten und ein gezielteres Lesen gestattet.
Viele Orte sind bereits von unzähligen Journalisten beschrieben oder von Publizisten hinterfragt worden – das gilt für das Getty Museum genauso wie für Disneyland oder den für kalifornische Korrespondenten fast obligaten Besuch an der Landesgrenze im Süden. Auch den Sinn und Zweck einer U-Bahn in Los Angeles haben schon diverse einheimische und ausländische Reporter hinterfragt. Etwas Neuland wäre vielleicht erfrischend gewesen, Platthaus bestätigt in der Hauptsache Bekanntes. Als Leser hofft man immer wieder auf eine „punch line“, auf eine Pointe. Stattdessen erhebt sich mit dem Tagesresümee gerne der Zeigefinger des deutschen Bildungsbürgers. Platthaus schüttelt über die „wenig literarische Bildung“ einer Politikerin der Demokraten ebenso den Kopf wie über das Getty Research Institute (GRI): „In den klassischen Kategorien von Hegel gesagt: Aus These und Antithese muss Synthese hervorgehen. Aber die steht bei der Jahrestagung des GRI noch aus.“ Auch Bertolt Brecht oder Heinrich Mann haderten seinerzeit mit dem vermeintlichen Mangel an Bildung deutscher Prägung, sie wunderten oder echauffierten sich über die „Naivität“ ihrer kalifornischen Gastgeber und die Leichtigkeit des Westküstenlebens. So bewegt sich Platthaus tatsächlich „auf den Spuren“ deutscher Intellektueller im Exil.
Schon lange vor Trump
war etwas faul in den Staaten
Amerikas, schreibt Torben Lütjen
Daniele Ganser hält den USA
ein ganzes Sündenregister vor,
ohne groß zu differenzieren
Mit den Augen des deutschen
Bildungsbürgers blickt
Andreas Platthaus auf Kalifornien
Auf Distanz: Donald Trump gibt Anfang Mai Fox-News-Reportern ein Interview. Die Statue von Abraham Lincoln schaut zu.
Foto: JIM WATSON/AFP
Torben Lütjen:
Amerika im Kalten Bürgerkrieg. Wie ein Land seine Mitte verliert. wbg Theiss, Darmstadt 2020, 224 Seiten.
20 Euro.
Daniele Ganser:
Imperium USA. Die skrupellose Weltmacht. Orell Füssli, Zürich 2020. 400 Seiten,
25 Euro.
Daniel C. Schmidt:
This is America. Reisen durch ein Land im Umbruch. Aufbau-Verlag, Berlin 2020.
252 Seiten, 18 Euro.
Andreas Platthaus:
Auf den Palisaden. Amerikanisches Tagebuch. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2020, 409 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Seit fast vier Jahren regiert der Lautsprecher Donald Trump die USA – Zeit für ein vorläufiges Fazit.
Drei Autoren geben kluge und überraschende Antworten, einer fällt durch finstere Thesen auf
VON VIOLA SCHENZ
Ein Volk leidet – an Depression, Schlaflosigkeit, Angstzuständen – vor allem aber an sich selbst, genauer: unter seiner Politik. Das ergab eine Umfrage unter amerikanischen Psychiatern und Psychotherapeuten im vorigen Jahr. Demnach nannten immer mehr Patienten als Grund ihres Unwohlseins die Politik in ihrem Land – wohlgemerkt bevor Corona es lahmlegte und bevor die alte Rassismusdebatte mit aller Macht wieder losbrach. Allein das Nachdenken über Politik löse bei vierzig Prozent der Amerikaner „großen Stress“ aus. Liegt das am Präsidenten, macht Donald Trump seine Nation krank? Muss man sich um die älteste Demokratie sorgen? Sind Amerikaner überempfindlich, verlieren sie ihren bewährten Common Sense? Oder hat Politik stets nervös gemacht, war jedoch selten Gegenstand derartiger Studien? Vier Beobachter gehen solchen Fragen nach – aus unterschiedlichsten Perspektiven: von innen, von außen, mit wissenschaftlicher Expertise, mit Schaum vor dem Mund, aus persönlicher oder distanzierter Warte, alle indes, das sei berücksichtigt, vor der Corona-Krise und dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd.
Der Göttinger Politikwissenschaftler Torben Lütjen übernahm kurz nach Trumps Amtsantritt im Januar 2017 eine Gastprofessur für European Studies and Political Science an der Vanderbilt University in Tennessee. Wie viele Politologen versucht auch Lütjen, das Mysterium vom Aufstieg und Sieg des umstrittenen Präsidenten zu ergründen und die Gereiztheit einer Nation, die doch in Sachen demokratische Stabilität globales Vorbild ist, es jedenfalls lange Zeit war. Sein Buch, in dessen Titel der Name Trump erstaunlicherweise nicht auftaucht, obwohl es sich hauptsächlich um ihn dreht, soll allerdings kein weiterer Bericht „aus dem Inneren“ sein, verspricht Lütjen, „keine Exkursion in die Lebenswelt des Trump-Wählers, der „vor und nach der Wahl gefühlte 100 000-mal interviewt wurde“.
Sein Versprechen hält er: Lütjen nimmt sich Zeit für eine kluge, klare und kenntnisreiche Analyse der Amerikaner, verständlich, flüssig und kurzweilig geschrieben. Er bricht mit denkfaulen Erklärungsmustern, ersetzt sie vielmehr mit unbequemen Thesen: Schon lange vor Trump war etwas faul in den Staaten Amerikas. Trump, so Lütjen, ist Symptom von politisch-kulturellen Verschiebungen in westlichen Demokratien, und nicht deren Ursache. Am frühen Morgen des 9. November 2016, also der Nacht seiner Wahl, sei nicht er in unserer Welt aufgewacht; vielmehr wachten wir „seitdem jeden Morgen in seiner auf“. Nicht erst mit Trump also leben Amerikaner in zwei Kosmen, der aber versteht es instinktiv, diese gegeneinander und zu seinem Vorteil auszuspielen.
Wie konnte es zu dieser Entzweiung kommen? Lütjen startet gleich mit einem Widerspruch und nennt als eine Ursache für die parteipolitische Polarisierung, die „paradoxe Individualisierung“: Eine immer größere individuelle Freiheit, in den USA seit jeher ein elementares Gut, führe dazu, dass sich Amerikaner mit Gleichgesinnten in ihren „ideologischen Echokammern eingerichtet und die Zugbrücken zur Gegenseite hochgezogen“ hätten. Klingt plausibel: Man wählt seine Mitmenschen danach aus, ob sie einem gefallen; und meist gefallen die am besten, die einem am ähnlichsten sind. Republikaner und Demokraten stünden sich nicht nur deshalb unversöhnlich gegenüber, weil sie anders denken, sondern weil sie mittlerweile auch anders sind. Sie hätten sich eigene Milieus gezimmert, mit eigenen Realitätswahrnehmungen und Lebensstilen, die längst zu politischen Statements ausarten und sogar die Wahl von Jeans, Autos, TV-Sendungen oder Restaurants bestimmen. Die „gegnerische“ Welt betreten sie kaum noch, weder mental noch physisch: Republikaner wohnen mehrheitlich auf dem Land und in Kleinstädten, Demokraten in Metropolen. „Sie wählen, nicht ständig die Wahl haben zu müssen“, schreibt Lütjen mit Verweis auf die Philosophin Hannah Arendt und ihre „Tyrannei der Möglichkeiten“.
Doch was so einleuchtend klingt, stellt Lütjen, und das ist eine Stärke seiner Analyse, gleich wieder infrage. Ideologische Gegensätze traten auch früher mal schärfer, mal milder auf. Kontraste und Konflikte zwischen den Anhängern politischer Parteien gehören seit jeher zu Demokratien. Im Europa der 1920 und 1930er Jahre, im Amerika des späten 19. Jahrhunderts waren Sozialisten, Konservative, Liberale in ihren Ideologien verbohrt, hatten ihre eigenen Clubs, Zeitungen, Sportstätten – und separierten sich bewusst voneinander. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg brachen solche Polarisierungen auf. Wir hätten uns an die vergleichsweise ruhige Nachkriegszeit gewöhnt, folgert Lütjen, und verlernt, „fundamentale Differenzen auszuhalten“. Die freie Wahl des Lebensstils heutzutage setze dem freilich nichts entgegen. Sie führe nicht zu mehr Toleranz, sondern generiere die „paradoxe Individualisierung“ in Form neuer geschlossener Gemeinschaften. Früher wurde man in diese eher hineingeboren, heute entscheide man sich freiwillig für eine Ideologie und sein Milieu.
Doch Lütjen warnt zugleich vor falschen Analogien und trotzt angenehm besonnen dem Alarmismus mancher Kommentatoren: Polarisierung muss nicht automatisch ein Problem sein, gar eine Katastrophe. Sinn und Zweck von Demokratien sei es schließlich, dass in ihnen gestritten werde. Die US-Demokratie sei weder gefährdet, noch führe Trump sie in einen Faschismus, wie Wichtigtuer unken, Washington sei nicht Weimar. Es sei sogar stabil genug, weitere vier Jahre Trump zu ertragen. Komplizierte Zeiten wecken den Wunsch nach simplen Erklärungen, aber auch sie zwingen zu komplexen, manchmal gar widersprüchlichen Antworten. Torben Lütjen erweist sich als kluger Antwortgeber.
Umso einfacher macht es sich Daniele Ganser. In seinem jüngsten Werk knüpft sich der Schweizer Historiker und selbsternannte „Friedensforscher“ die USA vor, die er für „die größte Gefahr für den Weltfrieden“ hält. „Imperium USA“ ist ein umfassendes Register großer und kleiner Sünden: Sklaverei, Indianerverfolgung, Ku-Klux-Klan, Kuba 1898, Opiumkrieg, Vertrag von Versailles, Vietnam-Krieg, die Umtriebe der CIA, die Iran-Contra-Affäre, Nato-Osterweiterung, Wikipedia. Amerikas Geschichte: eine Verkettung von Aggression, Gewalt, Tragödien, und er, Daniele Ganser, legt das endlich offen. Ganser „entdeckt“ Themen, die in den USA dauerdebattiert wurden und werden, die Gerichte, Hochschulseminare, Medien und Bürgerinitiativen beschäftigen, die Bibliotheken, Talkshows, Museen, Gedenkstätten füllen – was Ganser freilich verschweigt.
Amerikaner sind ihm zufolge zu reich, aber auch zu arm, sie unterdrücken Minderheiten, haben Adolf Hitler mit Erdöl versorgt und in den Krieg getrieben, Präsident Kennedy in einem Plot ermordet und die Anschläge vom 11. September selbst inszeniert, außerdem das Internet erfunden, mit dem sie nun den Rest der Menschheit kontrollieren. Knapp 400 Seiten lang reihen sich Verschwörungstheorien, Halbwahrheiten und finstere Machenschaften aneinander, die Ganser teils bereits in früheren Büchern verbreitet hat, etwa über Geheimarmeen der Nato. Zwischen all den Anklagen mutiert er zum Esoteriker, zu einer Art religiösem Führer: „Ich als Autor gehöre auch zur Menschheitsfamilie, ebenso wie alle Personen, die in diesem Buch erwähnt werden, Opfer wie Täter. Zusammen sollten wir lernen, uns nicht zu töten, weil alles Leben heilig ist.“ Und in seinem Fazit heißt es: „Jeder kann für den Frieden etwas tun, indem er sich täglich in Achtsamkeit und friedlicher Kommunikation übt. Durch Achtsamkeit wird der innere Frieden gestärkt.“
Ganser hatte bis 2017 einen Lehrauftrag an den Universität St. Gallen. Ob er ihm entzogen oder lediglich gestrichen wurde, bleibt unklar. Seine Habilitationsschrift lehnten Schweizer Hochschulen ab, angeblich wegen mangelnden wissenschaftlichen Standards. Inzwischen leitet er SIPER (Swiss Institute for Peace and Energy Research, Schweizer Institut für Friedensforschung und Energie), das aus ihm, zwei Büromitarbeitern und einem „Senior Adviser“ besteht. Er tourt mit Vorträgen durch Europa. Kritiker halten ihm das Verbreiten von Verschwörungstheorien vor, außerdem fehlende Distanz zu rechtsradikalen und antisemitischen Kreisen. Erstaunlich ist, dass seine Abrechnung mit dem „Imperium“ zu einer Zeit erscheint, da den USA geringes militärisches Engagement, etwa in Syrien, vorgehalten wird, und da alle Welt fürchtet, das autoritäre China könne Amerika als Weltmacht ablösen.
Zurück auf den Boden der Tatsachen führt Daniel Schmidt. Seit 2016 arbeitet er als freier Reporter aus den USA für namhafte deutschsprachige Zeitungen und Magazine. Hinter dem bündigen Titel „This is America“ reihen sich Reportagen, Porträts, Interviews. Die Geschichten sind temporeich, angenehm floskelarm und sprachschöpfend („Vorurteilsbeschleuniger“, „Gnadenschuss für jedes Gespräch“). Schmidt tut das, was ein guter Reporter tun sollte: Menschen sehr nahe kommen, hartnäckig sein, auch mal lästig – die Leser danken es ihm. Er trifft alteingesessene und neuzugezogene Amerikaner, Menschen, „die ihre Probleme, Sorgen und Nöte im Kleinen bewältigen und mir davon erzählen, damit wir im Großen vielleicht ein paar Schlüsse ziehen“. Trump-Wählern tritt er vorurteilsfrei gegenüber, Bürgern, die „sich nicht für Politik interessieren oder die ihren Glauben an die Politik schon lange aufgegeben haben“, die „weder Zeit noch Lust haben, das eigene Land zu verstehen“. Er erklärt deren Entscheidung, ohne sie zu verteufeln oder sie mit geheucheltem Verständnis zu umgarnen. Über die Betreiberin eines Waffengeschäfts in Wyoming schreibt er: „Trump hatte Misty alle möglichen Dinge versprochen, es war schließlich Wahlkampf gewesen, vor allem hatte er ihnen aufgezeigt, wer ihnen, diesen freiheitsliebenden Amerikanern, ihr Leben einschränken wollte.“ Schmidt hat aus den Fehlern vieler Journalisten und Politiker im Präsidentschaftswahlkampf 2016 gelernt. Hillary Clinton nannte gegnerische Wähler verächtlich „Deplorables“ (Bedauernswerte), was sie damals mit die Wahl kostete. Die Demokraten und ihre Kandidatin, so Schmidt, scheiterten 2016 vor allem wegen eines „Verständnisliberalismus“, der sich „um Umwelt, Gesundheitswesen, faule Studenten und Transgender-Toilettenschilder gesorgt, aber nicht um die Staublungen der Kohl-Kumpel gekümmert hatte“.
In einigen Geschichten nimmt sich Schmidt zu wichtig, ständig bringt er sich als Akteur ein, wo er entbehrlich wäre, wo im Gegenteil Zurückhaltung geboten wäre. Über den angehenden Obersten Richter Brett Kavanaugh etwa heißt es: „So hätte ich es wahrscheinlich auch gemacht an seiner Stelle, mal ausweichende, mal butterweiche Antworten gegeben, wenn es um einen Job auf Lebzeiten am obersten Gericht der USA ginge.“ Und weiter: „Die sich über Stunden hinziehende Anhörung verlangte mir wahnsinnig viel Konzentration und Aufmerksamkeit ab. Vielleicht fielen mir sogar ein- oder zweimal die Augen zu.“ Nun denn.
Das große Los als Amerikaner-Beobachter hat Andreas Platthaus gezogen. Der Redakteur für Literatur und literarisches Leben bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gehörte vergangenes Jahr zu den ersten Fellows des Thomas Mann House in Pacific Palisades, dem ehemaligen Exil-Wohnsitz des Literaturnobelpreisträgers am Rande beziehungsweise in den Hügeln von Los Angeles. Vier Monate lang führte Platthaus ein „Amerikanisches Tagebuch“, das inzwischen als Buch erschienen ist („Auf den Palisaden“). Auf den „Spuren des deutschen Exils“, wie es im Klappentext heißt, bietet er weitschweifige Einblicke in eine beneidenswerte Auszeit. Platthaus begegnet Menschen beim Joggen, besucht Ausstellungen und Museen, Konferenzen, Vorträge, Disneyland, fährt an die mexikanische Grenze. Es sind Alltagsbeobachtungen, zufällige Begebenheiten, die lakonisch vor sich hinplätschern und mit feinsinnigen Gedankenspielen oder dem Urteil des Architekturkenners zu markanten Gebäuden ergänzt wurden. Wie bei einem Tagebuch üblich ist es rein chronologisch strukturiert. Ein Personen- oder Sachregister hätte Orientierung geboten und ein gezielteres Lesen gestattet.
Viele Orte sind bereits von unzähligen Journalisten beschrieben oder von Publizisten hinterfragt worden – das gilt für das Getty Museum genauso wie für Disneyland oder den für kalifornische Korrespondenten fast obligaten Besuch an der Landesgrenze im Süden. Auch den Sinn und Zweck einer U-Bahn in Los Angeles haben schon diverse einheimische und ausländische Reporter hinterfragt. Etwas Neuland wäre vielleicht erfrischend gewesen, Platthaus bestätigt in der Hauptsache Bekanntes. Als Leser hofft man immer wieder auf eine „punch line“, auf eine Pointe. Stattdessen erhebt sich mit dem Tagesresümee gerne der Zeigefinger des deutschen Bildungsbürgers. Platthaus schüttelt über die „wenig literarische Bildung“ einer Politikerin der Demokraten ebenso den Kopf wie über das Getty Research Institute (GRI): „In den klassischen Kategorien von Hegel gesagt: Aus These und Antithese muss Synthese hervorgehen. Aber die steht bei der Jahrestagung des GRI noch aus.“ Auch Bertolt Brecht oder Heinrich Mann haderten seinerzeit mit dem vermeintlichen Mangel an Bildung deutscher Prägung, sie wunderten oder echauffierten sich über die „Naivität“ ihrer kalifornischen Gastgeber und die Leichtigkeit des Westküstenlebens. So bewegt sich Platthaus tatsächlich „auf den Spuren“ deutscher Intellektueller im Exil.
Schon lange vor Trump
war etwas faul in den Staaten
Amerikas, schreibt Torben Lütjen
Daniele Ganser hält den USA
ein ganzes Sündenregister vor,
ohne groß zu differenzieren
Mit den Augen des deutschen
Bildungsbürgers blickt
Andreas Platthaus auf Kalifornien
Auf Distanz: Donald Trump gibt Anfang Mai Fox-News-Reportern ein Interview. Die Statue von Abraham Lincoln schaut zu.
Foto: JIM WATSON/AFP
Torben Lütjen:
Amerika im Kalten Bürgerkrieg. Wie ein Land seine Mitte verliert. wbg Theiss, Darmstadt 2020, 224 Seiten.
20 Euro.
Daniele Ganser:
Imperium USA. Die skrupellose Weltmacht. Orell Füssli, Zürich 2020. 400 Seiten,
25 Euro.
Daniel C. Schmidt:
This is America. Reisen durch ein Land im Umbruch. Aufbau-Verlag, Berlin 2020.
252 Seiten, 18 Euro.
Andreas Platthaus:
Auf den Palisaden. Amerikanisches Tagebuch. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2020, 409 Seiten, 24 Euro.
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