Jahr für Jahr strömen Hunderttausende aus aller Welt nach Bayern, um die zu Stein gewordenen Phantasien des so überaus populären königlichen Träumers Ludwig II., die Schlösser Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Linderhof zu bestaunen. Besonders groß ist die Zahl der Japaner, die sich von ihnen beeindrucken lassen.
Atemberaubende Bilder
Auch der Star-Fotograf Kishin Shinoyama war von den Bauten fasziniert. Er hat atemberaubende Bilder geschaffen, in denen auch die spektakuläre Landschaft und das Licht um die Schlösser eine große Rolle spielen. Sein Bildband führt den Betrachter von einem der Stammschlösser der Wittelsbacher, Nymphenburg, bis nach Berg am Starnberger See.
Atemberaubende Bilder
Auch der Star-Fotograf Kishin Shinoyama war von den Bauten fasziniert. Er hat atemberaubende Bilder geschaffen, in denen auch die spektakuläre Landschaft und das Licht um die Schlösser eine große Rolle spielen. Sein Bildband führt den Betrachter von einem der Stammschlösser der Wittelsbacher, Nymphenburg, bis nach Berg am Starnberger See.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Rezensent mit dem Kürzel "hhm" findet dieses Buch über die Schlösser von Bayernkönig Ludwig II. etwas schwülstig. Keine Menschen, nur Vögel und Schlösser in beinahe unnatürlicher Schönheit. Natürlich zeige der japanische Fotograf Kishin Shinoyama Ludwigs Wunderwelt so, wie der selbst sie am liebsten gehabt habe: "menschenleer und nur vom eigenen Genius bewohnt". Dennoch, mit der Kamera auf diese Inszenierungen "mit einer weiteren, oft verschwommenen Schicht" zu reagieren, verschärft für den Rezensenten zwar den wahnhaften Charakter der Kreationen, schafft für ihn als Beobachter aber auch eine zu große Distanz, weshalb ihn die Bilder letztlich kalt lassen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2004Märchenkönig, allein zu Haus
Nur ein einziges Mal läßt er Menschen zu - in einer sommerlich sanften Abendstimmung tummeln sich Besucher auf der Terrasse von Schloß Herrenchiemsee. Ansonsten duldet der japanische Fotograf Kishin Shinoyama nur Vögel auf seinen Bildern. Möwen, Enten - und ab und an natürlich einen Schwan. Er will mit seinen Aufnahmen, die in den Jahren 1979 und 1980 entstanden, den wirklichen Ludwig II. zeigen, indem er "Auf den Traumpfaden" des Märchenkönigs wandelt und dessen Stein und Stuck, Holz und Porzellan gewordene Wunderwelt so zeigt, wie sie der Wittelsbacher am liebsten selbst gehabt hätte - menschenleer und nur von seinem eigenen Genius bevölkert. Beginnend in Schloß Nymphenburg, reiste der 1940 geborene Shinoyama chronologisch weiter über Hohenschwangau, Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee, um am Starnberger See zu enden. Die eindruckvollsten Momente stellen sich auf Winterbildern ein. Das fahle Licht hilft, die gebauten Träume dem profanen Alltag des Massentourismus zu entreißen und sie wieder in ihre ureigene Sphäre des Entrückten zu versetzen. Gleichgültig, ob Shinoyama Schlösser aus Nebelschwaden aufsteigen läßt oder sich in Details der Innenausstattung verliebt, immer reagiert seine Kamera auf die Künstlichkeit mit einer weiteren, oft verschwommenen Schicht der Inszenierung. Das schafft eine enorme Distanz zu den Dingen und verstärkt den wahnhaften Charakter von Ludwigs Selbstinszenierung. Wenn es zutrifft, was der Publizist Harald Eggebracht in seinem kulturhistorisch breit angelegten Vorwort schreibt, daß Shigoyama gelinge, was bei einem realen Besuch nicht erfahren werden könne - nämlich "Traum als Leben zu erfahren" -, dann ist dieser Bildband ein Muß für alle, die sich dem Absolutheitsanspruch dieser Ästhetik hingeben wollen. Alle anderen wird der erhabene Gestus kaltlassen.
hhm
"Auf den Traumpfaden des Königs - Ludwig II. von Bayern und seine Schlösser" von Kishin Shinoyama. Schirmer/Mosel Verlag, München 2003. 192 Seiten, 106 Abbildungen, davon 90 farbige Tafeln. Gebunden, 49,80 Euro. ISBN 3-8296-0098-4.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nur ein einziges Mal läßt er Menschen zu - in einer sommerlich sanften Abendstimmung tummeln sich Besucher auf der Terrasse von Schloß Herrenchiemsee. Ansonsten duldet der japanische Fotograf Kishin Shinoyama nur Vögel auf seinen Bildern. Möwen, Enten - und ab und an natürlich einen Schwan. Er will mit seinen Aufnahmen, die in den Jahren 1979 und 1980 entstanden, den wirklichen Ludwig II. zeigen, indem er "Auf den Traumpfaden" des Märchenkönigs wandelt und dessen Stein und Stuck, Holz und Porzellan gewordene Wunderwelt so zeigt, wie sie der Wittelsbacher am liebsten selbst gehabt hätte - menschenleer und nur von seinem eigenen Genius bevölkert. Beginnend in Schloß Nymphenburg, reiste der 1940 geborene Shinoyama chronologisch weiter über Hohenschwangau, Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee, um am Starnberger See zu enden. Die eindruckvollsten Momente stellen sich auf Winterbildern ein. Das fahle Licht hilft, die gebauten Träume dem profanen Alltag des Massentourismus zu entreißen und sie wieder in ihre ureigene Sphäre des Entrückten zu versetzen. Gleichgültig, ob Shinoyama Schlösser aus Nebelschwaden aufsteigen läßt oder sich in Details der Innenausstattung verliebt, immer reagiert seine Kamera auf die Künstlichkeit mit einer weiteren, oft verschwommenen Schicht der Inszenierung. Das schafft eine enorme Distanz zu den Dingen und verstärkt den wahnhaften Charakter von Ludwigs Selbstinszenierung. Wenn es zutrifft, was der Publizist Harald Eggebracht in seinem kulturhistorisch breit angelegten Vorwort schreibt, daß Shigoyama gelinge, was bei einem realen Besuch nicht erfahren werden könne - nämlich "Traum als Leben zu erfahren" -, dann ist dieser Bildband ein Muß für alle, die sich dem Absolutheitsanspruch dieser Ästhetik hingeben wollen. Alle anderen wird der erhabene Gestus kaltlassen.
hhm
"Auf den Traumpfaden des Königs - Ludwig II. von Bayern und seine Schlösser" von Kishin Shinoyama. Schirmer/Mosel Verlag, München 2003. 192 Seiten, 106 Abbildungen, davon 90 farbige Tafeln. Gebunden, 49,80 Euro. ISBN 3-8296-0098-4.
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