Zwei Journalisten schildern in mehreren Reportagen verschiedene Aspekte der aktuellen Flüchtlingssituation. In den Kapiteln "Auf der Flucht aus Syrien" und "Auf der Flucht im Irak" werden zahlreiche Schicksale geschildert, die Umstände, unter denen die Menschen derzeit leben und die Gründe für ihre
Flucht. Die Aufteilung in diese beiden Kapitel macht deutlich, dass in den beiden Ländern die…mehrZwei Journalisten schildern in mehreren Reportagen verschiedene Aspekte der aktuellen Flüchtlingssituation. In den Kapiteln "Auf der Flucht aus Syrien" und "Auf der Flucht im Irak" werden zahlreiche Schicksale geschildert, die Umstände, unter denen die Menschen derzeit leben und die Gründe für ihre Flucht. Die Aufteilung in diese beiden Kapitel macht deutlich, dass in den beiden Ländern die Situation eine komplett unterschiedliche ist. Gefolgt werden diese beiden Kapitel von Abschnitten über die Überfahrt über das Mittelmeer, Schlepperbanden und die ehrenamtlichen und zufälligen Helfer vor der italienischen Küste. Abgerundet wird das Buch durch das Fallbeispiel eines kleinen österreichischen Ortes, der plötzlich Flüchtlinge aufnehmen muss und in dem die Bewohner zunächst nicht begeistert davon waren, sich dann jedoch der Situation stellen und Hilfe für die Flüchtlinge auf die Beine stellen. Zum Abschluss gibt es ein kurzes Nachwort, um den Leser mit dem Gelesenen nicht allein zu lassen.
Das vorliegende Buch greift eine hochaktuelle Thematik auf und kann gut dazu dienen, sich einen Eindruck davon zu machen, warum derzeit so große Flüchtlingsströme nach Europa drängen. Die beiden Autoren legen dabei einen ganz klaren Fokus auf die emotionale Komponente und das Leid der Menschen und können dadurch eine große Betroffenheit erzeugen und Mitgefühl wecken. Viele einzelne Personen kommen zu Wort (und werden auch auf Farbfotos dargestellt). Die Autoren stellen diese Schicksale schonungslos dar und haben nicht nur tragische, aber auch nicht nur glimpfliche Schicksale ausgewählt. Immer wieder muss man schwer schlucken. Beim Lesen kommt oft Dankbarkeit dafür auf, dass man als Lesender durch eine Laune der Natur in einem derzeit sicheren und wohlhabenden Land geboren wurde. Die Autoren klagen vor allem die mangelnde transnationale Unterstützung und zahllose Budgetkürzungen an, die die Situation für Leidende und Helfende immer weiter verschlechtern.
Mir persönlich haben die Reportagen von Mathilde Schwabeneder besser gefallen, da sie in den Kapiteln zur Flucht über das Mittelmeer, die Schlepperbanden und die ehrenamtlichen Helfer an Italiens Küste sehr strukturiert vorgeht und sehr viel Hintergrundinformationen liefert, die ich für ein umfassendes Verständnis genauso wichtig finde wie betroffen machende Einzelschicksale. Karim El-Gawhary dagegen gelingt es, die Distanz des Lesers durch direkte Fragen (bspw. "Was würden Sie in einen einzigen Fluchtkoffer packen?") zu verkürzen. Gerade im Abschluss fehlen mir ein paar weiterführende Sachinformationen wie Prognosen und weiterführende und konkretere Hilfeleistung für Personen, deren Hilfsbereitschaft durch dieses Buch möglicherweise geweckt wurde.
Insgesamt emfpand ich dieses Buch aber auch in seiner vorliegenden Form als wichtige Bereicherung für Laien in der aktuellen Debatte. Immer wieder habe ich daraus Punkte aufgegriffen und mit Familie und Bekannten diskutiert. Wer sich schwer vorstellen kann, warum die Menschen derzeit flüchten und eine riskante Fahrt über das Mittelmeer ihrem Herkunftsland vorziehen, sollte unbedingt dieses Buch lesen. Mich persönlich wird es noch lange beschäftigen und begleiten.