Dreißig Jahre Mauerfall. Ein Jubiläum, das korrekt durchgezogen zu sein wünscht. Mit Tränen, Blumen, Orden und Reden darüber, wie glücklich man sich schätzen könnte, dass die Mauer weg ist. Wenn sie denn wirklich weg wäre. Sie ist es offenkundig nicht so ganz. Warum sonst begehen wir den Jahrestag? In Wahrheit taucht Mauer immer wieder auf. Mal als Geist, mal als Steinzeichen und zum Karneval auch gerne verkleidet in Stacheldraht und Stahl; mal im Streit zwischen Nachbarn, dann wieder in Politikerreden, als Schattenspender für Verliebte, als Künstlerleinwand, als Flüchtlingswellenbrecherin. Eine Mauer kann verschwinden. Mauern an sich verschwinden nicht. Irgendeine Mauer liegt immer auf der Lauer.
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