Edmund kann gerade noch dem Todeszug entkommen. In den karpatischen Wäldern findet der Siebzehnjährige Zuflucht bei jüdischen Partisanen, die Aktionen gegen die Nazis wagen. Obwohl ständig größte Gefahr droht, leben die Widerständler wie in einer großen Familie zusammen: Da ist der charismatische Anführer Kamil, der die Gruppe zu einer Einheit formt; die Kinder Milio und Michael; oder die Alten wie Zirl, die noch die religiösen Bräuche pflegt und allen wie eine Schamanin vorkommt. Hier, in einer Welt voller Drangsal wie voller Geborgenheit, reift Edmund zum Mann. Als es schließlich gelingt, viele Juden aus einem Zug zu befreien, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Das Ende des Krieges ist spürbar nah, doch die große Gruppe kann sich kaum mehr versorgen und vor den patrouillierenden Deutschen verbergen. Seit Jahrzehnten gilt Aharon Appelfeld als Autor von weltliterarischem Rang. In seinem jüngsten Roman wendet er sich einem für ihn neuen Thema zu: Erstmals erzählt er vom jüdischen Partisanenkampf. Ein großer Roman, der die Härte des Krieges nie verschweigt - und in seiner wunderbaren Menschlichkeit doch den Glauben an die Zukunft siegen lässt.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Sehr gern hat Katharina Granzin Aharon Appelfelds Roman über eine Gruppe jüdischer Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg gelesen, in der auch der Autor selbst, wäre er nur etwas älter, hätte landen können. Gerade dieser "What if"-Aspekt ist es, der dieser Geschichte etwas "Träumerisches, Schwebendes, gar nicht wirklich Realistisches" verleiht, schreibt die Kritikerin. Was aber auch daran liegen mag, dass sich Appelfeld weniger auf die große Erzählung und schon gar nicht auf die kleinteilige Logistik konzentriert. Stattdessen fokussiert er die zwischenmenschliche Ebene: Diese in den Karpaten agierende Gruppe sich zu verteidigen wissender Zionisten lebt im Innern nämlich so etwas wie eine humanistische Utopie, erklärt die Rezensentin sehr gerührt und führt weiter aus, dass man darin durchaus auch eine Anspielung auf den Staat Israel sehen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2014Auf dem Gipfel der Menschlichkeit
Aharon Appelfeld über die Partisanen im Zweiten Weltkrieg
Aharon Appelfeld, 1932 in Czernowitz geboren, ist acht Jahre alt, als seine Mutter ermordet wird. Man verschleppt ihn in die Lager, es gelingt ihm zu fliehen, er überlebt in den Wäldern und als Küchenjunge der Roten Armee, am Ende des Kriegs ist er dreizehn. Die Barmizwa als Apokalypse: frühzeitig gereift, tritt er in eine zerstörte Welt hinaus. Wie soll, wie kann es nach diesem grauenhaften Anfang weitergehen?
Ein Jahr später kommt er nach Palästina, und eine Lösung zeichnet sich ab. Als der Staat Israel gegründet wird, ist Appelfeld sechzehn, und gemeinsam mit seinem Volk könnte er jetzt ein neues Leben beginnen. Dies jedenfalls war der Grundgedanke des Zionismus, aber wir wissen längst, dass es anders gewesen ist, dass keine kollektive Aufbruchstimmung die tiefen Wunden der Überlebenden hat heilen können.
Einer, der die Illusionen der Gründerzeit nie geteilt hat, das war Aharon Appelfeld. Seit Ende der fünfziger Jahre begann er ein Werk zu schreiben, dessen magnetisches Zentrum der Judenmord ist, und die israelische Öffentlichkeit hat das damals kaum toleriert. Lange musste er nach einem Verlag suchen, aber er hat sein Thema nie aufgegeben, und heute, fast sechzig Jahre später, liegen mehr als vierzig Bücher vor. Sie haben ihn international berühmt gemacht und werden als Romane gehandelt, aber die Bezeichnung ist ungenau. In Wahrheit schreibt er ein unendlich sich ausweitendes Mosaik von Novellen, die um ein einziges, unerhörtes Ereignis kreisen - den Untergang einer Welt.
Alles an Appelfeld ist erstaunlich, nicht nur die Unermüdlichkeit seines Schreibens, sondern auch die Konsequenz seiner Thematik, mit der er nun schon drei Lesergenerationen anspricht. Wie ihm das gelungen ist, können wir erst heute ermessen, zu einem Zeitpunkt, da die Generation der Holocaustüberlebenden abtritt und das biographische Gedächtnis der Zeugen vom kulturellen Gedächtnis der Nachgeborenen abgelöst wird. Mit der Intuition des Künstlers hat Appelfeld das immer gewusst. Er schreibt nicht nur als Zeuge über sein authentisches Erlebnis, sondern gleichsam auch als "Nachgeborener": In einem neuen Land und einer neuen Sprache von den Toten auferstanden, hebt er einen alten Schrecken durch symbolische Übersetzung in seinem neuen Leben auf.
Anfangs waren es zumeist Menschen im Vor- und Nachraum der Katastrophe, über die er schrieb. Dem Herd seiner Wunden kam er nur allmählich näher, aber jetzt, im Abstand eines langen Lebens, geht er mit seinem Trauma sehr souverän um. "Die Erinnerung hat im Körper anscheinend lange Wurzeln", hat er einmal geschrieben, und er scheut sich nicht, diese Wurzeln zu berühren.
Der Ich-Erzähler seines neuen Romans, dessen hebräisches Original 2012 erschien, ist Edmund, ein siebzehnjähriger Gymnasiast, der aus dem Getto entflohen ist und sich in den Karpaten einer Truppe jüdischer Partisanen anschließt. Wie viele seiner Werke also scheinbar ein autobiographischer Text - und auch wieder nicht. Edmund ist älter, als Appelfeld es in der Kriegszeit war, sein Bewusstsein ist von anderen Erinnerungen geprägt und von anderen Ambitionen. Er will "Kämpfer" werden wie die anderen Männer der Truppe, er will an ihren "Aktionen" teilnehmen, und auf den ersten Blick beschreibt das Buch einen Reifeprozess.
Edmund erzählt freilich weniger über sich selbst als über die Truppe. Wie eine Chronik liest sich der Text, das Wort wird seiner Eigentümlichkeit jedoch kaum gerecht. Die Handlung spielt irgendwann zwischen 1942 und dem Kriegsende, die Jahre aber, die hier vergehen, werden weder genannt, noch spielen sie eine Rolle. "Auf der Lichtung" orientiert sich nicht an der Chronologie äußerer Ereignisse, sondern an einem Rhythmus innerer, zeitlich schwer fassbarer Entwicklungen.
Kamil, vor dem Krieg ein Ingenieur, ist der Anführer der Truppe, "ein zurückhaltender Mann, der stets gegen düstere Gedanken ankämpft" und dennoch zuversichtlich ist, dass sie überleben werden. "Allerdings unter einer Bedingung: Es müsse uns gelingen, unsere düsteren Gedanken zu besiegen. Sie dürften in unserem Inneren keine Wurzeln schlagen. Wir hätten die Verkörperung des Bösen gesehen, und Gott habe uns dazu bestimmt, an der Spitze seiner Gegner zu stehen."
Appelfelds Sprache ist täuschend einfach. Man glaubt die Durchhalteparolen eines Kommandanten zu hören, Edmunds Wiedergabe seiner Worte enthält aber auch gegenläufige Signale. Kamil ist "zurückhaltend", von Natur aus also keineswegs dominant; die Rolle des Anführers übernimmt er nur aus der Not, sie erst gibt ihm die "düsteren Gedanken" ein, die besiegt werden müssen; und Hilfe sucht er bei "Gott": In wenigen Zeilen fasst Appelfeld das Thema zusammen, das sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Die Not ist nicht nur das Böse, gegen das die Partisanen kämpfen, mehr noch ist es die Tatsache, dass Kamils Männer gar nicht an Gott glauben. Sie sind säkulare Juden, Opfer der Moderne, der sie sich verschrieben haben, Kommunisten und Atheisten, die ihre Verbindung zur Tradition längst verloren haben und Kamils Rede von Gott widersprechen.
Edmund ist zu jung, um einen eigenen Standpunkt zu haben, er notiert nur, was er hört und sieht: wie die Truppe aus dem Moorland des Tals zum Gipfel des Berges zieht, auf dem sie, geschützt vor dem Feind, überwintert; wie sie ihrem Anführer folgt, ohne seinen Glauben zu teilen; wie sie die Züge der Nazis zum Entgleisen bringt und todgeweihte Juden befreit, um sie oben auf dem Berg gesund zu pflegen.
Appelfeld schreibt kein Plädoyer für einen verlorenen Glauben. "Auf der Lichtung" ist, ähnlich wie Albert Camus' "Die Pest", ein Manifest der Menschlichkeit im Schatten tödlicher Gefahr, anders aber als Camus ist Appelfeld kein Atheist. Die verlorene Tradition leuchtet nicht nur in den Worten Kamils auf, sondern auch in der Bildlichkeit der Erzählung. Wie die Kinder Israel durch die Wüste zum heiligen Berg ziehen, so steigen die Partisanen aus dem Moorland zum Gipfel auf; und wie Moses, der das Gelobte Land nicht betritt, wird auch Kamil das Ende nicht erleben: Er fällt in der letzten Schlacht.
Mit der Truppe zieht die fromme Zirl, eine uralte, gutherzige Frau. In ihr ist noch alles lebendig, was die Männer schon vergessen haben. Sie kannte die Vorfahren der Partisanen und erinnert sie oft an ihre Vergangenheit, den Marsch aber kann sie nicht mehr aus eigenen Kräften bewältigen. "Die Kämpfer haben ihr eine Art Sänfte gebaut und tragen sie von einem Ort zum anderen." Appelfeld zögert nicht, die Bilder einer mythologischen Landschaft in seinen Text einfließen zu lassen: Auf ihrem Zug durch die Wüste trugen die Kinder Israel die Bundeslade mit sich, und auch die Partisanen tragen ihre Tradition auf den Schultern.
Als der Krieg zu Ende ist, graben sie ihre Toten aus dem Schnee des Berges - unter ihnen auch die inzwischen verstorbene, mit ihrer Sänfte begrabene Zirl - und tragen sie in die befreite Stadt hinunter, zum jüdischen Friedhof. Die Truppe, die lange zusammengehalten hat, beginnt sich aufzulösen, der Gipfel wird zum Ort der Erinnerung, und Edmund sagt es mit einfachen Worten: "Tief in mir fürchte ich mich vor dem Abstieg."
JAKOB HESSING.
Aharon Appelfeld: "Auf der Lichtung". Roman.
Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2014. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aharon Appelfeld über die Partisanen im Zweiten Weltkrieg
Aharon Appelfeld, 1932 in Czernowitz geboren, ist acht Jahre alt, als seine Mutter ermordet wird. Man verschleppt ihn in die Lager, es gelingt ihm zu fliehen, er überlebt in den Wäldern und als Küchenjunge der Roten Armee, am Ende des Kriegs ist er dreizehn. Die Barmizwa als Apokalypse: frühzeitig gereift, tritt er in eine zerstörte Welt hinaus. Wie soll, wie kann es nach diesem grauenhaften Anfang weitergehen?
Ein Jahr später kommt er nach Palästina, und eine Lösung zeichnet sich ab. Als der Staat Israel gegründet wird, ist Appelfeld sechzehn, und gemeinsam mit seinem Volk könnte er jetzt ein neues Leben beginnen. Dies jedenfalls war der Grundgedanke des Zionismus, aber wir wissen längst, dass es anders gewesen ist, dass keine kollektive Aufbruchstimmung die tiefen Wunden der Überlebenden hat heilen können.
Einer, der die Illusionen der Gründerzeit nie geteilt hat, das war Aharon Appelfeld. Seit Ende der fünfziger Jahre begann er ein Werk zu schreiben, dessen magnetisches Zentrum der Judenmord ist, und die israelische Öffentlichkeit hat das damals kaum toleriert. Lange musste er nach einem Verlag suchen, aber er hat sein Thema nie aufgegeben, und heute, fast sechzig Jahre später, liegen mehr als vierzig Bücher vor. Sie haben ihn international berühmt gemacht und werden als Romane gehandelt, aber die Bezeichnung ist ungenau. In Wahrheit schreibt er ein unendlich sich ausweitendes Mosaik von Novellen, die um ein einziges, unerhörtes Ereignis kreisen - den Untergang einer Welt.
Alles an Appelfeld ist erstaunlich, nicht nur die Unermüdlichkeit seines Schreibens, sondern auch die Konsequenz seiner Thematik, mit der er nun schon drei Lesergenerationen anspricht. Wie ihm das gelungen ist, können wir erst heute ermessen, zu einem Zeitpunkt, da die Generation der Holocaustüberlebenden abtritt und das biographische Gedächtnis der Zeugen vom kulturellen Gedächtnis der Nachgeborenen abgelöst wird. Mit der Intuition des Künstlers hat Appelfeld das immer gewusst. Er schreibt nicht nur als Zeuge über sein authentisches Erlebnis, sondern gleichsam auch als "Nachgeborener": In einem neuen Land und einer neuen Sprache von den Toten auferstanden, hebt er einen alten Schrecken durch symbolische Übersetzung in seinem neuen Leben auf.
Anfangs waren es zumeist Menschen im Vor- und Nachraum der Katastrophe, über die er schrieb. Dem Herd seiner Wunden kam er nur allmählich näher, aber jetzt, im Abstand eines langen Lebens, geht er mit seinem Trauma sehr souverän um. "Die Erinnerung hat im Körper anscheinend lange Wurzeln", hat er einmal geschrieben, und er scheut sich nicht, diese Wurzeln zu berühren.
Der Ich-Erzähler seines neuen Romans, dessen hebräisches Original 2012 erschien, ist Edmund, ein siebzehnjähriger Gymnasiast, der aus dem Getto entflohen ist und sich in den Karpaten einer Truppe jüdischer Partisanen anschließt. Wie viele seiner Werke also scheinbar ein autobiographischer Text - und auch wieder nicht. Edmund ist älter, als Appelfeld es in der Kriegszeit war, sein Bewusstsein ist von anderen Erinnerungen geprägt und von anderen Ambitionen. Er will "Kämpfer" werden wie die anderen Männer der Truppe, er will an ihren "Aktionen" teilnehmen, und auf den ersten Blick beschreibt das Buch einen Reifeprozess.
Edmund erzählt freilich weniger über sich selbst als über die Truppe. Wie eine Chronik liest sich der Text, das Wort wird seiner Eigentümlichkeit jedoch kaum gerecht. Die Handlung spielt irgendwann zwischen 1942 und dem Kriegsende, die Jahre aber, die hier vergehen, werden weder genannt, noch spielen sie eine Rolle. "Auf der Lichtung" orientiert sich nicht an der Chronologie äußerer Ereignisse, sondern an einem Rhythmus innerer, zeitlich schwer fassbarer Entwicklungen.
Kamil, vor dem Krieg ein Ingenieur, ist der Anführer der Truppe, "ein zurückhaltender Mann, der stets gegen düstere Gedanken ankämpft" und dennoch zuversichtlich ist, dass sie überleben werden. "Allerdings unter einer Bedingung: Es müsse uns gelingen, unsere düsteren Gedanken zu besiegen. Sie dürften in unserem Inneren keine Wurzeln schlagen. Wir hätten die Verkörperung des Bösen gesehen, und Gott habe uns dazu bestimmt, an der Spitze seiner Gegner zu stehen."
Appelfelds Sprache ist täuschend einfach. Man glaubt die Durchhalteparolen eines Kommandanten zu hören, Edmunds Wiedergabe seiner Worte enthält aber auch gegenläufige Signale. Kamil ist "zurückhaltend", von Natur aus also keineswegs dominant; die Rolle des Anführers übernimmt er nur aus der Not, sie erst gibt ihm die "düsteren Gedanken" ein, die besiegt werden müssen; und Hilfe sucht er bei "Gott": In wenigen Zeilen fasst Appelfeld das Thema zusammen, das sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Die Not ist nicht nur das Böse, gegen das die Partisanen kämpfen, mehr noch ist es die Tatsache, dass Kamils Männer gar nicht an Gott glauben. Sie sind säkulare Juden, Opfer der Moderne, der sie sich verschrieben haben, Kommunisten und Atheisten, die ihre Verbindung zur Tradition längst verloren haben und Kamils Rede von Gott widersprechen.
Edmund ist zu jung, um einen eigenen Standpunkt zu haben, er notiert nur, was er hört und sieht: wie die Truppe aus dem Moorland des Tals zum Gipfel des Berges zieht, auf dem sie, geschützt vor dem Feind, überwintert; wie sie ihrem Anführer folgt, ohne seinen Glauben zu teilen; wie sie die Züge der Nazis zum Entgleisen bringt und todgeweihte Juden befreit, um sie oben auf dem Berg gesund zu pflegen.
Appelfeld schreibt kein Plädoyer für einen verlorenen Glauben. "Auf der Lichtung" ist, ähnlich wie Albert Camus' "Die Pest", ein Manifest der Menschlichkeit im Schatten tödlicher Gefahr, anders aber als Camus ist Appelfeld kein Atheist. Die verlorene Tradition leuchtet nicht nur in den Worten Kamils auf, sondern auch in der Bildlichkeit der Erzählung. Wie die Kinder Israel durch die Wüste zum heiligen Berg ziehen, so steigen die Partisanen aus dem Moorland zum Gipfel auf; und wie Moses, der das Gelobte Land nicht betritt, wird auch Kamil das Ende nicht erleben: Er fällt in der letzten Schlacht.
Mit der Truppe zieht die fromme Zirl, eine uralte, gutherzige Frau. In ihr ist noch alles lebendig, was die Männer schon vergessen haben. Sie kannte die Vorfahren der Partisanen und erinnert sie oft an ihre Vergangenheit, den Marsch aber kann sie nicht mehr aus eigenen Kräften bewältigen. "Die Kämpfer haben ihr eine Art Sänfte gebaut und tragen sie von einem Ort zum anderen." Appelfeld zögert nicht, die Bilder einer mythologischen Landschaft in seinen Text einfließen zu lassen: Auf ihrem Zug durch die Wüste trugen die Kinder Israel die Bundeslade mit sich, und auch die Partisanen tragen ihre Tradition auf den Schultern.
Als der Krieg zu Ende ist, graben sie ihre Toten aus dem Schnee des Berges - unter ihnen auch die inzwischen verstorbene, mit ihrer Sänfte begrabene Zirl - und tragen sie in die befreite Stadt hinunter, zum jüdischen Friedhof. Die Truppe, die lange zusammengehalten hat, beginnt sich aufzulösen, der Gipfel wird zum Ort der Erinnerung, und Edmund sagt es mit einfachen Worten: "Tief in mir fürchte ich mich vor dem Abstieg."
JAKOB HESSING.
Aharon Appelfeld: "Auf der Lichtung". Roman.
Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2014. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
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Die letzten Seiten liest man wie im Fieber. Die Welt