„If we never learn, we been here before, why are we always stuck and running from the bullets? (S.194)“
In der Geschichte geht es um Charlie, die kurz vor ihrem 17. Geburtstag steht. Plötzlich erwacht sie in einem dunklen Raum – allein. An der Wand hängt eine Liste mit den Namen der Mädchen, die
als verschwunden gelten. Über einen Fernseher nimmt der Entführer Kontakt zu Charlie auf und gibt…mehr„If we never learn, we been here before, why are we always stuck and running from the bullets? (S.194)“
In der Geschichte geht es um Charlie, die kurz vor ihrem 17. Geburtstag steht. Plötzlich erwacht sie in einem dunklen Raum – allein. An der Wand hängt eine Liste mit den Namen der Mädchen, die als verschwunden gelten. Über einen Fernseher nimmt der Entführer Kontakt zu Charlie auf und gibt ihr Aufträge, die sie erfüllen muss. Erfüllt sie diesen, öffnet sich die Tür zu dem nächsten Raum. Doch dann verlangt der Entführer etwas Schreckliches von ihr ...
Als ich den Klappentext las, wusste ich, ich muss es lesen. Für mich klang es nach einem guten Jugendthriller, der es in sich hat. Vor allem stellte ich mir die Frage, was für Aufträge es sind und was sie tun muss, um zu überleben. Das war auch der Grund, weshalb ich das Buch innerhalb von ein paar Stunden ausgelesen hatte. Doch leider hat mich das Buch mit einem unbefriedigten Gefühl zurückgelassen.
Die Geschichte wird aus der Sicht der Protagonistin Charlie erzählt. Einmal bekommen wir die Sicht auf das Jetzt, bei dem sie in dem Raum eingesperrt ist, und die Sicht auf die Tage vor ihrem Verschwinden. Zudem werden die Befragungen der Polizei, die mit ihren Freundinnen Isolde und Stella, aber auch mit ihrer Liebelei Olaf und einer Schülerin geführt. Das mit ihren Freundinnen verrät, um es kurzzuhalten, dass es einen Streit gab und Charlie sich seitdem Tod ihrer Schwester Penelope verändert habe. Mehr lässt sich nicht daraus lesen. Zudem gibt es Rückblenden von Charlie. Dann werden hin und wieder Songs eingestreut, sowie Tagebucheinträge, von denen ich erst nicht wusste, von wem sie waren. Am Ende werden die Fäden aber zusammengeführt und man findet heraus, von wem sie stammen. Nur der Weg dahin ...
Den Weg dahin fand ich unheimlich beschwerlich, wenn ich ehrlich bin, und fand das Ende minimal emotional, aber die Idee dahinter und das, was der Klappentext beschreibt, alles andere als gut oder im Falle des Klappentextes passend.
Lass mich von vorne anfangen, damit das alles verständlich wird. Im Klappentext wird suggeriert, dass Charlie Aufgaben erfüllen muss, um in den nächsten Raum zu gelangen. Was waren das für Aufgaben? Ich halte mir vor Augen, dass es ein Jugendbuch ist, aber die Aufgaben waren lächerlich, hatten nicht den notwendigen Thrill, der zu Charlies innerer Zerrissenheit über die ganze Situation gepasst hätte. Das machen auch die „Lichteffekte“ oder die Schreie und Schritte, die sie hört, nicht wett. Ich weiß, dass es am Ende verstörend gewirkt hätte, wären die Aufgaben härter gewesen, aber allein wie sie entführt wurde, hätte das auch wieder abgemildert. Wenn man das Ende liest, weiß man, weshalb es das abgemildert hätte. Jedenfalls waren es für mich keine Aufgaben. Entscheide dich für eines der drei Wörter, die dich beschreiben. Nächster Raum: Belohnung. Käsebrötchen und Coke. Das hat bei mir Augenrollen ausgelöst. Ich weiß, weshalb es so konstruiert wurde. Von der Autorin, aber auch von den Menschen in dem Buch. Es hatte ein Ziel, alles klar. An der Stelle will ich nicht zu viel vorwegnehmen. Nur ging mir das alles zu schnell. Charlie macht das, was sie soll. Weiter. Charlie macht das, was sie soll, wieder weiter. Plötzliche Freiheit. Auflösung.
Mir fehlte innerhalb der Räume die geballte Spannung, die ein Jugendthriller gut vertragen hätte. Und die Aufgaben, die Charlie hätte tun können, damit das alles echter wirkt und nicht wie ein Kindergeburtstag. Licht an, Licht aus. Bildschirme an, Bildschirme aus. Entscheidungen. Dass am Ende genau das passiert und auch noch der Selbstmord ihrer Schwester Penelope aufgeklärt wird, beziehungsweise man ihr Motiv erfährt. Von dem Zeitpunkt an weiß man, wer die Songs gehört hatte und wer die Zeilen schrieb; dennoch wirkte es, als müsste man das unbedingt noch erzählen, damit es ein rundes Ende ergibt. Zwar baut die Geschichte darauf auf. Also auf der Veränderung von Charlie und dem Selbstmord von Penelope, aber wie es gelöst wurde, fand ich alles andere als gut. Es suggeriert etwas, wo ich mir sicher bin, dass es bestimmt einige Jugendliche genauso nachstellen würden. In dem Glauben, dass es richtig sei, das zu tun. Auch wenn es in dem Buch anders war. Frei nach dem Motto: Wir sperren dich ein, du musst Ängste ausstehen, dich entscheiden, damit du wieder auf den richtigen Weg kommst. Ja, es ist eine Geschichte, Fiktion, aber für mich war die Prämisse des Buches mehr als fragwürdig. Und das, was ich emotional fand waren die Worte ihrer Schwester. Das war das Einzige, was mich berührt hat und hat mitfühlen lassen.