Seit Ende der 1950er-Jahre haben Roland und Sabrina Michaud den Nahen und Fernen Osten bereist und ihre Eindrücke von Kultur und Lebensweise der Menschen als Reisefotografen dokumentiert. Ihre Suche nach Schönheit, Wissen und Wahrheit und eine tiefe Leidenschaft für Asien und den Orient prägen ihre imposanten Landschaftsbilder und eindringlichen Porträts. Sie haben Generationen von Reisenden und Fotojournalisten beeinflusst. Dieser umfassende Band versammelt Bilder aus den letzten 60 Jahren ihres Schaffens. Gezeigt wird neben ihren bekanntesten Aufnahmen auch bisher unveröffentlichtes Material.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2016Wenn Sie gerne reisen, können wir gerne heiraten
Ihr Leben erinnert an ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Roland und Sabrina Michaud haben sich 1957 in Rabat kennengelernt. Eine einzige Frage besiegelte ihren Lebenspakt. "Reisen Sie gern?" fragt der Sohn einer bürgerlichen Familie in der tiefsten Auvergne die Tochter einer jüdischen Marokkanerin. Drei Jahre später brechen die beiden mit einer zur rollenden Schlafstatt umgebauten Citroën 2CV von Marseille für eine siebzehnmonatige Reise nach Ostafrika auf. Seither ist das Paar unterwegs, immer mit einer Kameraausrüstung, mal für viereinhalb Jahre, mal nur für ein paar wenige Wochen. Fünfundzwanzigmal Indien, vierzehnmal China, im hohen Alter, die beiden zählen mittlerweile 86 und 78 Jahre, nach Bangladesch oder in die Vereinigten Arabischen Emirate. Kurzum, hier wird eine legendäre Partnerschaft in einer üppig bebilderten Monographie vorgestellt: ebendie der Fotoreporter und -künstler Roland und Sabrina Michaud. "Das Alter gewährt uns das Privileg, unser Leben mit dem nötigen Abstand zu betrachten", beginnt Roland Michaud die Einleitung. Sodann passiert eine Lebensreise in farbig funkelnden, das Licht betörend in Szene setzenden Bildern Revue. Von Abstand keine Spur. Wir schauen in goldprangende Privatpaläste, auf die holzscheitdürren Arme eines sich zu Tode hungernden jainistischen Asketen, in die raubvogelstarren Augen eines kasachischen Falkners. Erleben Augenblicke von fast übernatürlicher Schönheit, wenn etwa zwei Frauen vor dem Itimad-du-Daula-Mausoleum in Agra durch ein flüchtiges Hochschlagen des Saris den aufgebauschten Stoff mit Licht füllen. Immer wieder ist es die Anmut eines Zeitalters lange vor der gleichmacherischen Verwestlichung, die uns aus den mit Kajalbalken gerahmten Augen eines greisen Paschtunen oder durch den currygelben Schleier einer Katakh-Tänzerin anschaut. Nein: verzaubert.
ksi
"Auf der Suche nach dem Licht" von Roland und Sabrina Michaud. Knesebeck Verlag, München 2016. 408 Seiten, 400 Farbfotografien. Gebunden, 49,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ihr Leben erinnert an ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Roland und Sabrina Michaud haben sich 1957 in Rabat kennengelernt. Eine einzige Frage besiegelte ihren Lebenspakt. "Reisen Sie gern?" fragt der Sohn einer bürgerlichen Familie in der tiefsten Auvergne die Tochter einer jüdischen Marokkanerin. Drei Jahre später brechen die beiden mit einer zur rollenden Schlafstatt umgebauten Citroën 2CV von Marseille für eine siebzehnmonatige Reise nach Ostafrika auf. Seither ist das Paar unterwegs, immer mit einer Kameraausrüstung, mal für viereinhalb Jahre, mal nur für ein paar wenige Wochen. Fünfundzwanzigmal Indien, vierzehnmal China, im hohen Alter, die beiden zählen mittlerweile 86 und 78 Jahre, nach Bangladesch oder in die Vereinigten Arabischen Emirate. Kurzum, hier wird eine legendäre Partnerschaft in einer üppig bebilderten Monographie vorgestellt: ebendie der Fotoreporter und -künstler Roland und Sabrina Michaud. "Das Alter gewährt uns das Privileg, unser Leben mit dem nötigen Abstand zu betrachten", beginnt Roland Michaud die Einleitung. Sodann passiert eine Lebensreise in farbig funkelnden, das Licht betörend in Szene setzenden Bildern Revue. Von Abstand keine Spur. Wir schauen in goldprangende Privatpaläste, auf die holzscheitdürren Arme eines sich zu Tode hungernden jainistischen Asketen, in die raubvogelstarren Augen eines kasachischen Falkners. Erleben Augenblicke von fast übernatürlicher Schönheit, wenn etwa zwei Frauen vor dem Itimad-du-Daula-Mausoleum in Agra durch ein flüchtiges Hochschlagen des Saris den aufgebauschten Stoff mit Licht füllen. Immer wieder ist es die Anmut eines Zeitalters lange vor der gleichmacherischen Verwestlichung, die uns aus den mit Kajalbalken gerahmten Augen eines greisen Paschtunen oder durch den currygelben Schleier einer Katakh-Tänzerin anschaut. Nein: verzaubert.
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"Auf der Suche nach dem Licht" von Roland und Sabrina Michaud. Knesebeck Verlag, München 2016. 408 Seiten, 400 Farbfotografien. Gebunden, 49,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main