Quantenphysik und Wirklichkeit
Die Welt der Quantenmechanik ist so merkwürdig, dass Albert Einstein, einer der Wegbereiter dieser Theorie, sich Zeit seines Lebens weigerte, sämtliche Implikationen der Theorie als gültige Beschreibung der realen Welt anzuerkennen. Die u.a. von Heisenberg und
Schrödinger ausformulierte und logisch begründete Quantenmechanik hat im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche…mehrQuantenphysik und Wirklichkeit
Die Welt der Quantenmechanik ist so merkwürdig, dass Albert Einstein, einer der Wegbereiter dieser Theorie, sich Zeit seines Lebens weigerte, sämtliche Implikationen der Theorie als gültige Beschreibung der realen Welt anzuerkennen. Die u.a. von Heisenberg und Schrödinger ausformulierte und logisch begründete Quantenmechanik hat im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Falsifikationsversuche unbeschadet überstanden. Viele praktische Anwendungen (Computertechnologie, Gentechnologie, Laser u.a.m.) beruhen auf den Grundlagen der Quantenphysik. Was ist das besondere an dieser physikalischen Theorie?
Die Objekte, deren Verhalten untersucht wird, entziehen sich einer exakten Beschreibung. Sie sind so klein, dass sie durch den Vorgang der Beobachtung beeinflusst werden. Es gibt, wie Heisenberg es zum Ausdruck gebracht hat, so etwas wie ein Elektron, das sowohl einen präzisen Impuls als auch einen präzisen Ort besitzt, überhaupt nicht. Es existiert eine große Diskrepanz zwischen der ingenieurtechnischen Anwendung und der Deutung der Quantentheorie in philosophischer Hinsicht. Sie funktioniert, auch wenn wir sie nicht wirklich verstehen. Wir verstehen sie nicht wirklich, weil sie den Gesetzen der klassischen Physik widerspricht.
John Gribbin, englischer Physiker und Publizist, erläutert ausführlich die Entwicklungsgeschichte der Physik von Newtons Bewegungsgesetzen bis zur Viele-Welten-Theorie. Es handelt sich zwar um ein populärwissenschaftliches Buch, aber auch da gilt: Interesse an und Wissen über Grundlagen der Physik und Chemie sollten vorhanden sein, will man vom Inhalt des Buches profitieren. Der Fokus liegt auf der Darstellung der historischen Entwicklung der Physik. Gribbin verzichtet weitgehend auf Formeln.
Gibt es etwas zu kritisieren? Die Verbindung zwischen Quantenphysik und Gentechnologie hätte deutlicher beschrieben werden können. Hier überwiegt – wie auch insgesamt im Buch – die historische Darstellung. Bei der Erläuterung des Doppelspaltexperiments stützt sich Gribbin wesentlich auf Feynman. Hierzu empfehle ich, direkt bei Feynman in „Vom Wesen physikalischer Gesetze“ nachzulesen. Aber dies sind nur Randnotizen, die den Wert des Buches nicht mindern. Gribbin hat große Qualitäten, wenn es darum geht, komplizierte Sachverhalte für ein breites Publikum verständlich aufzubereiten. Das hat er in anderen Werken schon hinreichend bewiesen. Das Buch kann ich sehr empfehlen.