Bei dem Namen Benecke denken viele Leser sicherlich an den so genannten Herr der Maden Mark Benecke, der auch regelmäßig auf RadioEins wissenschaftliche Ergebnisse für das durchschnittliche Publikum dargelegt. In diesem Zusammenhang habe ich auch das erste Mal von Lydia gehört, die immer mal wieder
die psychologischen Aspekte bestimmter Forschungen beleuchtete. Irgendwann wurde sie dann auch Frau…mehrBei dem Namen Benecke denken viele Leser sicherlich an den so genannten Herr der Maden Mark Benecke, der auch regelmäßig auf RadioEins wissenschaftliche Ergebnisse für das durchschnittliche Publikum dargelegt. In diesem Zusammenhang habe ich auch das erste Mal von Lydia gehört, die immer mal wieder die psychologischen Aspekte bestimmter Forschungen beleuchtete. Irgendwann wurde sie dann auch Frau Benecke und arbeitete gemeinsam mit ihrem Mann an der ein oder anderen Publikation. Zu der damaligen Zeit konnte ich irgendwie noch nicht so richtig etwas mit ihr anfangen. Die Kombination der beiden traf bei mir keinen Nerv, weil ich mich zwar einerseits für den psychologischen Teil interessierte, andererseits aber immer den Eindruck hatte, dass zwei Bücher mit jeweils einem Autor mehr Gehalt hätten. Mittlerweile gehen die beiden getrennte Wege und Lydia hat sich unabhängig von ihrem Ex-Mann einen sehr guten Ruf erarbeitet. Zwar wird ihr immer wieder vorgeworfen den Namen für ihre Zwecke zu nutzen, aber wer sich ein bisschen mehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, sieht sehr schnell, dass das überhaupt nicht notwendig ist. Die Begründung für das Behalten des Namens ist schlichtweg die Einfachheit gegenüber ihrem Mädchennamen (Wawrzyniak).
Lydia Benecke beschäftigt sich sehr umfangreich mit verschiedenen Formen der Persönlichkeitsstörungen und arbeitet häufig therapeutisch mit Straftätern. Neben diversen anderen Interessengebieten, setzt sie sich auch mit dem Thema Psychopathen auseinander. Das Buch „Auf dünnem Eis“ beschäftigt sich genau mit diesen besonderen Menschen.
Lydia Benecke bietet dem Leser einen umfangreichen Einblick in das Wesen verschiedener Psychopathen. Dabei konzentriert sie sich nicht nur auf Straftäter, sondern beschreibt auch Menschen, die starke psychopathische Züge haben und nicht straffällig werden. Wer jetzt denkt, dass dies total langweilig ist und nur die spektakulären Fälle interessant wären, irrt sich gewaltig. Aufgrund ihrer strukturierten und gleichzeitig nicht zu wissenschaftlichen Vorgehensweise schafft es die Autorin, dass man die Mischung zwischen Sachbuch und reellen Kriminalfällen mit Spannung und Spaß liest. Lydia Benecke verbindet die Darstellung der Therapeuten- und Gutachterarbeit mit Geschichten von bekannten Psychopathen sowie Beschreibungen ihrer Patienten, die teilweise einen sehr intimen Einblick in ihr Leben gewähren. Gleichzeitig vermittelt sie aber auch noch die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die wir bisher über Psychopathen haben.
Aufgrund der klaren Ausdrucksweise, die den Leser direkt anspricht und auch immer wieder in bestimmte Gedankengänge einbezieht, hat man kein Problem dem Geschehen bzw. den Erläuterungen zu folgen. Die Satzstruktur ist sehr angenehm und sorgt für einen Lesefluss, der nicht durch langes Nachdenken unterbrochen wird. Gleichzeitig wird man aber auch nicht mit so kurzen Sätzen konfrontiert, dass man sich blöd vorkommt. Aus meiner Sicht schaffen dies nicht alle Autoren, die dem Laien ihr Arbeitsgebiet darlegen wollen. Der schmale Grat zwischen „Erklärungen für Dummies„ und „Wer das nicht versteht, ist mir als Leser nicht willkommen“ kann halt nur gemeistert werden, wenn man seine Arbeit mag und gleichzeitig nicht den Blick für die Welt drumherum verloren hat.
Wer sich die Interessen und Arbeitsfelder sowie das Leben von Lydia Benecke einmal anschaut, wird sofort fasziniert sein von der Komplexität, aber auch von dem Interesse für „das Andere“ oder „das Dunkle“. Ihr Buch spiegelt auch diese beiden Aspekte wieder und zeigt gleichzeitig einen unersättlichen Geist, dessen Offenheit und Interesse auf den Leser überspringt. Es wird mit Mythen aufgeräumt, Tatsachen werden dargelegt und man selbst denkt darüber nach, ob man nicht auch ein paar Persönlichkeitsmerkmale aufweist, die einen Psychopathen ausmachen.