Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.04.1995Kaleidoskop
INDIEN. Nach fünf Jahren in Indien hat ein dort lebender Ausländer schon etwas zu erzählen. Und doch haftet seinen Schilderungen, selbst wenn sie auf noch so scharfsinniger Beobachtung beruhen, etwas Zufälliges an. Sie sind nicht mehr als kleine Einblicke in ein riesiges Kaleidoskop. Viel mehr will der Autor auch vielleicht gar nicht bieten. Ein deutlich sichtbarer roter Faden ist jedenfalls in seinen Berichten und Analysen nicht erkennbar. Mal springt er hierhin, mal dorthin. Meist geht es um Entwicklung. Was heißt "Entwicklung" für ein so altes Kulturland wie Indien? Des Verfassers Sympathien gehören unverkennbar den Gegnern großer Entwicklungsprojekte wie Staudämmen und Stahlwerken. Er vertritt überwiegend "grüne" Positionen, wobei der Titel die Frage unbeantwortet läßt, ob er selbst sich auf den Spuren Gandhis sieht oder ob er den Indern empfehlen möchte, wieder mehr den Spuren des Mahatma zu folgen. Auch viele andere Fragen bleiben in dem schmalen Band offen. Aber wer hat schon auf die vielen indischen Probleme immer Antworten? Der wahre Indien-Kenner zeichnet sich dadurch aus, daß er immer unsicherer in seinem Urteil wird, je länger er sich mit dem Land und seinen Leuten beschäftigt. (Rainer Hörig: Auf Gandhis Spuren. Soziale Bewegungen und ökologische Tradition in Indien. Beck'sche Reihe 1097. C. H. Beck Verlag, München 1995. 151 Seiten, 21 Abbildungen, 1 Karte, 19,80 Mark.) Nt.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
INDIEN. Nach fünf Jahren in Indien hat ein dort lebender Ausländer schon etwas zu erzählen. Und doch haftet seinen Schilderungen, selbst wenn sie auf noch so scharfsinniger Beobachtung beruhen, etwas Zufälliges an. Sie sind nicht mehr als kleine Einblicke in ein riesiges Kaleidoskop. Viel mehr will der Autor auch vielleicht gar nicht bieten. Ein deutlich sichtbarer roter Faden ist jedenfalls in seinen Berichten und Analysen nicht erkennbar. Mal springt er hierhin, mal dorthin. Meist geht es um Entwicklung. Was heißt "Entwicklung" für ein so altes Kulturland wie Indien? Des Verfassers Sympathien gehören unverkennbar den Gegnern großer Entwicklungsprojekte wie Staudämmen und Stahlwerken. Er vertritt überwiegend "grüne" Positionen, wobei der Titel die Frage unbeantwortet läßt, ob er selbst sich auf den Spuren Gandhis sieht oder ob er den Indern empfehlen möchte, wieder mehr den Spuren des Mahatma zu folgen. Auch viele andere Fragen bleiben in dem schmalen Band offen. Aber wer hat schon auf die vielen indischen Probleme immer Antworten? Der wahre Indien-Kenner zeichnet sich dadurch aus, daß er immer unsicherer in seinem Urteil wird, je länger er sich mit dem Land und seinen Leuten beschäftigt. (Rainer Hörig: Auf Gandhis Spuren. Soziale Bewegungen und ökologische Tradition in Indien. Beck'sche Reihe 1097. C. H. Beck Verlag, München 1995. 151 Seiten, 21 Abbildungen, 1 Karte, 19,80 Mark.) Nt.
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