Niklas Frank ist der Sohn von Hans Frank, dem "Schlächter von Polen" und Hitlers "Generalgouverneur" im besetzten Polen. Er erkennt in Rhetorik und Verhalten heutiger Politiker erschreckende Parallelen zur NS-Zeit. Der Hass, die Empathielosigkeit und der menschenverachtende Humor der Nationalsozialisten finden sich heute wieder in der AfD, aber auch bei Vertretern anderer Parteien. Frank warnt: "Jetzt tauchen wieder Väter von meines Vaters Art auf, die mein Hirn vergiften wollen."Nicht nur bei von Storch, die an der grünen Grenze den Zutritt von Frauen und Kindern mit Waffengewalt verhindern will, und Gauland, der die Migrationsbeauftragte Aydan Özoguz "in Anatolien entsorgen" möchte, auch bei einem Innenminister, der empfiehlt, Richter sollten immer auch im Blick haben, dass ihre Entscheidungen dem Rechtsempfinden der Bevölkerung entsprechen, kommt dem Autor die blanke Wut hoch. "Wir wissen genau, dass mangelnde Zivilcourage, fehlendes Mitgefühl und verabscheute Toleranz zu Diktatur und Vernichtungslagern führen. Wer trotzdem mit Parteien oder Politikern sympathisiert, die offen demokratiefeindlich sind, macht sich mitschuldig. Denn nur Demokratie kann Menschlichkeit garantieren."
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.06.2020Von wegen
Vogelschiss
Niklas Frank erregt sich über
die AfD und die Deutschen
Ein Wutanfall, so steht es auf dem Buchcover. Treffender kann man nicht ankündigen, was auf 170 Seiten folgt. Eine Streitschrift eines Empörten ohne jede Kapitel- oder sonstige Einteilung, ein Durcheinander an Fakten, Einschätzungen und bitteren Anekdoten, eingestreuten Briefen und alles gipfelnd in der steilen These, der Aufstieg der AfD sei ohne viel Differenzierung mit dem Aufstieg und der anschließenden Diktatur der NSDAP zu vergleichen.
Niklas Frank ist oft wütend. Der langjährige Stern-Journalist hat mit seinen radikalen Familien-Porträts über die Jahrzehnte immer wieder für Furore gesorgt. Als Sohn des einstigen Generalgouverneurs im besetzten Polen und 1946 in Nürnberg als Hauptkriegsverbrecher erhängten Hans Frank arbeitete er sich immer wieder an der NS-Vergangenheit der Deutschen ab, mit einer sehr klaren und auch schmerzhaften Erkenntnis: Die Deutschen haben die Verbrechen in der Zeit zwischen 1933 und 1945 nie anerkannt, sondern versuchen seit nunmehr 75 Jahren sehr erfolgreich, all das zu verdrängen. Und diese „Feigheit“, so Frank, macht sehr viele von ihnen (er geht von 60 Millionen aus) anfällig für die Politik und Sprache der AfD.
Man muss sicher nicht alles teilen, was Frank, 81, schreibt, aber viele seiner Beispiele – etwa wie die ARD Nachrichten über die NS-Zeit fast ohne das Wort „deutsch“ zustande bringt – und vor allem Erlebnisse – etwa mit der Holocaust-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch – machen doch sehr nachdenklich.
Ein Büchlein zum Ärgern, zum gelegentlichen galligen Lachen und vor allem zum Frösteln.
ROBERT PROBST
Niklas Frank: Auf in die Diktatur! Die Auferstehung meines Nazi-Vaters in der deutschen Gesellschaft. Ein Wutanfall. Verlag J.H.W Dietz Nachf., Bonn 2020. 176 Seiten, 12 Euro.
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Vogelschiss
Niklas Frank erregt sich über
die AfD und die Deutschen
Ein Wutanfall, so steht es auf dem Buchcover. Treffender kann man nicht ankündigen, was auf 170 Seiten folgt. Eine Streitschrift eines Empörten ohne jede Kapitel- oder sonstige Einteilung, ein Durcheinander an Fakten, Einschätzungen und bitteren Anekdoten, eingestreuten Briefen und alles gipfelnd in der steilen These, der Aufstieg der AfD sei ohne viel Differenzierung mit dem Aufstieg und der anschließenden Diktatur der NSDAP zu vergleichen.
Niklas Frank ist oft wütend. Der langjährige Stern-Journalist hat mit seinen radikalen Familien-Porträts über die Jahrzehnte immer wieder für Furore gesorgt. Als Sohn des einstigen Generalgouverneurs im besetzten Polen und 1946 in Nürnberg als Hauptkriegsverbrecher erhängten Hans Frank arbeitete er sich immer wieder an der NS-Vergangenheit der Deutschen ab, mit einer sehr klaren und auch schmerzhaften Erkenntnis: Die Deutschen haben die Verbrechen in der Zeit zwischen 1933 und 1945 nie anerkannt, sondern versuchen seit nunmehr 75 Jahren sehr erfolgreich, all das zu verdrängen. Und diese „Feigheit“, so Frank, macht sehr viele von ihnen (er geht von 60 Millionen aus) anfällig für die Politik und Sprache der AfD.
Man muss sicher nicht alles teilen, was Frank, 81, schreibt, aber viele seiner Beispiele – etwa wie die ARD Nachrichten über die NS-Zeit fast ohne das Wort „deutsch“ zustande bringt – und vor allem Erlebnisse – etwa mit der Holocaust-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch – machen doch sehr nachdenklich.
Ein Büchlein zum Ärgern, zum gelegentlichen galligen Lachen und vor allem zum Frösteln.
ROBERT PROBST
Niklas Frank: Auf in die Diktatur! Die Auferstehung meines Nazi-Vaters in der deutschen Gesellschaft. Ein Wutanfall. Verlag J.H.W Dietz Nachf., Bonn 2020. 176 Seiten, 12 Euro.
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