Reife Zwetschgen, wie Dachziegel über flaumigem Plunderteig geschichtet - mehr soll es nicht zum Glück bedürfen? Nun, vielleicht noch das Rezept für diese Köstlichkeit. Aber Hildegard Zauner, Seniorchefin der gleichnamigen Konditorei in Bad Ischl, ist verschwiegen, was ihre Zutaten angeht. Bad Ischl, der Zauner und der Geburtstag von Kaiser Franz Joseph I. gehören zusammen wie die Melange zu den Torten der Konditorei und der Schnürlregen zum Salzkammergut. Julia Kospach scheint das alles zu kennen und auch das, was der Landstrich an Süßem, Erheiterndem und Kuriosem sonst noch zu bieten hat. Dabei sind ihre Ausflüge in die Küchen, Räucherkammern und Backstuben nur ein Teil der Expeditionen durch eine Gegend, die durch Mahler, Hofmannsthal oder Klimt zur Sommerfrische par excellence avanciert ist. Die Seenlandschaft zwischen Gmunden, St. Wolfgang, Hallstatt und Bad Aussee ist der Inbegriff österreichischer Lebensart - und so ist Kospachs Buch auch ein launiger Streifzug durch skurrile Museen und verschwiegene Hotels, ein Parcours von Friedrich Guldas Lieblingsbank zur Kaiservilla, von der Lederhosenwerkstatt Röhrenbacher zu Thomas Bernhards Haus in Obernathal. "Schriftsteller, Komponisten, Komödianten/ dieses ganze Gesindel", spottete er über die Feriengäste des Salzkammerguts, "gehen in Dirndkleidern herum und in Lederhosen/ und machen sich mit Fleischhauern und Holzhackern gemein." Auch Julia Kospach lässt sich Leberbunkl und Holzknechtnock'n schmecken. Doch ansonsten findet sie fern der Klischees eigene Wege. Ihnen ist gut folgen.
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"Auf ins Salzkammergut - Verborgenes, Skurriles, Kulinarisches" von Julia Kospach. Folio Verlag, Wien/Bozen 2011. 144 Seiten, zahlreiche Fotos. Broschiert, 15,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Mit großen Vergnügen hat Rezensent Hans Gasser den Reiseführer "Auf ins Salzkammergut" von Julia Kospach gelesen, der im Rahmen der neuen Reisebuchreihe "55 Reiseverführungen" erschienen ist. Wie er berichtet, möchte der österreichische Folio-Verlag mit seinen Reiseverführungen dem Leser Regionen wie Istrien, das Weinviertel oder das Friaul anhand von Anekdoten und Geschichten jenseits des touristischen Mainstreams schmackhaft machen. Im Fall von Kospachs Buch über das Salzkammergut ist dieses Konzept seines Erachtens hervorragend aufgegangen. Amüsant und erhellend scheinen dem Rezensenten die teils skurrilen, absonderlichen und auch liebenswerten Geschichten, die die Autorin über diese Region erzählt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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