Ein kleiner Mann mit Halbglatze und Brille
Das war Ernst Papanek, Sozialst und Pädagoge, mehr noch aber Freund und vor allem Fürsprecher der Kinder und zwar ALLER Kinder. Ein Mann, der mit den wichtigsten aller Welt verkehrte, dem über einen gewissen Zeitraum eine ganze Menge Leute von Weltruhm
zuhörten und dem dennoch nichts wichtiger war als das Wohl von Kindern. Vor allem von solchen, die…mehrEin kleiner Mann mit Halbglatze und Brille
Das war Ernst Papanek, Sozialst und Pädagoge, mehr noch aber Freund und vor allem Fürsprecher der Kinder und zwar ALLER Kinder. Ein Mann, der mit den wichtigsten aller Welt verkehrte, dem über einen gewissen Zeitraum eine ganze Menge Leute von Weltruhm zuhörten und dem dennoch nichts wichtiger war als das Wohl von Kindern. Vor allem von solchen, die aus unterschiedlichen Gründen in Not geraten sind. Er kümmerte sich in Österreich um Kinder aus bedürftigen Familien und in den Vereinigten Staaten um juvenile delinquents. Am meisten jedoch setzte er sich - und sein Leben und dazu das seiner gesamten Familie - für die ein, die eigentlich am Ende angelangt waren. Im Jahr 1939 schuf er vier Kinderheime in der Nähe von Paris für jüdische Kinder aus Deutschland und Österreich. Solche, deren Todesurteil eigentlich schon gefällt war und die ohne seine Hilfe und die seiner Mitstreiter gar nicht mehr aus ihrem jeweiligen Heimatland herausgekommen waren. Und die von ihren Eltern ausgeschickt worden waren, damit wenigstens sie überleben.
Also Kinder, die schwer traumatisiert waren, die in ihren jungen Jahren schon ungeheuer viel erlitten hatten. Ernst Papanek wollte viel mehr, als einfach nur ihr Leben retten. Er wollte sie - soweit möglich - heilen, ihnen helfen, ihr Leben wieder als lebenswert zu empfinden.
Und das hat er geschafft, für alle diese unterschiedlichen Kinder, denen er im Laufe seines Lebens so begegnete - zunächst noch vollkommen ohne pädagogische Ausbildung. Aber das hinderte ihn an überhaupt nichts, denn er war der geborene Pädagoge. Und ein Traumtänzer, dem allerdings - halten Sie sich fest - so mancher dieser Tänze auch gelang. Sozusagen ein Nurejew der Pädagogik. Einer, der viel angegriffen wurde, den man zu stoppen versuchte - und dem niemand nicht einmal annähernd das Wasser reichen konnte.
Wie ich dazu komme, ein derartiges Loblied auf Ernst Papanek, nein: Doktor und dann auch noch Professor Ernst Papanek, den viel zu wenig Leute kennen, zu singen?
Nun, ich möchte Sie dazu verführen, ihn ebenfalls kennen- und schätzen zu lernen: "To know, know, know him - is to love, love, love him" um mit seinen späteren Landsleuten, den Amerikanern zu sprechen.
Aber: und jetzt halten Sie sich fest - diese liegt in deutscher Sprache vor - verfasst - nein: erschaffen von der wunderbaren Historikerin Lilly Maier. Sie schreibt nicht über die von ihr ausgewählten Personen, sie streichelt sie mit ihren Worten. Denn sie widmet sich denen, über die es noch viel zu wenig zu lesen gibt - und ihre Recherchen sind unglaublich. Das Buch steckt voller Wissen, Fotos, weiterführender Ideen und ist spannender als jeder Roman!
Ich empfehle jedem, der einen wirklich guten und wertvollen Menschen auf die eindringlichste Art, die man sich vorstellen kann, kennenlernen möchte, diese wundervolle Lektüre. Sie werden sehen, Ernst Papanek war ein Mensch mit Ecken und Kanten, ein richtiger Typ, aber er war in jeder Lebenslage ein MENSCH, was man längst nicht von allen Menschen behaupten kann.
Ernst Papanek: das ist gelebter Sozialismus mit Herz, vor allem zum Wohle von Kindern! Der Wiener Historikerin Lilly Maier ist eine mehr als lesenswerte Biographie gelungen!