Drei Frauen auf dem Weg in eine bessere Zukunft, gegen alle Widerstände
Berlin Neukölln, 1917: Drei sehr verschiedene junge Frauen eint ein gemeinsamer Traum: Sie wollen Hebammen werden und besuchen dazu die eben erst eröffnete Hebammenlehranstalt, in der sie in den modernsten Techniken und nach
neuesten Erkenntnissen geschult werden.
Es ist das 3. Kriegsjahr. Immer mehr Familien verlieren…mehrDrei Frauen auf dem Weg in eine bessere Zukunft, gegen alle Widerstände
Berlin Neukölln, 1917: Drei sehr verschiedene junge Frauen eint ein gemeinsamer Traum: Sie wollen Hebammen werden und besuchen dazu die eben erst eröffnete Hebammenlehranstalt, in der sie in den modernsten Techniken und nach neuesten Erkenntnissen geschult werden.
Es ist das 3. Kriegsjahr. Immer mehr Familien verlieren ihren Ernährer, Lebensmittel und Medikamente sind kaum noch zu bekommen, Seuchen grassieren. Die Ärmsten der Armen kämpfen jeden Tag um eine kleine Ration Lebensmittel, ums nackte Überleben. Trotz dieser Zustände werden weiter Kinder geboren, doch die Sterblichkeit wird immer größer.
Luise, Edith und Margot träumen von einer besseren Zukunft, für sich selbst, aber auch für die Mütter und Kinder, die sie betreuen. Dafür stellen sie ihre eigenen Bedürfnisse oft hintenan. Die Ausbildung ist hart, Doppel- und auch Dreifachschichten sind üblich, wenn eine Geburt länger dauert oder Personalmangel herrscht.
Luise stammt aus Ostpreußen und ist seit ihrem 4. Lebensjahr Vollwaise. Ihre Großmutter ist Hebamme und hat sie von klein auf mitgenommen, wenn sie die Schwangeren und Wöchnerinnen betreute. Luise hat den Beruf also schon von der Pike auf gelernt, aber ihre Oma möchte, dass sie eine ordentliche Ausbildung nach neuesten Maßstäben und richtiges Zeugnis bekommt und hat dafür lange gespart. Luise träumt davon, nach Ostpreußen zurückzukehren, zu ihrer Oma, dem kleinen Häuschen mit dem idyllischen Garten und natürlich den Freunden und Nachbarn. Sie weiß, dass die alle auf sie zählen. Aber auch Berlin hat seine Reize. „Ich weiß, du willst zurück ... Aber vielleicht ist das nicht der richtige Weg für dich. Familie ist wichtig, aber wir müssen unseren eigenen Weg gehen. Und vielleicht führt deiner nicht zurück.“ (S. 168)
Edith ist die Tochter eines reichen, jüdischen Potsdamer Kaufhausbesitzers, die ihren goldenen Käfig nicht mehr aushält und endlich etwas Nützliches tun will. Für diesen Traum verlässt sie sich die Familie, als sie endlich 21 und damit volljährig ist. „... ich war mein Leben lang finanziell abgesichert, mir fehlte es an nichts. ... Aber mit Geld kann man kein Glück kaufen, kein Leben, das einen erfüllt. Ich ... hatte oftmals das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Jetzt jedoch bekomme ich Luft. ... Ich fühle mich frei ...“ (S. 63) Doch der Preis dafür ist hoch, denn die Familie verstößt sie, will nichts mehr mit ihr zu tun haben.
Margot ist im 4. Hinterhaus in einer winzigen, nassen, ewig kalten Kellerwohnung aufgewachsen, die diese Bezeichnung kaum verdient. Ihre Ausbildung wird von einem Verein bezahlt. Ihr Vater ist gerade gefallen und ihre Mutter verdient kaum genug für sich und die restlichen 4 Kinder. Margot kämpft immer wieder mit ihrem schlechten Gewissen, weil sie in der Schule gut versorgt wird und nicht hungern und frieren muss, wie der Rest ihrer Familie.
Linda Winterberg hat es wieder geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln und durch geschickte Wendungen immer wieder zu überraschen. „Aufbruch in eine neues Leben“ besticht durch die faszinierenden und berührenden Schilderungen des Alltäglichen, der Leiden, aber auch der kleinen und großen Freuden. Geschickt lässt sie die sich dauernd ändernde soziale und politische Situation einfließen, die Umwälzungen, das Sehnen nach dem Kriegsende und das Hoffen, dass die Männer lebend und gesund zurückkehren. Dabei vermittelt sie viel historisches, exzellent recherchiertes Hintergrundwissen.
Ich bin schon sehr gespannt, wie die Geschichte der drei Freundinnen im nächsten Jahr bzw. Band weitergeht.