"Ich fühle mich aufgehoben hier in dieser Stadt. Ich fühle mich geborgen."Michael Kleeberg schreibt das. Über Mainz. Als Stadtschreiber. - Er schreibt es in einem Buch, das eigentlich nicht in unser Programm passt. - Es enthält Erzählungen, Erinnerungen und Gedanken, die um Heimat kreisen - und um Religion. Auf seinen Spaziergängen durch die Stadt, in seinen Gesprächen mit Mainzern hat sich Michael Kleeberg mit diesen Themen intensiv beschäftigt. Bilder, die ihn seit Jahren umtreiben, fanden in Mainz ihren Weg aufs Papier. Und zu uns. Da saßen sie - der Stadtschreiber, der mal Grafikdesign studiert hat und der Grafikdesignverleger, Sohn von Hermann Schmidt, der Mainz 200 Bücher widmete. Sie unterhielten sich über Heimat, über Mainz und über dieses Gefühl: aufgehoben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2008Ein Buch für die Mainzer
Stadtschreiber Kleebergs neues Werk "Aufgehoben"
MAINZ. Die Lesung im Erbacher Hof beginnt mit einem Geständnis: "Das ist kein Buch über Mainz." Eine Begründung dafür hat der Schriftsteller Michael Kleeberg, derzeit Mainzer Stadtschreiber und Autor des Büchleins "Aufgehoben", gleich in petto: Schließlich sei über die Stadt schon so viel geschrieben worden. Darin sieht der Neunundvierzigjährige ein "wunderbares Zeichen" für ein gesundes Gemeinwesen. Und mit diesen Texten wolle er nicht konkurrieren.
Wo liegen dann die Bezüge zur Stadt, mag sich der Besucher eingedenk des Buchuntertitels "Kleines Mainzer Brevier" fragen. Tatsächlich sei "Aufgehoben" kein Buch über Mainz, wohl aber für die Mainzer, sagt Kleeberg und liest wie zum Beweis aus dem ersten Kapitel "Mainzer Holzwege", das sich mit der Genese des Werks auseinandersetzt. Von Anfang an habe er sich in Mainz heimisch gefühlt, weil er hier an die Landschaft seiner Kindheit erinnert werde: "Es braucht Hügel, es braucht Wasser, es braucht Obstbäume, es braucht Weinbau."
Es sind das Süddeutsche und Katholische der Stadt, die als Katalysatoren für Kleebergs Leitmotive "Heimat" und "Religion" gedient haben. Das Brevier ist von diesen Themen durchwirkt, wobei sich die Texte Kleeberg zufolge im Gedankendreieck der drei Lesarten von "aufgehoben" bewegen: geborgen, emporgehoben, aufbewahrt. Auf diese Weise sind sieben wunderschöne Erzählungen entstanden, die stark autobiographische Züge tragen, dem Autor aber auch Raum für Reflexionen geben.
"Im Anfang waren die Kirchtürme", ist ein Kapitel überschrieben, in dem der Weitgereiste über die Kindheit in Friedrichshafen berichtet. Die dortige Nikolauskirche habe er so geliebt, "wie man eine dicke, rosige und vergnügte Marktfrau liebt, die einem mitten im Winter heiße, gezuckerte Bratäpfel schenkt". Mit dem Verlust des "Weihnachtswunder-Glaubens" setzt sich Kleeberg in der nachdenklichen Erzählung "Die Weihnachtskrankheit" auseinander, die auch eine Parabel vom Erwachsenwerden ist. Ergänzt werden die sieben Texte von Aufzeichnungen seiner Mutter.
Mit "Aufgehoben" ist dem Stadtschreiber eine kurzweilige Erzählsammlung gelungen, die sowohl Mainzern als auch Nichtmainzern gefallen dürfte. Kleeberg lobt die Aufmachung des hellblauen Büchleins, das mit einem Lesebändchen aufwartet. "Schriftsteller sind alles Buchfetischisten. Wir lieben schöne Bücher, aber leider kriegen wir sie oft nicht."
OLIVER KOCH
Michael Kleeberg: Aufgehoben. Kleines Mainzer Brevier. Verlag Hermann Schmidt Mainz; 200 Seiten, 12,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Stadtschreiber Kleebergs neues Werk "Aufgehoben"
MAINZ. Die Lesung im Erbacher Hof beginnt mit einem Geständnis: "Das ist kein Buch über Mainz." Eine Begründung dafür hat der Schriftsteller Michael Kleeberg, derzeit Mainzer Stadtschreiber und Autor des Büchleins "Aufgehoben", gleich in petto: Schließlich sei über die Stadt schon so viel geschrieben worden. Darin sieht der Neunundvierzigjährige ein "wunderbares Zeichen" für ein gesundes Gemeinwesen. Und mit diesen Texten wolle er nicht konkurrieren.
Wo liegen dann die Bezüge zur Stadt, mag sich der Besucher eingedenk des Buchuntertitels "Kleines Mainzer Brevier" fragen. Tatsächlich sei "Aufgehoben" kein Buch über Mainz, wohl aber für die Mainzer, sagt Kleeberg und liest wie zum Beweis aus dem ersten Kapitel "Mainzer Holzwege", das sich mit der Genese des Werks auseinandersetzt. Von Anfang an habe er sich in Mainz heimisch gefühlt, weil er hier an die Landschaft seiner Kindheit erinnert werde: "Es braucht Hügel, es braucht Wasser, es braucht Obstbäume, es braucht Weinbau."
Es sind das Süddeutsche und Katholische der Stadt, die als Katalysatoren für Kleebergs Leitmotive "Heimat" und "Religion" gedient haben. Das Brevier ist von diesen Themen durchwirkt, wobei sich die Texte Kleeberg zufolge im Gedankendreieck der drei Lesarten von "aufgehoben" bewegen: geborgen, emporgehoben, aufbewahrt. Auf diese Weise sind sieben wunderschöne Erzählungen entstanden, die stark autobiographische Züge tragen, dem Autor aber auch Raum für Reflexionen geben.
"Im Anfang waren die Kirchtürme", ist ein Kapitel überschrieben, in dem der Weitgereiste über die Kindheit in Friedrichshafen berichtet. Die dortige Nikolauskirche habe er so geliebt, "wie man eine dicke, rosige und vergnügte Marktfrau liebt, die einem mitten im Winter heiße, gezuckerte Bratäpfel schenkt". Mit dem Verlust des "Weihnachtswunder-Glaubens" setzt sich Kleeberg in der nachdenklichen Erzählung "Die Weihnachtskrankheit" auseinander, die auch eine Parabel vom Erwachsenwerden ist. Ergänzt werden die sieben Texte von Aufzeichnungen seiner Mutter.
Mit "Aufgehoben" ist dem Stadtschreiber eine kurzweilige Erzählsammlung gelungen, die sowohl Mainzern als auch Nichtmainzern gefallen dürfte. Kleeberg lobt die Aufmachung des hellblauen Büchleins, das mit einem Lesebändchen aufwartet. "Schriftsteller sind alles Buchfetischisten. Wir lieben schöne Bücher, aber leider kriegen wir sie oft nicht."
OLIVER KOCH
Michael Kleeberg: Aufgehoben. Kleines Mainzer Brevier. Verlag Hermann Schmidt Mainz; 200 Seiten, 12,95 Euro.
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