Als Komponist, Dirigent und Pädagoge bewegte sich Siegmund von Hausegger im Umfeld von Richard Strauss und der bislang wissenschaftlich noch wenig erschlossenen Münchner Schule. Die vorliegende Studie zeichnet detailliert den Werdegang des humanistisch hochgebildeten Künstlers nach, der sein Kompositionshandwerk ausschließlich von seinem Vater Friedrich von Hausegger erlernte - jenem Mann, dessen Schrift Die Musik als Ausdruck vielen Musikschaffenden der Zeit den ersehnten Gegenentwurf zu Eduard Hanslicks Vom Musikalisch-Schönen bot. Aus Siegmund von Hauseggers inzwischen neu eingespieltem Hauptwerk, den fünf Symphonischen Dichtungen, ragt insbesondere die 1911 uraufgeführte Natursymphonie als ein bedeutendes Monument 'musikalischer Jugendstilistik' heraus. Alle fünf Werke kommen in diesem Buch unter Berücksichtigung maßgeblicher theoretischer Schriften von der Mitte des 19. Jahrhunderts an zu eingehender Analyse. Da die Kompositionen in engem Bezug zu konkreten Lebensumständen Hauseggers stehen, erscheinen die Werkanalysen eingebettet in seinen biographischen Werdegang. Darin offenbart sich eine nach außen hin selbstbewusste, nach innen jedoch fragile Künstlerpersönlichkeit, die angesichts der politischen Umbrüche ihrer Zeit immer wieder versuchte, aus einer elitären, monarchistischen Prägung heraus individuellen Einfluss auf das sich rasant verändernde Kulturgeschehen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu nehmen.