August Wilhelm Hupel, Pastor in Nord-Livland und vielseitiger Schriftsteller, gilt als typischer Repräsentant der baltischen Aufklärung und zugleich als deren zentrale Persönlichkeit. Auf der Basis bislang ungenügend erforschter Archivbestände und schwer zugänglicher Publikationen wird in dieser Studie Leben und Werk Hupels umfassend gewürdigt und gleichzeitig das Ziel verfolgt, das Bild von der Aufklärung in den baltischen Provinzen zu vertiefen und in den größeren Rahmen der europäischen Aufklärungsbewegung einzuordnen. Dar-gestellt werden Hupels vielseitige Tätigkeitsfelder als Topograph Livlands und Estlands, als Herausgeber einer wissenschaftlichen und publizistischen Zeitschrift, als Gründer einer der ältesten Lesegesellschaften des Baltikums, als Volksaufklärer und Pfleger der estnischen Sprache, als freisinniger Populärphilosoph, toleranter Geistlicher und zugleich konservativer Kritiker der Französischen Revolution.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Für Indrek Jürjo, dem Verfasser dieser umfangreichen Biografie, ist der aus Sachsen stammende August Wilhelm Hupel gerade wegen seiner "Durchschnittlichkeit" von besonderem Interesse für die Forschung über die Aufklärungszeit im Baltikum, erfahren wir von Rezensent Ulrich Kronauer. Der aus Sachsen stammende Hupel, so der Rezensent weiter, sei als Pastor im heutigen Estland tätig gewesen und habe in dieser Zeit die wichtigsten landeskundlichen Forschungen insbesondere zur estnischen Sprache selbst unternommen oder habe sie als Herausgeber der bedeutendsten regionalen Zeitschrift initiiert. Wichtig sei hier der Austausch mit Herder gewesen, für den Hupel beispielsweise Volkslieder sammelte. Darüber hinaus seien die Aufsätze und Bücher Hupels im achtzehnten Jahrhundert eine der wichtigsten deutsch geschriebenen Informationsquellen über Russland gewesen, zu dem Est- und Livland damals gehört habe. Der Rezensent lobt zudem die klarsichtige Einschätzung des Autors, nach dem Hupel ein wahrer Aufklärer in Bezug auf religiöse Toleranz und sein Bildungsideal gewesen sei, nicht aber, wenn es um die Frage der Leibeigenschaft der Bauern ging.
© Perlentaucher Medien GmbH
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