Die Errichtung der britischen Kolonialherrschaft schuf die Voraussetzungen dafür, dass die europäische Ideologie die indischen Köpfe beeinflusste. Das Leben der Inder wurde noch immer von religiösen Vorstellungen und Kastenbräuchen beherrscht, so dass neue gesellschaftspolitische Ideen oft die Form von reformistischen und sektiererischen Lehren annahmen. In diesem Zusammenhang verbreiteten sich Ideen zur Reform des Hinduismus (Brahmo Samaj of India, Arya Samaj), des Sikhismus (Nirankari, Namdhari, Singh Sabha) und des Islam (Wahhabismus, Farazi, Sayyid Ahmad Khan). Mit der Entwicklung des sozialen Denkens und der Aktivierung der indischen sozio-politischen Organisationen nahm die unabhängige Rolle der religiösen Reformsekten und -gesellschaften jedoch allmählich ab. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden ihre religiösen Aktivitäten zweitrangig, während ihre politischen, reformistischen und nationalen Befreiungsaktivitäten in den Vordergrund traten.