Der Band fragt nach Konzepten, Praktiken und Semantiken von Aufmerksamkeit und Wachsamkeit im christlichen Mittelalter sowie in vorangehenden und benachbarten Frömmigkeitskulturen. Den Ausgangspunkt bildet die Beobachtung, dass christliche Autoren seit altkirchlicher Zeit die Gläubigen zur unablässigen, absoluten Aufmerksamkeit gegenüber Gott und sich selbst ermahnen, zugleich aber die Unmöglichkeit einer reinen und dauerhaften Aufmerksamkeit konstatieren und vor Gefahren der Ablenkung und Zerstreuung warnen. Die Beiträge des Bandes untersuchen, wie geistliche Texte, Liturgiken und Bilder diese Spannungen thematisieren und zugleich versuchen, die Aufmerksamkeit des Gläubigen zu schulen. Im Fokus stehen dabei die Kontinuitäten und Diskontinuitäten verschiedener Praktiken und Semantiken von Aufmerksamkeit im monastischen Kontext wie auch im Bereich der privaten, laikalen Frömmigkeit. Der Band versammelt Beiträge aus dem Bereich der germanistischen Mediävistik, Theologie, Geschichts- sowie Literaturwissenschaft, in denen der Frage nach den Praktiken und Semantiken von Aufmerksamkeit und Wachsamkeit in unterschiedlichen Räumen, Epochen und Diskursen auf innovative Weise nachgegangen wird.