Einzigartig, originell, unbekümmert um alle Konventionen
Francisco de Quevedo, genialer Poet und berüchtigter Rauf- und Trunkenbold, befindet sich auf der Flucht vor der spanischen Justiz, als er in Rom auf den italienischen Maler Caravaggio trifft. Eine gemeinsam durchzechte Nacht endet im Streit, und um seine Ehre wiederherzustellen, fordert Quevedo den Künstler heraus - doch nicht zu einem Duell mit Waffen, sondern zu einer Tennispartie, die zur Metapher wird für den Wettstreit der beiden Supermächte der Spätrenaissance: Italien und Spanien. Ein furioser Zweikampf mit weitreichenden Folgen.
Frei von jeder Bildungshuberei entführt uns Álvaro Enrigue mit diesem Roman hinein in die Welt der Geschichte, der Kunst und der stürmischen Entwicklungen, die uns in die Moderne schleudern sollten. Ein kurzweiliges und überraschendes Lesevergnügen in der Tradition von Umberto Eco und Italo Calvino.
Aufschlag Caravaggio ist auf die Bestenliste Weltempfänger vom Winter 2015 gewählt worden. Thomas Wörtche, der der Jury unter dem Vorsitz von Ilja Trojanow angehört: "Der spanische Barockdichter Francisco Gómez de Quevedo und der Maler Caravaggio spielen in Rom Tennis. Das ist intelligent, fantasievoll, unterhaltend, artistisch und sehr komisch. Natürlich geht es um Kunst und Politik, die Moderne dämmert am Rande herauf, die Welt wird größer und globaler. Elegante Komplexität, die dann eben doch nicht nur historisch zu lesen ist."
Francisco de Quevedo, genialer Poet und berüchtigter Rauf- und Trunkenbold, befindet sich auf der Flucht vor der spanischen Justiz, als er in Rom auf den italienischen Maler Caravaggio trifft. Eine gemeinsam durchzechte Nacht endet im Streit, und um seine Ehre wiederherzustellen, fordert Quevedo den Künstler heraus - doch nicht zu einem Duell mit Waffen, sondern zu einer Tennispartie, die zur Metapher wird für den Wettstreit der beiden Supermächte der Spätrenaissance: Italien und Spanien. Ein furioser Zweikampf mit weitreichenden Folgen.
Frei von jeder Bildungshuberei entführt uns Álvaro Enrigue mit diesem Roman hinein in die Welt der Geschichte, der Kunst und der stürmischen Entwicklungen, die uns in die Moderne schleudern sollten. Ein kurzweiliges und überraschendes Lesevergnügen in der Tradition von Umberto Eco und Italo Calvino.
Aufschlag Caravaggio ist auf die Bestenliste Weltempfänger vom Winter 2015 gewählt worden. Thomas Wörtche, der der Jury unter dem Vorsitz von Ilja Trojanow angehört: "Der spanische Barockdichter Francisco Gómez de Quevedo und der Maler Caravaggio spielen in Rom Tennis. Das ist intelligent, fantasievoll, unterhaltend, artistisch und sehr komisch. Natürlich geht es um Kunst und Politik, die Moderne dämmert am Rande herauf, die Welt wird größer und globaler. Elegante Komplexität, die dann eben doch nicht nur historisch zu lesen ist."
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Bei Eberhard Geisler hinterlässt Álvaro Enrigues Roman leider einen unbefriedigenden Eindruck. Nicht dass der Rezensent nicht ahnt, wovon im Buch die Rede ist - die parallel geführten Stränge der Handlung, die ein Tennismatch zwischen dem spanischen Dichter Francisco de Quevedo und Caravaggio in Rom anno 1599 sowie die Eroberung Mexikos durch Hernán Cortés zum Thema haben, vermag er sogar theoretisch miteinander in Verbindung zu bringen. Der Autor allerdings nimmt die von Geisler erwartete Gegenüberstellung zweier bedeutender, die Moderne antizipierender Geister aus der Übergangszeit von der Renaissance zum Barock gar nicht vor. Bei Enrigue gelangt Quevedo leider nicht aus dem Schatten des Genies Caravaggio heraus, meint der Rezensent enttäuscht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2015Wenn Alte Meister Tennis spielen
Jetzt, da er dieses Buch schreibe, behauptet der Erzähler, wisse er eigentlich nicht, wovon es handele. Aber immerhin gehe es darin, wie beim Tennis, ständig hin und her. Tatsächlich geht es in Álvaro Enrigues Roman "Aufschlag Caravaggio" vor allem drunter und drüber. Er handelt von Caravaggio und Quevedo, die sich im Jahre 1599 nach einem Streit in Rom duellieren, mit Tennisschlägern. Der humpelnde spanische Dichter, der sich als verstockter Katholik und Antisemit entpuppt, tritt gegen den jüngeren italienischen Maler an, der Prostituierte und Bettler für seine Darstellungen biblischer Szenen Modell stehen lässt. Es geht um nichts weniger als den Kampf um die politische und kulturelle Vorherrschaft zwischen Spanien und Italien während der Spätrenaissance wie auch um die Conquista und die Gegenreformation, die brutale Eroberung und Christianisierung Mexikos.
Auch Tennisbälle, die mit dem Haar der enthaupteten Anne Boleyn gefüllt sind, spielen eine Rolle. Leider aber liest sich dieser Roman nicht wie ein Roman. Weder führt er wie die meisterliche Hilary Mantel in ihren Cromwell-Romanen ins historische Geschehen, noch gelingt es ihm, Recherche und Fiktion ineinander übergehen zu lassen. Stattdessen knirscht es im Gebälk, wenn der 1969 in Guadalajara geborene Autor Lesefrüchte, skurrile Einfälle und geschichtliche Fakten zusammenmischt. Das Tennismatch zwischen Quevedo und Caravaggio wird in aller Ausführlichkeit vor Augen geführt, ist aber längst nicht so spannend wie ein durchschnittliches Wimbledon-Finale. Caravaggios Genie, seine Verdienste um die Helldunkelmalerei, schildert der mexikanische Autor in schillernden Farben; Quevedo dagegen bleibt blass und damit seinem Schicksal treu. Eine originelle Lesart des Satirikers, der im siebzehnten Jahrhundert neben Cervantes Spaniens populärster Schriftsteller war, wäre eine lohnende Herausforderung gewesen. Stattdessen werden historische Figuren aus der zeitlichen Distanz heraus flapsig abgewatscht. Das wirkt nicht souverän, sondern selbstgefällig. "Aufschlag Caravaggio" ist mithin kein Buch darüber, wie man die Geschichte, die es erzählt, erzählen könnte, sondern eine klatschsüchtige Kultur- und Kunstgeschichte.
axmü.
Álvaro Enrigue: "Aufschlag Caravaggio".
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. Blessing Verlag, München 2015. 304 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Jetzt, da er dieses Buch schreibe, behauptet der Erzähler, wisse er eigentlich nicht, wovon es handele. Aber immerhin gehe es darin, wie beim Tennis, ständig hin und her. Tatsächlich geht es in Álvaro Enrigues Roman "Aufschlag Caravaggio" vor allem drunter und drüber. Er handelt von Caravaggio und Quevedo, die sich im Jahre 1599 nach einem Streit in Rom duellieren, mit Tennisschlägern. Der humpelnde spanische Dichter, der sich als verstockter Katholik und Antisemit entpuppt, tritt gegen den jüngeren italienischen Maler an, der Prostituierte und Bettler für seine Darstellungen biblischer Szenen Modell stehen lässt. Es geht um nichts weniger als den Kampf um die politische und kulturelle Vorherrschaft zwischen Spanien und Italien während der Spätrenaissance wie auch um die Conquista und die Gegenreformation, die brutale Eroberung und Christianisierung Mexikos.
Auch Tennisbälle, die mit dem Haar der enthaupteten Anne Boleyn gefüllt sind, spielen eine Rolle. Leider aber liest sich dieser Roman nicht wie ein Roman. Weder führt er wie die meisterliche Hilary Mantel in ihren Cromwell-Romanen ins historische Geschehen, noch gelingt es ihm, Recherche und Fiktion ineinander übergehen zu lassen. Stattdessen knirscht es im Gebälk, wenn der 1969 in Guadalajara geborene Autor Lesefrüchte, skurrile Einfälle und geschichtliche Fakten zusammenmischt. Das Tennismatch zwischen Quevedo und Caravaggio wird in aller Ausführlichkeit vor Augen geführt, ist aber längst nicht so spannend wie ein durchschnittliches Wimbledon-Finale. Caravaggios Genie, seine Verdienste um die Helldunkelmalerei, schildert der mexikanische Autor in schillernden Farben; Quevedo dagegen bleibt blass und damit seinem Schicksal treu. Eine originelle Lesart des Satirikers, der im siebzehnten Jahrhundert neben Cervantes Spaniens populärster Schriftsteller war, wäre eine lohnende Herausforderung gewesen. Stattdessen werden historische Figuren aus der zeitlichen Distanz heraus flapsig abgewatscht. Das wirkt nicht souverän, sondern selbstgefällig. "Aufschlag Caravaggio" ist mithin kein Buch darüber, wie man die Geschichte, die es erzählt, erzählen könnte, sondern eine klatschsüchtige Kultur- und Kunstgeschichte.
axmü.
Álvaro Enrigue: "Aufschlag Caravaggio".
Roman. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. Blessing Verlag, München 2015. 304 S., geb., 19,99 [Euro].
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"Das ist intelligent, fantasievoll, unterhaltend, artistisch und sehr komisch. ... Elegante Komplexität, die dann eben doch nicht nur historisch zu lesen ist." Thomas Wörtche, Weltempfänger-Bestenliste