Der renommierte Historiker und Experte für den Nahen und Mittleren Osten William Polk nimmt uns in seiner Untersuchung mit auf einen kurzen und erkenntnisreichen Rundgang durch die Geschichte der Aufstände.
Er analysiert ein Dutzend Guerillakriege, vom Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bis zu den Widerstandsbewegungen im Irak und Afghanistan. Trotz ihrer hohen menschlichen und materiellen Kosten waren und sind »Aufstände« offenbar das Mittel der Wahl, um die politische Verfügungsgewalt über das eigene Territorium (wieder) zu erlangen. Warum sie entstehen, welche wiederkehrenden sozialen, politischen und kulturellen Bedingungen dabei zu beobachten sind, welche typischen Phasen solche Bewegungen durchlaufen und warum Bemühungen, diese Art von Rebellion niederzuschlagen, regelmäßig scheitern, sind Fragen, die William Polk erstmals systematisch-vergleichend beantwortet.
Seine Schlussfolgerungen sind nicht nur hoch aktuell und relevant für die Politik der internationalen Gemeinschaft, sondern auch für das Engagement deutscher Truppen in den »Krisengebieten« der Welt.
Er analysiert ein Dutzend Guerillakriege, vom Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bis zu den Widerstandsbewegungen im Irak und Afghanistan. Trotz ihrer hohen menschlichen und materiellen Kosten waren und sind »Aufstände« offenbar das Mittel der Wahl, um die politische Verfügungsgewalt über das eigene Territorium (wieder) zu erlangen. Warum sie entstehen, welche wiederkehrenden sozialen, politischen und kulturellen Bedingungen dabei zu beobachten sind, welche typischen Phasen solche Bewegungen durchlaufen und warum Bemühungen, diese Art von Rebellion niederzuschlagen, regelmäßig scheitern, sind Fragen, die William Polk erstmals systematisch-vergleichend beantwortet.
Seine Schlussfolgerungen sind nicht nur hoch aktuell und relevant für die Politik der internationalen Gemeinschaft, sondern auch für das Engagement deutscher Truppen in den »Krisengebieten« der Welt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.12.2009Wer vertritt das Eigene? Und wer ist der Fremde?
Hat der Westen in Afghanistan schon so viele Fehler gemacht, dass die Niederlage unvermeidlich ist? William Polk rechnet mit den politisch-kulturellen Borniertheiten von Aufstandsbekämpfern ab.
Für die Afghanistanstrategie der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten hat William Polk keine gute Nachricht: Die vergleichende Analyse ähnlicher Aufstände zeigt, dass es für den Westen am Hindukusch so gut wie keine Erfolgsaussichten gibt, selbst dann nicht, wenn die Nato-Truppen in einer direkten Konfrontation mit den Kampfverbänden der Taliban siegreich wären. Die bewaffnete Auseinandersetzung stellt nach Polks Auffassung nämlich die unwichtigste der drei Komponenten eines Aufstands wie seiner Bekämpfung dar. Viel größeres Gewicht kommen der Politik und der Verwaltung zu, und hier habe der Westen die Auseinandersetzung in Afghanistan längst verloren.
Die in den ersten zwei Jahren des Afghanistan-Engagements gemachten Fehler seien nicht wiedergutzumachen, so Polk, und deswegen werde die von General David Petraeus und anderen entwickelte neue Strategie der Aufstandsbekämpfung nur in eine weitere Niederlage führen. Polks Ratschlag lautet darum, der Westen solle seine militärische Präsenz in Afghanistan so schnell wie möglich beenden und zusehen, dass er mit dem sich dann dort durchsetzenden Regime politisch vernünftige Beziehungen entwickele. So spare man Geld und Menschenleben.
William R. Polks Empfehlungen haben Gewicht. Polk gehört zu jenem Typus politischer Wissenschaftler, wie es ihn nur in den Vereinigten Staaten gibt: Von der Universität ist er während der Kennedy-Ära in die unmittelbare Politikberatung gegangen, um dann wieder in die universitäre Forschung und Lehre zurückzukehren und sich danach erneut als Experte für die arabische Welt und den Mittleren Osten in die Beratungsverantwortung nehmen zu lassen. Vor allem freilich gründet sich Polks Ruf darauf, dass er bereits 1963 in einem Vortrag am National War College die Niederlage der Vereinigten Staaten in Vietnam vorausgesagt hat.
Die Überlegungen, die seiner damaligen Prognose zugrunde lagen, hat Polk nunmehr auf ein gutes Dutzend Aufstandsbewegungen angewandt und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass die entscheidende Auseinandersetzung politisch sei und um die Identifikation der Ordnungsmacht als "fremd" geführt werde. Ist es den zunächst wenigen Rebellen erst einmal gelungen, sich selbst als die Verteidiger des Landes sowie seiner Sitten und Gepflogenheiten zu etablieren, während die Gegner als Fremde markiert werden, die von außen kommen und die Eigenheiten des Landes zerstören, haben sie den entscheidenden Schritt zum Sieg bereits getan. Und das ist nicht selten der Fall, bevor die bewaffnete Auseinandersetzung ihren Höhepunkt erreicht hat.
Die Kontroverse um die Frage, wer das Eigene vertritt und wer der Fremde ist, wer für das "Innen" steht und wer "von außen" kommt, ist die entscheidende Auseinandersetzung eines Aufstandes, und es gehört seit dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zu den Borniertheiten der Aufstandsbekämpfer, dass sie diese politische Front nicht hinreichend beachten und stattdessen alle Energie auf die militärische Auseinandersetzung konzentrieren. Polks erstes Beispiel dafür ist die britische Strategie gegen den Siedleraufstand in den Neuenglandstaaten, aus dem schließlich die Vereinigten Staaten hervorgegangen sind. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass gerade die Amerikaner die ausschlaggebenden Faktoren ihres Siegs im Unabhängigkeitskrieg nicht begriffen und den Erfolg der Kontinentalarmee George Washingtons zugeschrieben haben, die doch eigentlich alle großen Schlachten gegen die Briten verloren hat.
Die Anführer eines Aufstands haben demnach durchaus die Chance, militärisch zu verspielen, was sie politisch bereits gewonnen haben, und sie tun das, wenn sie ihre militärischen Fähigkeiten überschätzen und einen Krieg, den sie zwangsläufig durch seine Dauer gewinnen, abkürzen wollen, indem sie die Entscheidung auf dem Schlachtfeld suchen. Titos Partisanen im Zweiten Weltkrieg stellen hier eine absolute Ausnahme dar, bei der zu beachten ist, dass der Partisanenkrieg in Jugoslawien Bestandteil einer kontinentalen Auseinandersetzung war, weswegen die in ihm gemachten Erfahrungen nicht generalisiert werden können. Der Amerikaner George Washington und der Nordvietnamese Vo Nguyen Giap haben durch militärische Unbedachtheit ihre Aufstandsbewegungen an den Rand einer Niederlage gebracht. Was sie gerettet hat, war der Umstand, dass die militärische Niederlage durch nichtintendierte Effekte zum politischen Sieg wurde. Auch die französischen Fallschirmjäger hatten die Schlacht um Algier gewonnen, aber durch die angewandten Methoden, wie etwa Folter, den Krieg politisch verloren.
Neben der politischen Auseinandersetzung um die Position des Autochthonen, wie Carl Schmitt dies in seiner "Theorie des Partisanen" genannt hat, und der Stigmatisierung der Aufstandsbekämpfer als "Fremde", wie sie Polk vor allem herausstellt, spielt der Kampf um die Kontrolle beziehungsweise Loyalität der lokalen Verwaltung eine entscheidende Rolle; für Polk ist sie jedenfalls wichtiger als die bewaffnete Auseinandersetzung. So hatten die Vietminh beziehungsweise Vietcong systematisch die örtlichen Honoratioren und die von der Regierung eingesetzten Verwaltungsbeamten ermordet und so Autorität und Kompetenz der Ordnungsmacht von unten her zerstört.
Vergleichbares beschreibt Polk für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, wo der eigentliche Feind der Rebellen gegen die britische Herrschaft die Loyalisten im eigenen Land waren. Als der Krieg zu Ende ging, waren um die hunderttausend gegenüber der britischen Krone loyale Siedler geflohen oder getötet worden. Auf die Übergriffe gegen die ihnen treuen Untertanen hatten die Briten mit militärischen Repressionen reagiert, und dadurch waren sie mehr und mehr zu Fremden geworden, während diejenigen, die das hätten verhindern können, in die Minderheit gerieten und vertrieben wurden. Eine ähnliche Entwicklung kann Polk in der Guerrillabewegung von 1808 bis 1813 in Spanien beobachten.
Gibt es aber nicht doch eine Reihe von Beispielen, bei denen die Aufstandsbekämpfung erfolgreich gewesen ist? In der Literatur werden üblicherweise der Mau-Mau-Aufstand in Kenia und die gescheiterte Rebellenbewegung in Malaysia angeführt. Der britische Feldmarschall Templer hat dafür die Formel "Winning hearts and minds" geprägt, die heute das Mantra der Terrorismus- und Partisanenbekämpfung darstellt. Aber auch in Kenia war schließlich die Entlassung aus dem britischen Empire nicht zu vermeiden, und in Malaysia wurde der Aufstand wesentlich von der chinesischen Minderheit im Lande getragen, die sich leicht in die politisch tödliche Rolle der Fremden drängen ließ.
Und die griechischen Partisanen nach dem Zweiten Weltkrieg? Polk macht für ihre Niederlage die politische Isolierung gegenüber dem Ostblock, die Schließung der Grenze zu Jugoslawien und die politische Spaltung der Aufstandsbewegung verantwortlich. Gibt es eine Erfolgsstrategie der Aufstandsbekämpfung, dann läuft sie auf die politische Spaltung der Rebellen hinaus, die dadurch ihre Rolle als Verteidiger des Eigenen verlieren.
Hier müsste auch eine Polks Beobachtungen und Hinweisen folgende Afghanistanstrategie ansetzen. Mit dem Begriff der "gemäßigten Taliban" ist vor geraumer Zeit ein Versuch dazu unternommen worden. Darin liegt nach wie vor die strategische Alternative zu einer weiteren Truppenverstärkung, die, selbst wenn sie militärisch Erfolge zeitigt, die entscheidenden Probleme nicht zu bearbeiten vermag. In Polks vergleichender Untersuchung von Aufständen des 18. bis 20. Jahrhunderts lassen sich viele gute Gründe dafür finden, in Afghanistan nach anderen Lösungen zu suchen, als weitere Truppen zu schicken.
HERFRIED MÜNKLER
William R. Polk: "Aufstand. Widerstand gegen Fremdherrschaft". Vom Amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Irak. Aus dem Englischen von Ilse Utz. Hamburger Edition, Hamburg 2009. 340 S., geb., 32,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hat der Westen in Afghanistan schon so viele Fehler gemacht, dass die Niederlage unvermeidlich ist? William Polk rechnet mit den politisch-kulturellen Borniertheiten von Aufstandsbekämpfern ab.
Für die Afghanistanstrategie der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten hat William Polk keine gute Nachricht: Die vergleichende Analyse ähnlicher Aufstände zeigt, dass es für den Westen am Hindukusch so gut wie keine Erfolgsaussichten gibt, selbst dann nicht, wenn die Nato-Truppen in einer direkten Konfrontation mit den Kampfverbänden der Taliban siegreich wären. Die bewaffnete Auseinandersetzung stellt nach Polks Auffassung nämlich die unwichtigste der drei Komponenten eines Aufstands wie seiner Bekämpfung dar. Viel größeres Gewicht kommen der Politik und der Verwaltung zu, und hier habe der Westen die Auseinandersetzung in Afghanistan längst verloren.
Die in den ersten zwei Jahren des Afghanistan-Engagements gemachten Fehler seien nicht wiedergutzumachen, so Polk, und deswegen werde die von General David Petraeus und anderen entwickelte neue Strategie der Aufstandsbekämpfung nur in eine weitere Niederlage führen. Polks Ratschlag lautet darum, der Westen solle seine militärische Präsenz in Afghanistan so schnell wie möglich beenden und zusehen, dass er mit dem sich dann dort durchsetzenden Regime politisch vernünftige Beziehungen entwickele. So spare man Geld und Menschenleben.
William R. Polks Empfehlungen haben Gewicht. Polk gehört zu jenem Typus politischer Wissenschaftler, wie es ihn nur in den Vereinigten Staaten gibt: Von der Universität ist er während der Kennedy-Ära in die unmittelbare Politikberatung gegangen, um dann wieder in die universitäre Forschung und Lehre zurückzukehren und sich danach erneut als Experte für die arabische Welt und den Mittleren Osten in die Beratungsverantwortung nehmen zu lassen. Vor allem freilich gründet sich Polks Ruf darauf, dass er bereits 1963 in einem Vortrag am National War College die Niederlage der Vereinigten Staaten in Vietnam vorausgesagt hat.
Die Überlegungen, die seiner damaligen Prognose zugrunde lagen, hat Polk nunmehr auf ein gutes Dutzend Aufstandsbewegungen angewandt und ist dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass die entscheidende Auseinandersetzung politisch sei und um die Identifikation der Ordnungsmacht als "fremd" geführt werde. Ist es den zunächst wenigen Rebellen erst einmal gelungen, sich selbst als die Verteidiger des Landes sowie seiner Sitten und Gepflogenheiten zu etablieren, während die Gegner als Fremde markiert werden, die von außen kommen und die Eigenheiten des Landes zerstören, haben sie den entscheidenden Schritt zum Sieg bereits getan. Und das ist nicht selten der Fall, bevor die bewaffnete Auseinandersetzung ihren Höhepunkt erreicht hat.
Die Kontroverse um die Frage, wer das Eigene vertritt und wer der Fremde ist, wer für das "Innen" steht und wer "von außen" kommt, ist die entscheidende Auseinandersetzung eines Aufstandes, und es gehört seit dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zu den Borniertheiten der Aufstandsbekämpfer, dass sie diese politische Front nicht hinreichend beachten und stattdessen alle Energie auf die militärische Auseinandersetzung konzentrieren. Polks erstes Beispiel dafür ist die britische Strategie gegen den Siedleraufstand in den Neuenglandstaaten, aus dem schließlich die Vereinigten Staaten hervorgegangen sind. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass gerade die Amerikaner die ausschlaggebenden Faktoren ihres Siegs im Unabhängigkeitskrieg nicht begriffen und den Erfolg der Kontinentalarmee George Washingtons zugeschrieben haben, die doch eigentlich alle großen Schlachten gegen die Briten verloren hat.
Die Anführer eines Aufstands haben demnach durchaus die Chance, militärisch zu verspielen, was sie politisch bereits gewonnen haben, und sie tun das, wenn sie ihre militärischen Fähigkeiten überschätzen und einen Krieg, den sie zwangsläufig durch seine Dauer gewinnen, abkürzen wollen, indem sie die Entscheidung auf dem Schlachtfeld suchen. Titos Partisanen im Zweiten Weltkrieg stellen hier eine absolute Ausnahme dar, bei der zu beachten ist, dass der Partisanenkrieg in Jugoslawien Bestandteil einer kontinentalen Auseinandersetzung war, weswegen die in ihm gemachten Erfahrungen nicht generalisiert werden können. Der Amerikaner George Washington und der Nordvietnamese Vo Nguyen Giap haben durch militärische Unbedachtheit ihre Aufstandsbewegungen an den Rand einer Niederlage gebracht. Was sie gerettet hat, war der Umstand, dass die militärische Niederlage durch nichtintendierte Effekte zum politischen Sieg wurde. Auch die französischen Fallschirmjäger hatten die Schlacht um Algier gewonnen, aber durch die angewandten Methoden, wie etwa Folter, den Krieg politisch verloren.
Neben der politischen Auseinandersetzung um die Position des Autochthonen, wie Carl Schmitt dies in seiner "Theorie des Partisanen" genannt hat, und der Stigmatisierung der Aufstandsbekämpfer als "Fremde", wie sie Polk vor allem herausstellt, spielt der Kampf um die Kontrolle beziehungsweise Loyalität der lokalen Verwaltung eine entscheidende Rolle; für Polk ist sie jedenfalls wichtiger als die bewaffnete Auseinandersetzung. So hatten die Vietminh beziehungsweise Vietcong systematisch die örtlichen Honoratioren und die von der Regierung eingesetzten Verwaltungsbeamten ermordet und so Autorität und Kompetenz der Ordnungsmacht von unten her zerstört.
Vergleichbares beschreibt Polk für den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, wo der eigentliche Feind der Rebellen gegen die britische Herrschaft die Loyalisten im eigenen Land waren. Als der Krieg zu Ende ging, waren um die hunderttausend gegenüber der britischen Krone loyale Siedler geflohen oder getötet worden. Auf die Übergriffe gegen die ihnen treuen Untertanen hatten die Briten mit militärischen Repressionen reagiert, und dadurch waren sie mehr und mehr zu Fremden geworden, während diejenigen, die das hätten verhindern können, in die Minderheit gerieten und vertrieben wurden. Eine ähnliche Entwicklung kann Polk in der Guerrillabewegung von 1808 bis 1813 in Spanien beobachten.
Gibt es aber nicht doch eine Reihe von Beispielen, bei denen die Aufstandsbekämpfung erfolgreich gewesen ist? In der Literatur werden üblicherweise der Mau-Mau-Aufstand in Kenia und die gescheiterte Rebellenbewegung in Malaysia angeführt. Der britische Feldmarschall Templer hat dafür die Formel "Winning hearts and minds" geprägt, die heute das Mantra der Terrorismus- und Partisanenbekämpfung darstellt. Aber auch in Kenia war schließlich die Entlassung aus dem britischen Empire nicht zu vermeiden, und in Malaysia wurde der Aufstand wesentlich von der chinesischen Minderheit im Lande getragen, die sich leicht in die politisch tödliche Rolle der Fremden drängen ließ.
Und die griechischen Partisanen nach dem Zweiten Weltkrieg? Polk macht für ihre Niederlage die politische Isolierung gegenüber dem Ostblock, die Schließung der Grenze zu Jugoslawien und die politische Spaltung der Aufstandsbewegung verantwortlich. Gibt es eine Erfolgsstrategie der Aufstandsbekämpfung, dann läuft sie auf die politische Spaltung der Rebellen hinaus, die dadurch ihre Rolle als Verteidiger des Eigenen verlieren.
Hier müsste auch eine Polks Beobachtungen und Hinweisen folgende Afghanistanstrategie ansetzen. Mit dem Begriff der "gemäßigten Taliban" ist vor geraumer Zeit ein Versuch dazu unternommen worden. Darin liegt nach wie vor die strategische Alternative zu einer weiteren Truppenverstärkung, die, selbst wenn sie militärisch Erfolge zeitigt, die entscheidenden Probleme nicht zu bearbeiten vermag. In Polks vergleichender Untersuchung von Aufständen des 18. bis 20. Jahrhunderts lassen sich viele gute Gründe dafür finden, in Afghanistan nach anderen Lösungen zu suchen, als weitere Truppen zu schicken.
HERFRIED MÜNKLER
William R. Polk: "Aufstand. Widerstand gegen Fremdherrschaft". Vom Amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Irak. Aus dem Englischen von Ilse Utz. Hamburger Edition, Hamburg 2009. 340 S., geb., 32,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rolf Wiggershaus schätzt dieses Buch über mehr als zwei Jahrhunderte der Geschichte von Aufständen gegen Fremdherrschaft, das der US-amerikanische Historiker William F. Polk vorgelegt hat. Glänzend scheint ihm die Verbindung von prägnanter Beschreibung des Wesens von Aufständen und nuancierter Analyse einzelner Beispiele - vom spanischen Guerillakrieg gegen Napoleon über den Unabhängigkeitskampf der Iren und die vietnamesischen Befreiungskämpfe bis hin zum Irak. Auch die Analyse der verschiedener Elemente und Phasen von Aufständen findet Wiggershaus überaus erhellend. Insgesamt attestiert er Polk, den er als einen "unbestechlichen Autor" würdigt, eine Fülle von Einsichten über Aufstände, Terror und Guerillakrieg zu vermitteln.
© Perlentaucher Medien GmbH
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