Wer geglaubt hat, mit dem Ausstieg aus der Kernenergie sei dieses Kapitel in Deutschland beendet, irrt. Der Rückbau der Atommeiler wird nicht nur »Jahrzehnte dauern, sondern auch Milliarden verschlingen« (Die Welt). Wie konnte es zu dieser milliardenschweren fatalen Fehlentwicklung kommen? Ein gesellschaftliches Lehrstück auch für die jetzt eingeleitete Energiewende. »Tarnen und Täuschen«: Unter diesem Motto ließe sich die kurze, aber ereignisreiche Geschichte der Atomwirtschaft zusammenfassen. Ob Adenauers Atombombenpläne oder das Festhalten an angeblich sicheren Endlagern - immer wieder wurde die Öffentlichkeit gezielt belogen oder desinformiert. Die Autoren arbeiten ein Stück deutsche Zeitgeschichte auf: von der Atom-Euphorie der Nachkriegszeit über die Entstehung der Anti-Atomkraft-Bewegung bis zum endgültigen Aus der Risikotechnologie. Sie beleuchten eine von illusionärem Optimismus, vielfältigen Machtinteressen und ehrgeizigen Spekulationen geprägte Epoche, und zeigen eindrücklich, wie die Verheißungen der Technik blind machen für ihre unkalkulierbaren Risiken.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der Wirtschaftshistoriker Joachim Radkau und der Physiker Lothar Hahn beschreiben in ihrem Buch "Aufstieg und Fall der deutschen Atomwirtschaft" die Entwicklung einer einstmals gefeierten Technologie zum gesellschaftlich verschrienen Risiko, berichtet Michael Bauchmüller. Die Geschichte umfasst gerade einmal fünfzig Jahre: vom ersten deutschen Schwerwasserreaktor, den eine Forschergruppe um Werner Heisenberg gegen Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelt, der aber nie in Betrieb genommen wurde, bis zum gegenwärtigen politischen Eiertanz um die Abschaltung der deutschen Meiler nach Fukushima, fasst der Rezensent zusammen. Die Autoren sparen nicht mit "Werturteilen und Ausrufezeichen", dafür aber leider mit ihren Quellenangaben, kritisiert Bauchmüller, der das Buch deshalb aber noch nicht abtut. Dafür findet er die historische Einordnung zu wichtig und kleine Details wie die Beschwerde RWE's beim Forschungsministerium über die unpraktischen Unsicherheiten des Genehmigungsverfahrens zu aufschlussreich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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