Im zweiten Band seiner mit soziologischen Reflexionen aufgeladenen Lebenserinnerungen folgt Jürgen Prott den Spuren seines sozialen Aufstiegs vom Schriftsetzer zum Hochschullehrer. Ging es im ersten Band darum, die Ablagerungen freizulegen, die Elternhaus, Schule, Berufsausbildung und Jugendverbandsarbeit in den Mustern der Persönlichkeit (personale Identität) sowie in dem sich erweiternden Verhaltensrepertoire hinterlassen hatten (soziale Identität), rücken nun Selbstbestätigungen und Irritationen in den Vordergrund, mit denen der Herangewachsene in seinem Wechsel sozialer Horizonte konfrontiert ist. Das sozialwissenschaftliche Studium über den zweiten Bildungsweg führt den Autor in der turbulenten Phase der antiautoritären Revolte über die Zwischenstation einer Ausbildung zum Zeitungsredakteur zunächst an die Freie Universität Berlin und wieder zurück an die Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik, wo er mehr als 30 Jahre lang als Professor für Industrie- und Betriebssoziologie wirkt. Neben der Lehre konzentriert sich der Autor hier, von weiterem Aufstiegsehrgeiz entlastet, auf eine breite Palette von Themen in einer empirischen Sozialforschung, die er oft im engen Zusammenwirken mit den Gewerkschaften als arbeitnehmerorientiert versteht, ohne aber auf die kritische Distanz zu den Institutionen zu verzichten, die ihm sein soziales Avancement ermöglicht haben. In einem ausführlichen letzten Teil des Buches wendet sich Jürgen Prott noch einmal weit zurück in Kindheit und Jugend. Unter der Überschrift "Blau und weiß ein Leben lang" geht er der Frage nach, wie stark ihn über fast sieben Jahrzehnte hinweg eine mal aufwallende, mal abflauende, aber nie gebrochene Leidenschaft für den FC Schalke 04 geprägt hat. Auch hier bettet der Autor Episodisches in einen begrifflichen Rahmen ein, wenn er sich Max Weber bei dem Versuch zunutze macht, die Umrisse einer Typologie des Fußballvereinsfans zu entwerfen.
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