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Ausgehend von Robert Walsers kunstvoll inszeniertem Bekenntnis seines Schreibverfahrens in einem berühmten Brief an den Redakteur Max Rychner (1927) befaßt sich die Studie mit dem weiten, noch immer unausgeschöpften Gebiet der sogenannten "Mikrogramme". Diese sind, wie eine poetologische Lektüre des Briefes an Rychner zeigt, nicht einfach als entzifferbare oder nicht entzifferbare Entwürfe zu bestimmen, vielmehr haben sie einen anderen, schwierigen Status: mit der 'bleistiftelnden Tätigkeit' produziert Walser eine sein Schreiben ermöglichende Anordnung. Aus dem erstellten "Bleistiftgebiet"…mehr

Produktbeschreibung
Ausgehend von Robert Walsers kunstvoll inszeniertem Bekenntnis seines Schreibverfahrens in einem berühmten Brief an den Redakteur Max Rychner (1927) befaßt sich die Studie mit dem weiten, noch immer unausgeschöpften Gebiet der sogenannten "Mikrogramme". Diese sind, wie eine poetologische Lektüre des Briefes an Rychner zeigt, nicht einfach als entzifferbare oder nicht entzifferbare Entwürfe zu bestimmen, vielmehr haben sie einen anderen, schwierigen Status: mit der 'bleistiftelnden Tätigkeit' produziert Walser eine sein Schreiben ermöglichende Anordnung. Aus dem erstellten "Bleistiftgebiet" können Lyrik und Prosa, Rede und Schrift, Bild und Sprache allererst entstehen. Von hier aus ist es bemerkenswert, daß Walser das Bleistifteln nicht als Schreiben, sondern konsequent als 'Auftrag' bezeichnet. Indem er die Buchstaben und Schriftzeichen aufträgt, stellt sich zugleich der Auftrag zum Schreiben her, unter den er sich stellt. Wenn also Walser seinem Schreiben den Auftrag zum Schreiben mitgibt, so ist damit der Entstehungsprozeß des Schreibens inauguriert: niemals abgeschlossen, niemals ganz gegenwärtig und niemals vergangen wird er sich mit jedem Zug des Schreibens als das, was sich im Schreiben dem Schreiben entzieht, wiederholen. Die Studie konstelliert die poetologische Lektüre des Rychner-Briefes mit Walsers Prosastück "Brief an ein Mitglied der Gesellschaft", das hier erstmals in seinen Differenzen zum bisher unveröffentlichten Mikrogrammentwurf untersucht wird. Nicht nur war die Übersendung dieses Prosastückes Anlaß für den Brief an Rychner, sondern aus der konstellativen Anordnung läßt sich ein für Walser grundlegendes Verhältnis von Poetologie und literarischem Schaffen ablesen. In der Betrachtung dieser Texte und in der Untersuchung des Verhältnisses von Schrift und Bild, von Lyrik und Prosa auf den Mikrogrammblättern selbst stellt sich Walsers Schreiben über den modernen Zug der Selbstreferentialität hinaus als abgründig-ironische Reflexion von Literatur dar. Die "Mikrogramme" erscheinen als graphische und poetologische Versuche, die fundamentale Fragen über Schreiben und Lesen, Schrift und Bild, Literatur und Leben aufwerfen.