Mehr als ein Jahr weilte Guy Delisle mit seiner Familie im südostasiatischen Birma, das offiziell eigentlich Myanmar heißt. Während seine Frau dort für die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen arbeitet, erfährt Guy Delisle die politische und soziale Realität des von einer geächteten Militärjunta beherrschten Landes. Als er die Gelegenheit erhält, birmesischen Künstlern Unterricht in Trickfilmanimation zu geben, erschließt sich ihm ein ganz persönlicher Einblick in das Leben und Leiden der einfachen Bevölkerung. Auf fast dreihundert Seiten entstehen so Aufzeichnungen aus einem familiären Mikro- und einem birmesischen Makrokosmos.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Christoph Haas zeigt sich sehr eingenommen von Guy Delisles Comic-Reportage "Aufzeichnungen aus Birma", nach "Shenzen" und "Pjöngjang" über China und Nordkorea das jüngste Werk des kanadischen Zeichners. Er würdigt Delisle, der seine für "Ärzte ohne Grenzen" tätige Frau immer wieder nach Asien begleitet, als "Ostasien-Experten der internationalen Comic-Szene". Neben der Offenheit für alle möglichen Eindrücke, für Politisches wie Kulinarisches, schätzt er Delisles Talent, Details zu finden, die das Ganze erhellen. Die bedrückenden Erfahrungen einer Diktatur sieht Haas in Delisles Comics ebenso thematisiert wie ihre kuriosen Seiten. Zudem betont er, dass - im Unterschied zur Fotoreportage - der Autor und seine jeweilige Situation in der Comic-Reportage sichtbar sei: "das sensible Ich und die weite, schöne, schreckliche Welt". Besonders gefällt Haas der Zeichenstil Delisles, der sich von Band zu Band verändere. In "Aufzeichnungen aus Birma" dominieren, wie er schreibt, "deutliche Schwarz-Weiß-Kontraste, viel Weiß, feine Linien und saubere Schatten". Der Leser erfährt etwas über "die Welt hinter den Schlagzeilen", lobt Haas.
© Perlentaucher Medien GmbH
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