Wenn Joshua Cohen sich unsere Gegenwart vorknöpft, geht er dahin, wo es wehtut, und setzt sich auf ganz eigene Weise beispielsweise mit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober auseinander. Innerhalb der USA begibt er sich an ungewöhnliche Orte, etwa zur letzten Vorführung des Ringling Bros. and Barnum & Baily Circus. Oder er stöbert Donald Trump in den Casinos von Cohens Geburtsort Atlantic City auf und entlarvt ihn als Inbegriff des in der amerikanischen Literatur notorischen Tricksters. Seine Erkenntnisse über amerikanische und internationale Politik gewinnt er mal in einer Bar auf Staten Island, mal zu Besuch bei Netanjahus vermasseltem Staatsgründungs-Jubiläum, mal reicht er dem inhaftierten Dissidenten Liu Xiaobo die Hand. Der für seinen Sprachwitz bekannte Pulitzerpreisträger schreibt aber natürlich auch über Bücher und setzt sich als obsessiver Leser mit Werken von Bohumil Hrabal, Franz Kafka, Eimear McBride, Georges Perec, Thomas Pynchon, Gregor von Rezzori und Philip Roth auseinander.
Aufzeichnungen aus der Höhle versammelt, in der Übersetzung von Jan Wilm, brillante Essays eines der klügsten Köpfe unserer Zeit.
Aufzeichnungen aus der Höhle versammelt, in der Übersetzung von Jan Wilm, brillante Essays eines der klügsten Köpfe unserer Zeit.
»Joshua Cohen gilt als eine der aufregendsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur.« ZEIT online
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Die Essays von Joshua Cohen sind genauso gut wie seine Romane, befindet Rezensent Maximilian Mengeringhaus: So "leidenschaftlich wie komplex" geht es bei Cohen etwa um Philip Roth, dessen Biograf Leben und Kunst verwechselt und der Öffentlichkeit ein zweifelhaftes Bild seines Auftraggebers hinterlassen habe. Aber neben Schriftstellern wie Kafka, Perec oder Hrabal gibt es auch Essays über Politik, die dem Kritiker nicht weniger gut gefallen, weil sich ihm hier Cohens "untrügliches Gegenwartsgespür" offenbart, dass schon früh Donald Trump als "Hanswurst mit Zuckerwattefrisur" ausmacht. Auch Cohens "bildgewaltiger Spott" imponiert dem Kritiker. Als Leser der Kritik kann man allerdings nur hoffen, dass Cohen etwas weniger herablassend auf Menschen außerhalb seines Milieus schaut - wie Trump-Wähler - als der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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