Wenn Joshua Cohen sich unsere Gegenwart vorknöpft, geht er dahin, wo es wehtut, und setzt sich auf ganz eigene Weise beispielsweise mit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober auseinander. Innerhalb der USA begibt er sich an ungewöhnliche Orte, etwa zur letzten Vorführung des Ringling Bros. and Barnum & Baily Circus. Oder er stöbert Donald Trump in den Casinos von Cohens Geburtsort Atlantic City auf und entlarvt ihn als Inbegriff des in der amerikanischen Literatur notorischen Tricksters. Seine Erkenntnisse über amerikanische und internationale Politik gewinnt er mal in einer Bar auf Staten Island, mal zu Besuch bei Netanjahus vermasseltem Staatsgründungs-Jubiläum, mal reicht er dem inhaftierten Dissidenten Liu Xiaobo die Hand. Der für seinen Sprachwitz bekannte Pulitzerpreisträger schreibt aber natürlich auch über Bücher und setzt sich als obsessiver Leser mit Werken von Bohumil Hrabal, Franz Kafka, Eimear McBride, Georges Perec, Thomas Pynchon, Gregor von Rezzori und Philip Roth auseinander.
Aufzeichnungen aus der Höhle versammelt, in der Übersetzung von Jan Wilm, brillante Essays eines der klügsten Köpfe unserer Zeit.
Aufzeichnungen aus der Höhle versammelt, in der Übersetzung von Jan Wilm, brillante Essays eines der klügsten Köpfe unserer Zeit.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Jan Wiele attestiert Joshua Cohen eine besondere Hellsichtigkeit, die seinen hier versammelten Essays insbesondere über Trump innewohnt. So hat er ihn schon 2017 mit einem Zirkusdirektor verglichen, das Oval Office wird dabei zur Manege, in der die waghalsigsten Kunststücke vollzogen werden. Auch auf literarischer Ebene schafft es Cohen, Kunststücke einzuflechten, wenn der Reportageanteil des Textes mit moralischen Überlegungen verknüpft wird. Nicht jeder sprachliche Sprung ist gleich nachvollziehbar, räumt Wiele ein, aber es lohnt sich dranzubleiben, etwa, wenn im Rahmen von Corona überlegt wird, ob nicht die Sprache an sich etwas Virenhaftes hat. Die "beißende Ironie" verschwindet auch nach dem 07. Oktober 2023 nicht aus den Texten, auch wenn es drastisch wird und um Enthauptungen geht, erfahren wir. Zuletzt wird uns noch Atlantic City als Versinnbildlichung des Trump-Systems vorgestellt, in dem es vor allem darum geht, die Leute beim Glücksspiel über den Tisch zu ziehen - Essays, die etwas Romanhaftes an sich haben, wie Wiele nach der Lektüre des Vorworts von Jan Wilm zustimmt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Joshua Cohen gilt als eine der aufregendsten Stimmen der amerikanischen Gegenwartsliteratur.« ZEIT online
»Die vorliegenden Essays stehen seinem gefeierten Erzählwerk in nichts nach. Ebenso leidenschaftlich wie komplex geht es hier auf jeder Seite zu.« Maximilian Mengeringhaus / DLF
»Die vorliegenden Essays stehen seinem gefeierten Erzählwerk in nichts nach. Ebenso leidenschaftlich wie komplex geht es hier auf jeder Seite zu.« Maximilian Mengeringhaus / DLF