Der Begriff 'Goethezeit' wurde von Reinhart Koselleck durch den Terminus der 'Sattelzeit' ersetzt, um den Umbruch und Übergang zur Moderne zu betonen. Einer dieser Umbrüche ist die Vervielfältigung des Zeiterlebnisses: Nicht nur verband sich eine neue Einsicht in die Geschichtlichkeit der Phänomene mit einer neuen Zukunftsorientierung, auch die Identität eines Individuums wurde nun erstmalig verzeitlicht bestimmt. Goethe hat diese Veränderungen der Erfahrung von Zeit miterlebt und ihre verschiedenen Aspekte und Verflechtungen in seine Werke mit größter Sensibilität eingearbeitet. Die Autoren im vorliegenden Band fragen danach, wie er sowohl in seinen literarischen Werken als auch in seinen ästhetischen, naturwissenschaftlichen und autobiographischen Schriften die Zeit - den gegenwärtigen Augenblick, die Lebenszeit eines Individuums, die Geschichte, die 'zeitlose' Zeit der Ewigkeit - als Gegenstand der Darstellung und als strukturierendes Moment der Erfahrung und der Textgestaltung handhabt.