Zwischen den 1850er Jahren und dem Ersten Weltkrieg entstand an der Schnittstelle von Presse und Finanzsektor ein journalistisches Feld, das die gesellschaftliche Kommunikation über finanzielle Themen auf eine gänzlich neue Weise organisierte und so zu einer wichtigen Einflussgröße in der öffentlichen Wahrnehmung und Deutung finanziellen Geschehens avancierte: der "moderne" Finanzjournalismus betrat die Bühne der Geschichte. Die Studie zeichnet seine Entstehungsgeschichte in Deutschland nach und berücksichtigt dabei konsequent seine transnationale Ausrichtung. So rücken neben den deutschen Finanzzentren Berlin und Frankfurt auch international tonangebende Metropolen wie New York und Schuldnerstaaten deutschen Kapitals wie Italien, Russland und Griechenland in den Fokus. Die Studie versteht sich dabei nicht allein als Medien- und Journalismusgeschichte, sondern zugleich als politische Kulturgeschichte und kulturhistorisch erweiterte Wirtschaftsgeschichte. Ihr Erkenntnisinteresse ruht auf zwei Bereichen: erstens auf der Genese, Entwicklung und Professionalisierung eines finanzjournalistischen Feldes, seiner medialen Institutionen und Angebote, seiner Akteurskonstellationen sowie seinen sich wandelnden Normen und alltäglichen Praktiken; zweitens interessiert sich die Arbeit für die politische und handlungsleitende Relevanz, die finanzjournalistische Kommunikation für Staat und Gesellschaft des Kaiserreiches zeitigte. Wie politisch wirkmächtig waren finanzjournalistische Deutungsangebote? Und wie suchte die Politik ihrerseits Einfluss auf Akteure und Inhalte des Finanzjournalismus zu gewinnen?
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