Der Literaturhistoriker, Kritiker und Politiker August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ist vor allem als Übersetzer von 17 Shakespeare-Stücken bekannt, womit er den englischen Dramatiker gewissermaßen zum Gemeingut der deutschen Literatur gemacht hat. Zu Schlegels 250. Geburtstag hat nun Jochen
Strobel, Professor am Institut für Neuere deutsche Literatur der Universität Marburg, eine Biografie…mehrDer Literaturhistoriker, Kritiker und Politiker August Wilhelm Schlegel (1767-1845) ist vor allem als Übersetzer von 17 Shakespeare-Stücken bekannt, womit er den englischen Dramatiker gewissermaßen zum Gemeingut der deutschen Literatur gemacht hat. Zu Schlegels 250. Geburtstag hat nun Jochen Strobel, Professor am Institut für Neuere deutsche Literatur der Universität Marburg, eine Biografie vorgelegt, die den Historiker, Kritiker und Philologen sowie den „Romantiker und Kosmopoliten“ (so der Untertitel) Schlegel in der Vielfalt seiner Begabungen und Leistungen zeigt. Neben dem Lebens- und Schaffensweg beleuchtet der Autor auch Schlegels Wirken auf die Zeitgenossen und die Nachwelt.
Bereits die Einleitung „Beinahe Odysseus …“ weist auf Schlegels unstetes Leben hin, das ihn als Getriebenen in zahlreiche Länder Europas führte. Aber er war nicht nur ein Weitgereister in Sachen Diplomatie und Publizistik, auch sein literarisches und publizistisches Schaffen reichte vom Idealismus über die Frühromantik bis zur indischen Philologie. Schlegel war, wie Strobel betont, „Anstifter einer geistigen Revolution … zwischen Nationalem und Internationalem“.
In neun thematischen Kapiteln porträtiert Strobel den erfolgreichen Wissenschaftler und geht dabei auf die speziellen Facetten ein - vom „Aufklärer und Philologen“ über den „Kritiker“, den „Romantiker“, den „Übersetzer“ bis hin zum „Professor“. Diese Kapiteleinteilung folgt grundsätzlich Schlegels Lebenschronologie und legt so die Entwicklungen in seinem Leben und Schaffen offen. Im Kapitel „Der Bürger und Privatmensch“ versucht Strobel, dem Leser Schlegel als Familienmensch näherzubringen, was jedoch ein schwieriges Unterfangen ist, denn trotz seines großen Bekannten- und Freundeskreises entzog sich Schlegel meist ernsthafter Beziehungen. Im Schlusskapitel „Romantik um 1800 und heute“ stellt der Autor dann die Frage „Sollten wir Schlegel überhaupt ‚Romantiker‘ nennen?“ War er nicht vielmehr ein moderner und innovativer Wissenschaftler, der auf vielen Gebieten seiner Zeit voraus war?
Fazit: eine kompakte und doch informationsreiche Biografie eines „Wegbereiters einer geistigen Revolution“, die bis heute noch fortwirkt. Zahlreiche historische Abbildungen ergänzen das Schlegel-Porträt.