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Augustinus (354-430) erscheint in dieser Biographie erstmals als historische und nicht als theologische oder philosophische Persönlichkeit. Er ist nicht nur einer der vier spätantiken Kirchenlehrer, sondern auch einer der bedeutendsten Philosophen an der Schwelle zwischen Antike und Mittelalter. Seine von der Platonischen Philosophie beeinflussten Werke sind noch immer umstritten und gleichzeitig hoch aktuell. Seine Ideenwelt nutzt kein geringerer als der emeritierte Papst Benedikt XVI. als Inspiration für seine eigenen Werke. Klaus Rosen fügt unserem Augustinus-Bild zahlreiche neue Aspekte…mehr

Produktbeschreibung
Augustinus (354-430) erscheint in dieser Biographie erstmals als historische und nicht als theologische oder philosophische Persönlichkeit. Er ist nicht nur einer der vier spätantiken Kirchenlehrer, sondern auch einer der bedeutendsten Philosophen an der Schwelle zwischen Antike und Mittelalter. Seine von der Platonischen Philosophie beeinflussten Werke sind noch immer umstritten und gleichzeitig hoch aktuell. Seine Ideenwelt nutzt kein geringerer als der emeritierte Papst Benedikt XVI. als Inspiration für seine eigenen Werke. Klaus Rosen fügt unserem Augustinus-Bild zahlreiche neue Aspekte hinzu, indem er anschaulich darstellt, welche historischen Begebenheiten das Handeln und Denken des Augustinus prägten. Den Einfluss der antiken Gesellschaft und der Religionsgesetze behandelt er ebenso wie Augustinus' Auseinandersetzung mit dem Arianismus oder die Auswirkungen der Eroberung seines Bischofssitzes durch die Vandalen.
Autorenporträt
Klaus Rosen, geb. 1937, war bis zu seiner Emeritierung Professor für Alte Geschichte an der Universität Bonn.
Der Althistoriker und Theologe Manfred Clauss war bis zu seiner Emeritierung Professor für Alte Geschichte an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt. Bei der WBG ist er Mitherausgeber der Reihe 'Historische Biografien'. In jüngerer Zeit erschien von ihm u.a. 'Alexandria. Biographie einer Weltstadt' (2003) und 'Mithras. Kult und Mysterium' (2012).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2015

Im Hexenkessel der Liebe reifte der Kirchenstar

Ein großer Theologe, genialer Kommunikator und prägender Schriftsteller: Klaus Rosen legt eine bündige Biographie des Kirchenvaters Augustinus vor.

Augustinus war in seinem ersten Leben Professor für lateinische Rhetorik, im zweiten der wohl prägendste Kirchenvater des Abendlandes. Das mag den Althistoriker Klaus Rosen bewogen haben, sein Lebensbild mit einer Captatio benevolentiae und in christlicher Demut zu beginnen: Über fünf Millionen Wörter habe Augustinus hinterlassen, mehr als dreimal so viel wie Platon und Aristoteles zusammen. Kein Biograph wird alle gelesen haben, obwohl Lebensgeschichte und Theologie bei einem Denker dieses Zuschnitts nicht zu trennen sind.

Erleichtert wird die Aufgabe freilich durch die von der höchst produktiven Augustinus-Forschung bereitgestellten Hilfsmittel. Überdies bieten die "Confessiones" ein detailreiches Bild davon, was der gerade zum Bischof im nordafrikanischen Hippo Regius Aufgestiegene um das Jahr 400 für sein Leben bis dahin halten wollte. Es liegt nahe, den "Bekenntnissen" zu folgen, bieten sie doch eine in der Antike einzigartige Introspektion. Rosen nutzt auch die knappen Selbstaussagen zum Privatleben, etwa zum "Hexenkessel der Liebeslaster", den der aus einer beschaulichen Kleinstadt stammende Student in der Metropole Karthago vorfand, und unterfüttert sie dezent aus einer reichen Kenntnis der antiken Lebenswelt. Seine ersten christlichen Gottesdienste etwa besuchte der durch Krawallmacherei auffallende "Frischling", um mit Mädchen anzubandeln. Möglicherweise wird der autobiographische Quellenwert der "Bekenntnisse" aber auch überschätzt, denn die einzige Referenz der dort ausgebreiteten Selbstprüfung ist der Gott, der für Augustinus lange keine Rolle gespielt hat. Für Zufälle ist in diesem konsistenten Entwurf kein Platz.

Eher implizit plastisch wird die Vielzahl der religiösen Lebenswelten im ausgehenden vierten Jahrhundert, wo sich neben den verschiedenen Christentümern, Altgläubigen, Neuplatonikern und philosophischen Kommunen auch die Manichäer tummelten, denen Augustinus lange anhing. Konfession war für Gebildete, die in der Lage waren, auch einmal "probehalber zwei Wahrheiten miteinander zu vergleichen", damals in hohem Maße ein Produkt von Leseerlebnissen, persönlichen Begegnungen mit religiösen Führern und immer wieder der Austausch mit Freunden. Letztere standen Augustinus zeitlebens zu Gebote; bei aller intellektuellen Überlegenheit war er zugleich ein Kommunikationsgenie, mit zunehmender Prominenz auch eine Art Rockstar: Selbst unfertige Schriften rissen ihm Glaubensbrüder förmlich aus den Händen, seine Debattenbeiträge wurden mitstenographiert und dann veröffentlicht.

Trotz der Kürze des Buches sind die Kapitel über den etablierten Bischof und unermüdlichen Schriftsteller von Längen nicht frei. Weil Augustinus' Werke auch Lesern eines Bandes der Reihe "Gestalten der Antike" nicht mehr geläufig sein dürften, referiert und interpretiert Rosen die wichtigsten unter ihnen ziemlich ausführlich, vor allem natürlich die "Einführung in das Christentum" (De doctrina christiana) und den "Gottesstaat" - gewiss mit Recht. Doch dabei schließt er sich zugleich allzu sehr der Sicht seines zur unbestrittenen Autorität aufgestiegenen Helden auf die Welt und die Kirche an. Hier und da scheint es, als fechte der Autor die theologischen und dogmatischen Kontroversen von einst noch einmal durch. Peter Brown, der vor fast fünfzig Jahren eine legendäre Augustinus-Biographie vorlegte, erhält in einer Endnote als "Pelagius-Freund" einen kleinen Hieb wegen einer missverstandenen Quisquilie. Zu erklären wäre aber doch gerade in einer historischen Biographie der Handlungsrahmen, in dem Auseinandersetzungen wie etwa der von Augustin so inbrünstig geführte Pelagius-Streit aufbrachen.

Von der Struktur einer Kirche, die aus mehreren regionalen Christentümern hervorgegangen, durch führungsfreudige Bischöfe und meinungsstarke Theologen geprägt war, um dann durch Konstantin auf Einheit eingeschworen zu werden, sollte jedenfalls schon ein Bild haben, wer die Dinge hier durch Augustinus' Augen zu sehen gedrängt wird. Warum mussten Bischöfe in dieser Welt Politiker sein? Wie ist die Gehässigkeit zu verstehen, mit der auch der Menschenfischer Augustinus gegen "konfuse Heiden, häretisches Geschmeiß, schwächliche Ketzer und blinde Juden" wetterte?

Entschädigt wird der Leser freilich durch subtile Aktualisierungen. Ein "Hochschulgesetz" Kaiser Valentinians wider orientierungslose und faule Studenten zitiert der Bonner Emeritus mit merklicher Freude ausführlich; auch lässt er sich eine Episode aus der Spätzeit des Augustinus nicht entgehen: Dieser hatte einen gewissen Antonius aus kleinen Verhältnissen rasch zum Bischof der früheren Donatistenhochburg Fussula gemacht. Doch sein Protegé begann, mit einer kleinen Gefolgschaft die Stadt zu tyrannisieren; die Bewohner wurden erpresst und beraubt, ja der Kirchenfürst ließ ihre Häuser abreißen, um Baumaterial für einen neuen Bischofssitz zu gewinnen. Nach Protesten wurde Antonius zu Schadenersatz verurteilt, doch die Diözese wehrte sich heftig gegen seine Rückkehr. Eine Ersatzdiözese zu finden erwies sich als schwierig; wie die Sache ausging, bleibt unklar. Fussula ist nicht Limburg. Aber in solchen kleinen Vignetten gewinnt Augustinus' spätantike Lebenswelt Profil.

UWE WALTER

Klaus Rosen: "Augustinus". Genie und Heiliger.

Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2015. 256 S., Abb., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Hans-Albrecht Koch gefällt der Fokus des Buches auf das Leben des Augustinus, nicht zuerst auf dessen Schriften. Darüber schreibt der Althistoriker Klaus Rosen lebendig und anschaulich, wie Koch versichert. Der Bezug zwischen Denken und Leben scheint Koch zentral in dieser Biografie, die sich laut Rezensent detailreich auf die Überlieferung und ihre Erkenntnismomente stützt, etwa den Umstand, dass die Taufe in der Hauptquelle der "Bekenntnisse" nur relativ kurz behandelt wird. Angeregt durch die im Band verhandelten Schriften des Augustinus hätte sich Koch einen Blick auf die Nachwirkung des Denkers gewünscht, etwa im Werk Martin Heideggers.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Rosen ist ein Meister, der exakte Quellennachweise mit lebensnahen und bildhaften Darstellungen verbindet. Seine Biographie ist deshalb zu einer hervorragenden Darstellung des Selbstverständnisses von Augustinus geworden, der nicht nur in der Geschichte ein hoher Rang gebührt, sondern die in der Anthropologie Aspekte erschließt, die diese bisher schlicht übersehen hat." Pädagogische Rundschau
"In dieser Biografie stellt Klaus Rosen Augustinus jedoch erstmals als historische und nicht als theologische oder philosophische Persönlichkeit in den Vordergrund. Er stellt anschaulich dar, welche historschen Begebenheiten das Handeln und Denken des Augustinus prägten." Nürtinger Zeitung
"Als Einführung in Leben und Werk eines der größten Geister der Christenheit ist es hervorragend geeignet." Die Tagespost
"Ein gut lesbares, hochinteressantes, sachkundiges Buch - alles andere als langweilig." Radio Vatikan
"Mit dem vorliegenden Werk dürfte ein Meilenstein gesetzt sein, was moderne Biographieschreibung zu Augustinus betrifft." Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte
"...eine sehr lesenswerte Biographie..." hsozkult.de