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Klaus Bringmann als einer der renommiertesten deutschen Althistoriker und Kenner der römischen Geschichte legt endlich die lang erwartete Augustus-Biographie vor. Spannend und hintergründig schildert er die widersprüchlichste Gestalt der römischen Geschichte.
Augustus (63 v. Chr - 14 n. Chr.) stieß das Tor auf zu der letzten, der verheerendsten Phase des Bürgerkriegszeitalters und wurde doch zum Begründer eines Weltfriedens, der zu seinen Ehren den Namen »Pax Augusta« trägt. Er begann als Hochverräter und war am Ende der »Vater des Vaterlandes«. In seinen Anfängen trat er Recht und Gesetz…mehr

Produktbeschreibung
Klaus Bringmann als einer der renommiertesten deutschen Althistoriker und Kenner der römischen Geschichte legt endlich die lang erwartete Augustus-Biographie vor. Spannend und hintergründig schildert er die widersprüchlichste Gestalt der römischen Geschichte.

Augustus (63 v. Chr - 14 n. Chr.) stieß das Tor auf zu der letzten, der verheerendsten Phase des Bürgerkriegszeitalters und wurde doch zum Begründer eines Weltfriedens, der zu seinen Ehren den Namen »Pax Augusta« trägt. Er begann als Hochverräter und war am Ende der »Vater des Vaterlandes«. In seinen Anfängen trat er Recht und Gesetz mit Füßen, aber er ging als Wiederhersteller von Recht und Gesetz und als Schöpfer einer Ordnung, die er selbst und wahrscheinlich die Mehrheit seiner Zeitgenossen als den besten und glücklichsten Zustand des römischen Staates bezeichneten, in die Geschichte ein.

Rezension:
Bringmann, Klaus: Augustus. Darmstadt: Primus Verlag 2007. ISBN 978-3-89678-605-0; 301 S.; EUR 29,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Andreas Klingenberg, Institut für Geschichte und Kunstgeschichte, Technische Universität Berlin
E-Mail:

In einer Reihe wie der von Manfred Clauss herausgegebenen „Gestalten der Antike“ der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft darf ein Band zu Augustus nicht fehlen, auch wenn grundsätzlich an derartigen Biographien kein Mangel besteht.[1] Diese Aufgabe hat der Frankfurter Emeritus Klaus Bringmann übernommen, der sich bereits durch sein in Zusammenarbeit mit Thomas Schäfer geschriebenes Studienbuch auf diesem Gebiet hervorgetan hat.[2] Gleich zu Beginn stellt Bringmann die zwei Gesichter des Augustus heraus, den er treffend als „wirkungsmächtigste und widersprüchlichste Gestalt der römischen Antike“ charakterisiert (S.
13): Dem „Hochverräter“ und „Totengräber“ der Republik stand der „Begründer eines Weltfriedens“ und „Vater des Vaterlandes“ gegenüber (S.
13). Dieser Zwiespalt prägte die Bewertung von Augustus seit der Antike, er spiegelt sich bereits eindrücklich im ‚Totengericht‘ des Tacitus wider.[3] Das variierende Urteil der Historiker hängt davon ab, welche Gesichtspunkte jeweils im Vordergrund stehen. Bringmann – soviel sei vorweggenommen – vertritt eine positive Einschätzung des Augustus.

Nach einer kurzen Einleitung setzt er mit einer Skizze der familiären und zeithistorischen Hintergründe ein (S. 17-24) und beleuchtet die Jugendjahre des C. Octavius (S. 24-34). Entscheidend war dabei die Förderung des jungen Mannes durch seinen Großonkel Caesar, die seinen späteren Aufstieg erst möglich gemacht hat. Diesem gilt der zweite Abschnitt, der mit dem Tod des Dictators einsetzt (S. 35-103). In diesem weitgehend ereignisgeschichtlich geprägten Teil zeigt Bringmann unter der vielleicht etwas plakativen Überschrift „Der Hochverräter“ (S.
35-48) zunächst, wie es den jungen Caesar danach drängte, seine anfangs ohne rechtliche Basis usurpierte Machtstellung zu legitimieren; dieses Ziel erreichte er dank Cicero schließlich auch (S. 49-59). Dass ihn der eingeschlagene Weg zur Alleinherrschaft führen werde, entsprach nach Bringmann nicht der „Umsetzung eines [...] Meisterplans“ (S. 14, vgl. S.
107), der damit nicht einem von Anfang an gepflegten Sendungsbewusstsein das Wort redet.[4] Die Ablehnung eines ‚Meisterplans‘ kehrt in unterschiedlichen Kontexten mehrfach wieder, der Begriff darf so als ein Schlüsselkonzept in Bringmanns Verständnis der Herrschaftspraxis des Augustus gelten; besondere Bedeutung gewinnt er im Zusammenhang mit der „Errichtung der Monarchie“ (S. 105-173). Ferner nutzt ihn Bringmann im Kontext der Außenpolitik (S. 273, Anm. 1), bei der er eine Position zwischen reiner Defensive und unbeschränkter Welteroberung vertritt und dabei vornehmlich ein Reagieren auf sich ergebende Herausforderungen annimmt.

In der zweiten Hälfte seines Buches behandelt Bringmann den Principat und seine Ausgestaltung. Den Kern der Darstellung bilden hier vor allem die Aufgaben, denen sich Augustus stellte. Zunächst war da die Wiederherstellung staatlicher Ordnung bei gleichzeitiger Sicherung der Machtposition des Augustus. Die gefundene Lösung, insbesondere in Form des jährlich iterierten Consulats, „löste also das Problem [...] nur auf Zeit“ (S. 125), so Bringmann richtig. Nicht nur die dauerhafte Bekleidung des obersten Amtes, sondern auch die Herausstellung seines Neffen und Schwiegersohns Marcellus erregten Unmut. In der Reaktion auf derartige Krisen kam es dann zu notwendigen Umstrukturierungen, bei deren Diskussion Bringmann insbesondere das freilich nicht ganz unumstrittene[5] imperium proconsulare maius (S. 142) sowie die tribunicia potestas (S. 143f.) hervorhebt. Dabei betont er, „die reale Macht“ des Augustus war im Kern „das nur notdürftig verhüllte lebenslängliche Kommando in den großen Militärprovinzen des Reiches“ (S.
126).

Der Verfasser belässt es aber glücklicherweise nicht bei einer Darstellung der staatsrechtlichen Grundlagen der Macht des Augustus, sondern geht auch auf deren informellen Aspekte ein. Zu Recht weist er dabei auf die soziale Komponente seiner Machtstellung hin, vor allem auf die Zustimmung seitens der Bevölkerung. Um diese zu erringen, bediente sich Augustus einer „Symbolischen Politik“, so die Überschrift eines Kapitels (S. 153-173), kurz gefasst der „Propagierung eines Geschichtsbildes, in dem Augustus als der Vollender der römischen Geschichte erscheint“ (S. 155). Andererseits gab es auch handfestere Probleme wie die Hungerkrise 23 v.Chr. Insgesamt wandte der Herrscher Unmengen von Geld auf, großenteils aus seinem ernormen und stetig wachsenden Privatvermögen, wie Bringmann immer wieder betont, das damit einen letztlich kaum zu unterschätzenden Machtfaktor darstellte. Im Bestreben, sowohl den Senat zu respektieren als auch seinen Herrschaftsanspruch zu wahren, „hat er das gewiss nicht leichte Spiel meisterhaft beherrscht“ (S. 148f.). Dazu gesellte sich eine kultische Verehrung, die Bringmann zutreffend in ihrem Ausmaß als reichsweit charakterisiert und neben Amtsgewalt und Militär als eine weitere Säule der Machtstellung einstuft (S. 208-212).

Die Reformen, denen Augustus den römischen Staat unterzog, sind ein weiterer von Bringmann ins Auge gefasster Aspekt. Seine Maßnahmen zur moralischen Erneuerung der Gesellschaft waren indes ein Fehlschlag. Die Oberschicht, auf die sie gemünzt waren, stand ihnen ablehnend gegenüber.
Erfolgreicher waren die Neuordnungen in den Bereichen der Rechtsprechung, vor allem aber der Verwaltung der Provinzen, was deren Bewohner dankbar aufnahmen. Schwierig sollte es sich aber für Augustus erweisen, einen Nachfolger zu bestimmen (S. 213-239), nachdem es 23 v.Chr. mit Marcellus, der bald darauf verstarb, noch zu Spannungen gekommen war (S. 139-141).

Am Ende zieht Bringmann „Dreierlei Bilanz“ (S. 241-244), deren Tenor eine grundsätzlich positive Wertung der Herrschaft des Augustus ist:
Herausgehoben werden vor allem die Leistungen des Augustus, so insbesondere die Sicherung von „Frieden und Wohlstand“ für Rom und die Provinzen sowie die Wiederherstellung von „Recht und Gesetz“ (S. 241); dagegen abgewogen werden die Schattenseiten seines Regimes, so der gewaltsame Aufstieg oder seine Fehlschläge etwa in der Moralpolitik.
Bringmann stellt sich dabei dezidiert gegen die deutlich kritischere Sicht von Jochen Bleicken [6] und erkennt in den Leistungen unter Bezugnahme auf Friedrich Vittinghoff [7] die „staatsmännische Größe des Augustus“ (S. 244). Den Abschluss bildet ein Literaturverzeichnis (S.
282-290), das durch die Konzentration auf zentrale Werke etwas an Substanz einbüßt, es dafür dank einer Kommentierung aber der anvisierten Leserschaft vereinfacht, das Wissen an bestimmten Stellen zu vertiefen, da besonders auch den Quellen Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es folgen noch ein Abkürzungsverzeichnis (S. 291f.), ein Personen- und Ortsregister (S. 293-301) sowie ein Nachweis der zahlreichen Abbildungen.[8]

Auch wenn das Bild des Augustus in dieser Arbeit insgesamt keine grundlegende Änderung erfährt, finden sich im Detail doch viele interessante Beobachtungen. Aus den Quellen schöpfend, die immer wieder in passend gewählten Zitaten selbst zur Sprache kommen, ist Bringmann eine gut geschriebene, lebendige und in sich stimmige Darstellung des Sujets gelungen. Deshalb ist es leicht zu verschmerzen, dass manche Punkte etwas kürzer ausfallen und Forschungsmeinungen erst im Anmerkungsteil (S. 253-281) aufgenommen sind. Es war schließlich nicht Sinn und Zweck dieser Biographie, die in dieser Hinsicht durchschlagende Studie von Dietmar Kienast zu ersetzen.[9] Alles in allem sieht der Leser in Bringmanns Darstellung daher das in der Reihe vorgegebene Ziel, „klar und informativ ein allgemein verständliches Bild“ (S. 7) für ein breiteres Publikum zu zeichnen, mit Bravour erfüllt.

Anmerkungen:
[1] Allein bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft gibt es bereits derer zwei: Kienast, Dietmar, Augustus. Prinzeps und Monarch, 3. Aufl., Darmstadt 1999; Schlange-Schöningen, Heinrich, Augustus, Darmstadt 2005,
vgl.: Christian Wendt, Rez. zu Schlange-Schöningen, Augustus, in:
H-Soz-u-Kult, 16.11.2005
(). In Frankreich ist unlängst eine Biographie mit einem ähnlichen Zuschnitt wie dem hier vorzustellenden Buch erschienen: Cosme, Pierre, Auguste, Paris 2005.
[2] Bringmann, Klaus; Schäfer, Thomas, Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums, Berlin 2002. Angekündigt für das 2. Quartal 2007 ist bei der WBG auch: Augustus, Schriften und Briefe, hrsg., übersetzt und kommentiert von Klaus Bringmann und Dirk Wiegandt.
[3] Tac. ann. 1,9-10.
[4] Vgl. dagegen: Kienast (wie Anm. 1), S. 8 u. 213-220.
[5] Anders etwa: Bleicken, Jochen, Verfassungs- und Sozialgeschichte des Römischen Kaiserreiches Bd. 1, 4. Aufl., Paderborn 1995, S. 38f. Vgl.
aber die kurze Diskussion bei Kienast (wie Anm. 1), S. 105, Anm. 84.
[6] Bleicken, Jochen, Augustus. Eine Biographie, Berlin 1998. Bringmann bezieht sich auf den Epilog (S. 669-688).
[7] Vittinghoff, Friedrich, Kaiser Augustus, 3. Aufl., Göttingen 1993, S. 101.
[8] Ein kleiner Wermutstropfen ist bei den in der Hauptsache abgebildeten Münzen der Verzicht auf eine Benennung nach den einschlägigen Corpora.
[9] Wie Anm. 1.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann

URL zur Zitation dieses Beitrages
Autorenporträt
Klaus Bringmann, geb. 1936, ist emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.07.2007

Da gab es keinen Masterplan
Seinem kalten Blute zum Trotz: Klaus Bringmann lobt Augustus als Friedenskaiser
„Ein großer Mann”, so schrieb Jacob Burckhardt in seinen „Weltgeschichtlichen Betrachtungen”, „ist ein solcher, ohne welchen die Welt uns unvollständig erschiene, weil bestimmte große Leistungen nur durch ihn innerhalb seiner Zeit und Umgebung möglich waren und sonst undenkbar sind. Er ist wesentlich verflochten in den großen Hauptstrom der Ursachen und Wirkungen.” Nun hat die moderne Geschichtswissenschaft bekanntlich viel Energie darin investiert, diese großen Männer aus der Geschichte zu vertreiben. Statt ihrer standen zunächst Strukturen im Mittelpunkt, und als man später nach Methoden suchte, das Individuum erneut in der Geschichte zu etablieren, galt das Interesse eher dem „kleinen Mann”. Glanz und Glorie der Mächtigen traten gegenüber der Erforschung des Gewöhnlichen, ja des Marginalen und Bizarren in den Hintergrund. Hexen, Huren und Henker faszinierten mehr als Herrscher, Helden und ähnliche Herrenmenschen.
Klaus Bringmann hat sich mit seiner Augustus-Biographie nun wieder ganz dem traditionellen Modell der Erforschung des Lebenswegs einer „wirkungsmächtigen Gestalt” verschrieben – und er liegt damit durchaus im Trend, wie die derzeit erfolgreichen Biographien „großer Männer” aus allen historischen Epochen zeigen.
Der Frankfurter Emeritus Bringmann widmet das erste Drittel seines Buches ganz dem Aufstieg des Gaius Octavius, der erst 19-jährig im Jahre 44 vor Christus als Adoptivsohn und Erbe des Diktators Gaius Iulius Caesar daranging, dessen großen Namen und gewaltige Ressourcen für eine außerordentliche Karriere zu nutzen, an deren Ende er als „Augustus”, alleiniger Machthaber und erster Monarch an der Spitze des Imperium Romanum stand. Auf dem Weg dorthin liegen blutige Bürgerkriege, in denen wechselnde Koalitionen von Caesaranhängern und Caesarmördern in einem mehr als dreizehn Jahre dauernden erbarmungslosen Ausscheidungskampf um die Macht im Staat stritten.
Bringmann fasst die komplexen Abläufe dieser Kriege und Schlachten von Mutina bis Actium in präzisen, komprimierten Darstellungen zusammen. Dabei konzentriert er sich auf die Hauptakteure, die mit ihren Heeren zwar im gesamten Reich, aber gleichzeitig auch in einem leeren Raum zu agieren scheinen, in dem es kein Volk, keinen Senat, ja: kein Rom mehr gibt. Der Autor bedient sich dabei einer äußerst nüchternen Sprache und einer streng sachlichen Argumentationsweise, die jegliche Effekthascherei, Wertung und Spekulation über mögliche Motive der Handelnden konsequent vermeidet. Nur am Ende, als Octavian nach dem Sieg über Kleopatra die Verhältnisse in Ägypten neu ordnet und die Ermordung des ältesten Sohnes des Antonius veranlasst, äußert Bringmann ein Urteil, das auf den weiteren Tenor seiner Darstellung verweist: „Im übrigen”, heißt es da, „tat er kalten Blutes das, was unumgänglich schien”. Die unbestreitbaren Leistungen, die der spätere Augustus in den folgenden 44 Jahren seiner Regierungszeit vollbrachte, rechtfertigen nicht die Taten des Militärdespoten – doch sie relativieren sie zumindest: „Er wurde die Geister, die er rief, wieder los.”
Große Männer im leeren Raum?
Und um eben diese Leistungen des Augustus geht es im Folgenden. Dieser habe, argumentiert Bringmann, keinen „Meisterplan gehabt”. Ihm sei klar gewesen, dass seine Machtstellung nur durch die Orientierung an Werten und Idealen der alten res publica zu legitimieren war, und er habe seine staatsrechtliche Stellung entsprechend konzipiert. Ansonsten habe er sich konsequent und beharrlich an die Lösung der Jahrhundertprobleme gemacht. Dazu zählt Bringmann die Veteranenversorgung, den Aufbau einer Berufsarmee, die Einrichtung einer Militärkasse und den Aufbau eines rationalen Steuer-und Abgabensystems; ferner die Sicherung der Grenzen und die Arrondierung des Staatsgebietes. Mit all dem, folgert Bringmann, habe sich Augustus die Hochachtung der Provinzbewohner erworben, die in ihm den „Hüter von Recht und Gerechtigkeit” sahen. Weniger erfolgreich sei Augustus allein mit seinen Bemühungen um eine moralische Erneuerung der römischen Führungsschicht und eine allgemein akzeptierte Nachfolgereglung gewesen.
Bringmanns Bilanz ist dennoch insgesamt positiv. In Anlehnung an ein Diktum des Kirchenhistorikers Adolf von Harnack, wonach jeder nach „der Arbeit, die er geleistet hat”, und „der Aufgabe, die er gelöst hat”, zu beurteilen sei, sieht er in Augustus am Ende tatsächlich den „Friedensbringer” und den „Vater des Vaterlandes”. „Durch seine Leistung”, so schließt er, „hat Augustus den Beweis erbracht, dass ihm der Besitz der Macht kein Selbstzweck war” – was allerdings voraussetzen würde, dass sich Leistung und autokratischer Machtanspruch notwendig ausschließen.
Doch kommen wir auf Jacob Burckhardt, die „großen Männer” und das (post)moderne Geschichtsmodell zurück. Natürlich war Augustus auch für Burckhardt einer der ganz Großen , zu deren Merkmalen es nach seiner Definition ebenfalls gehört, „dass bestimmte Leistungen nur durch sie” und vor allem „innerhalb ihrer Zeit und ihrer Umgebung möglich waren”, mithin in einer historischen Konstellation. Und natürlich ist die Bedeutung und Wirkungsmacht der Taten des Augustus kaum angemessen zu beschreiben, wenn man sein Handeln allein als Resultat struktureller Veränderungen von Staat und Gesellschaft ansieht und seine Worte allein als Manifestationen eines zeittypischen Diskurses interpretiert. Doch fragt sich angesichts der konsequenten Beschränkung Bringmanns auf die Ereignisgeschichte und die Taten seines Protagonisten, ob es wirklich nötig ist, alle Gewinne einer modernen Struktur- und Mentalitätsgeschichte so umstandslos beiseitezuschieben. Schließlich verfügen wir für die augusteische Zeit über so zahlreiche literarische und bildliche Zeugnisse, dass es durchaus möglich ist, uns ein Kontextwissen zu erarbeiten, das uns eben nicht nur die Frage erlaubt, was Augustus „tat und erlebte” – so Christian Meier in seinen Vorüberlegungen zum Projekt seiner Caesar-Biographie –, „sondern wer er war und wie sein Leben sich in die Geschichte seiner Zeit verknüpfte”. ELKE STEIN-HÖLKESKAMP
KLAUS BRINGMANN: Augustus. Primus Verlag, Stuttgart 2007. 303 Seiten, 29,90 Euro.
Mit dem Sieg über Antonius und Kleopatra in der Seeschlacht bei Actium (31 v. Chr.) entschied Augustus den römischen Bürgerkrieg für sich. Wandgemälde von Antonio Vassilacchi in einer Villa im Veneto, um 1600. Foto: bridgemanart.com
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Insgesamt zufrieden ist Elke Stein-Hölkeskamp mit Klaus Bringmanns Augustus-Biografie. Lobend äußert sie sich über den Verzicht auf Spekulation und Effekthascherhei sowie über den nüchternen Ton und die sachliche Argumentation der Arbeit. Gelungen findet sie zudem die Darstellung von Augustus' Aufstieg, der mit langen blutigen Machtkämpfen und Bürgerkriegen verbunden war. Auch Bringmanns positiver Bilanzierung von Augustus' Lebensleistung sowie der Einschätzung als Friedenskaiser kann sie durchaus zustimmen. Allerdings hält sie dem Autor vor, zu sehr auf Augustus als "großen Mann", der Geschichte machte, zu setzen und darüber die Möglichkeiten der modernen Struktur- und Mentalitätsgeschichte aus dem Blick zu verlieren.

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