Marktplatzangebote
9 Angebote ab € 9,60 €
Produktdetails
  • Verlag: Kramer, Frankfurt
  • Seitenzahl: 214
  • Abmessung: 225mm
  • Gewicht: 774g
  • ISBN-13: 9783782904872
  • Artikelnr.: 25272347
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.1998

Bilder, Bären, Sklaven und Geflügel: Alles geht bei der Versteigerung in der Kunst

Die Herren tragen Zylinder. Sie betrachten mit offensichtlicher Verblüffung ein ihnen präsentiertes Werk, das für den Betrachter von Honoré Daumiers Karikatur "In der Kunstversteigerung" nur von der Rückseite zu sehen ist. "Ein Kunstfreund: Was ist das für ein Bild . . . Man sieht darauf nur schwarz . . . Der Versteigerer: Das ist Kaiser Soulouque (von Haiti) aufgenommen als Daguerrotypie", lautet die - damals noch politisch korrekte - Bildlegende.

Der Pariser Kunstbetrieb des 19. Jahrhunderts und sein Publikum boten Daumiers entlarvungsfreudigem Blick eine Fülle von Motiven: Connaisseure oder solche, die es sein wollen, bei der Vorbesichtigung im Hotel Drouot; aufgeblasene Experten und Auktionatoren oder ein diskret seinen Stolz verbergender Käufer, der ganz sicher ist, "dieses Mal einen echten Raffael" nach Hause zu tragen.

Daß Versteigerungen ein faszinierendes Thema sind - ob es dabei um Gemälde und Skulpturen geht oder um völlig kunstfreie Waren wie Weihnachtsbäume, Pferde, Bären und Geflügel -, machen die rund zweihundert Gemälde und Druckgraphiken des 18. bis 20. Jahrhunderts sichtbar im jüngst erschienenen Bildband "Auktion in der Kunst". Sein Herausgeber ist der Frankfurter Auktionator Karl Heinz Arnold.

"Why, Gentlemen, the very atmosphere's worth the money!", legte 1885 ein Punch-Karikaturist einem Auktionator, der städtischen Besitz verkaufte, in den Mund. Ein bißchen traurig war die Stimmung allerdings bei einer Elefanten-Versteigerung, die auf einem 1882 entstandenen Holzstich geschildert wird: Damals kam das gesamte Hab und Gut von "Meyer's great american circus and hippodrome" unter den Hammer.

Bissige Satiren: Ein geschmeidig lächelnder Auktionator ist auf der "Eloquence or the King of Epithets" betitelten Radierung samt einer Auswahl seiner verführerischen Floskeln zu sehen. George Gambado, Esq., einem "großen Pferdeversteigerer", der auf einer englischen Lithographie des 18. Jahrhunderts ebenso drall wie gemein aussieht, möchte man auch nicht im Dunkeln begegnen. "A Going! A going! The last time, a going! - Down" lautet der Titel einer 1821 veröffentlichten Karikatur von George Cruikshank, die den Zuschlag einer scheußlichen Xanthippe-Skulptur darstellt. Sehr viel elegantere Szenen des Londoner Auktionsgeschehens bieten dagegen Thomas Rawlandson oder der große William Hogarth.

Mit unbefangenem Realismus der Sorte "Es ist so wie es ist" haben Künstler vergangender Zeiten die Vorgänge bei der Auktion von Menschen geschildert. Bilder vom "Negerverkauf" in Charleston oder in Richmond, Virginia, sind zu sehen, auch von der "Tschercassischen Ware", die auf dem Sklavenmarkt in Smyrna feilgeboten wurde. Im 20. Jahrhundert, das in diesem Bildband mit durchweg schwachen Beispielen vertreten ist, spielt dieses Thema glücklicherweise keine Rolle mehr. - Wir bilden eine "Auction of Pictures" ab, wie William Hogarth sie 1799 sah, und eine "Gemäldeauktion in Berlin", 1916 von Emil Orlik lithographisch verewigt. KONSTANZE CRÜWELL

"Auktion in der Kunst". Hrsg. von Karl Heinz Arnold. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt 1998. 214 Seiten, 127 einfarbige und 76 vierfarbige Abb., geb., 68.- Mark.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr