Es war ein schleichender Prozess, der aus dem Mann, den ich mal geliebt hatte, einen Mann machte, vor dem ich Angst hatte - Todesangst! Ich hatte Angst vor seiner Kontrollsucht, seiner Brutalität, seiner Überlegenheit, der Ausweglosigkeit meiner Lage. Doch so sehr ich Angst hatte zu bleiben, so sehr hatte ich auch Angst zu gehen. Ich musste eine Entscheidung treffen, und ich entschied mich für das Leben - für mein Leben! Ich suchte Hilfe und landete in einer Wohngemeinschaft für Senioren mit psychischen Einschränkungen. Dort fand ich nicht nur eine Unterkunft auf Zeit, sondern eine ganz besondere Gruppe Menschen, die ich heute meine Familie nenne. Ich durfte mit ihnen lachen, weinen und den Alltag teilen. Und obwohl mich mein Leben später zu neuen Aufgaben führen sollte, wird jeder einzelne von ihnen immer einen Platz in meinem Herzen haben. Ich durfte viel über das Leben lernen, definierte meine Werte neu und fand schließlich wieder zu mir selbst und damit den Weg in ein selbstbestimmtes und glückliches Leben in einer neuen, weit entfernten Heimat.