Wie hört sich die Revolution an, wie riecht eine Demonstration und wie schmeckt die Diktatur? Nader, ein geburtsblinder Iraner, wird 1980 an der iranisch-türkischen Grenze von den Revolutionsgarden daran gehindert, das Land zu verlassen. Er verschwindet spurlos. Sein Begleiter Musa schafft es bis nach Deutschland und mit ihm eine Aktentasche voller Notizen und Tonbandaufnahmen, in denen Nader aus seinem Leben erzählt: Von der Gewalt in den Erziehungsheimen, seiner Liebe zur Violine, die er vor seinem religiösen Vater verheimlichen muss, und von den Wirren der Iranischen Revolution, an der Nader auf Seiten der Kommunisten teilnimmt.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Tanya Lieske kann Eskandar Abadis Geschichte eines blinden Musikers im Iran der 70er-Jahre durchaus etwas abgewinnen, wenngleich die "stoffliche Fülle" des Romans leider nicht recht genutzt und ausgestaltet wird, wie sie meint: die Blindheit des jungen Helden, seine große Begabung für das Geigenspiel, sein Aufwachsen in beengten Familien- aber auch die politischen Verhältnisse und seine Entwicklung zum Revolutionär. Vieles davon, schreibt die Rezensentin, bleibt eher unkonturiert, Ereignisse werden nicht ausreichend erklärt, Entscheidungen nicht plausibel gemacht. Dies erzeugt zwar eine bestechende Unmittelbarkeit, die laut Lieske allerdings oft in Beliebigkeit umschlägt. Was den Roman für die Rezensentin dennoch zu einem literarischen Vergnügen macht, sind die eindringlichen Beschreibungen olfaktorischer, taktiler und auditiver Sinneseindrücke. Wie der blinde Protagonist sind auch die Leserinnen und Leser gezwungen, die Städte, Landschaften und Menschen im Buch durch andere Sinne als den visuellen zu erkunden, was sich als eine ungewöhnliche und durchaus gewinnbringende Erfahrung herausstellt, so die abwägende Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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